Lörrach Überall Protest und Wut

        
Vera Meister und Birgit Degenhardt (rechts) haben die neue Themenreihe aufgegleist. Foto: Gabriele Hauger

„Proteste – Kleben, Häkeln. Demonstrieren“ lautet der Titel der neuen Themenreihe im Werkraum Schöpflin. Zum Auftakt kommt Eckart von Hirschhausen.

Zugausfälle wegen Streik? Die Kita geschlossen? Stau durch Klimakleber? Solche Formen des Protests nerven viele, stören uns in unserer Komfortzone. Doch welche Berechtigung hat der gewaltfreie Protest, der zunehmend in unserer Gesellschaft verwurzelt ist? „Jeder hat doch eine Meinung, Wut ist überall, äußert sich in allen Medien“, erklärt Birgit Degenhardt, die gemeinsam mit Vera Meister die neue Themenreihe im Werkraum Schöpflin konzipiert hat.

Streik und Klimakleber

Wie ordnen wir diese Protestformen ein, wie wirken sie auf unseren Alltag? Bis Juni nächsten Jahres beleuchtet der Werkraum dies in ganz unterschiedlichen Formaten: mit Wortwechseln, Musik, Theater, Film bis hin zur Ausstellung.

Spannende Gäste werden in Lörrach erwartet, darunter Eckart von Hirschhausen gleich zum Auftakt am 20. September. 2019 war der promovierte Arzt, der auf die Bühne gewechselt ist, schon einmal zu Gast. Mittlerweile hat er eine Stiftung gegründet. Mit Schülern ab der 9. Klasse wird er am Mittwoch diskutieren. Fragestellung: „Was können wir ändern?“

Was können wir ändern?

Dass ein gesundes Leben nur auf einem gesunden Planeten möglich ist, will Hirschhausen dann am Abend vermitteln. Trotz des ernsten Themas wird es dabei genug zu lachen geben, versprechen die Programmgestalterinnen. Und da es ja um Nachhaltigkeit geht, appellieren sie an die Gäste, mit Bahn, Bus oder Rad zur Veranstaltung zu kommen.

Bildung für alle

„Bildung für alle“. Diese Forderung wurde schon in der 1848er Revolution erhoben. „Gleiche Chancen für Kinder? Die gibt es bis heute nicht“, kritisiert Birgit Degenhardt. Der soziale Status bestimme nach wie vor die Zukunftsperspektive von Kindern. Darüber müsse diskutiert werden. Zugesagt haben die Schulleiterinnen Stefanie Froescheis (Gewerbeschule) und Andrea Avé (Schöpflin Schule) sowie Christina Metke (Verband privater Schulen). Anstoß für diesen Wortwechsel gab im übrigen Alt-OB Gudrun Heute-Bluhm.

Faxen statt Fakten

Wie Frauen sich in der Politik behaupten, wenn Argumente nicht mehr zählen, darüber spricht der erfolgreiche Freiburger Dozent und Autor Peter Modler. Die Beispiele reichen vom Faxen statt Fakten liefernden Trump bis zum Gegenmodell Hillary Clinton.

Mit einer Lesung aus dem Theaterstück „Schwarzer Block“ greift die Reihe auch den gewaltbereiten Aspekt von Protest auf. Grundlage ist die Recherche über antifaschistischen Kampf in Deutschland.

„Was darf Protest?“ – darüber diskutieren zudem der Autor und Aktivist Raphael Thelen, der sich bei der letzten Generation engagiert, und der Jurist Ulf Buermeyer, der laut Degenhardt regelmäßig einen erhellenden Podcast zur Lage der Nation veröffentlicht.

Über die Entstehung von Greenpeace wird eine Doku gezeigt und Thilo Bode, langjähriger Geschäftsführer, zugeschaltet.

Diskussionsfreudig

„Wir haben hier im Werkraum stets ein diskussionsfreudiges Publikum“, freuen sich die Initiatorinnen. Dennoch ist ihnen klar, dass es nicht einfach ist, Publikum außerhalb einer bestimmten Blase anzulocken. Doch gerade junge Leute kämen verstärkt zu solchen Angeboten. Und: Mit der Thematik geht man auch sozusagen unters Volk: mit die Reihe begleitenden Umfragen, interaktiven Impulsen, Projektionen, einer Protest-Bibliothek und Installationen.

Das Programm

20.9.
 Sporthalle Brombach, Eckart von Hirschhausen: „Was können wir ändern“, für Schüler (12-13.30 Uhr); „Wir können es schöner haben, und gesünder“ (19.30 Uhr)

16.10.
 „Bildung für alle“

23.10.
„Wenn Argumente nicht mehr zählen – wie Frauen sich in der Politik behaupten“ mit Peter Modler

14.11.
„Was darf Protest?“

16.11.
„Schwarzer Block“, Lesung, Video und Gespräch mit Kevin Rittberger und Regisseur Sebastian Nübling (jeweils 19.30 Uhr)

29.11.
„How to change the world“, Film und Gespräch zu Greenpeace (18.30 Uhr)

5.12.
„Songs of Wisdom“, The Naghash Ensemble aus Armenien (19.30 Uhr)

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