^ Lörrach: Überwindung der Mühsal - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Überwindung der Mühsal

Die Oberbadische
Besinnliche Stunden gestalteten der Bassist Manfred Blassmann und Herbert Deininger an der Orgel. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Feiertagskonzert „Orgel und Bariton“

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Viel Biblisches beherrschte das Feiertagskonzert „Orgel und Bariton“ in der Evangelischen Stadtkirche. Die Thematik Vergänglichkeit und die Frage, was nach dem Tod kommt, die über dem Musikfestival „Goldener Herbst“ steht, war an diesem Abend mit dem Bassisten Manfred Blassmann und Herbert Deininger an der Orgel besonders präsent.

In den Liedern geht es um die Überwindung der irdischen Mühsal, der Welt ade zu sagen: eine barocke Geisteshaltung. Sie äußert sich in Bachs Liedern wie „Komm, süßer Tod“ aus Schemellis Gesangbuch oder der Arie „Schlummert ein“ aus der Kantate „Ich habe genug“ - unterschwellig das Thema des ganzen Programms.

In befriedigender Weise, einer sehr überzeugend schlichten Vortragsart, hat der Freiburger Bassist Manfred Blassmann die Bach-Gesänge dargeboten. Sowohl die beiden Schemelli-Lieder als auch die Arie erfreuten die Zuhörer in ungekünstelter Wiedergabe, einem natürlichen Fluss der Musik, Wärme und Klarheit der Stimmführung.

Den Bach-Block ergänzte Deininger mit Solowerken für Orgel, wobei er gerade in einer eigenen Abfolge von Choralbearbeitungen über „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, die er zu einer Partita zusammenstellte, ebenso wie in dem eröffnenden Präludium und Fuge c-Moll Stabilität des Orgelspiels, Stiltreue und persönliche Gestaltung vorführte.

Dramatische Höhepunkte dieses Konzerts an Allerheiligen waren die Vier ernsten Gesänge, die Johannes Brahms zu einem ergreifenden überkonfessionellen Bekenntnis zusammenfügte. Liederabende, so Herbert Deininger, Stadt- und Bezirkskantor und einer der künstlerischen Leiter des Festivals, gehörten normalerweise in einen Konzertsaal, aber Lieder mit derartigen Texten (von Salomo, Sirach und Paulus) seien auch in einer Kirche gut aufgehoben.

Deiniger hat die Brahms-Gesänge selber für Orgel eingerichtet, und sie kommen in ihrer düsteren Melancholie dem spezifischen Klangausdruck der Orgel ideal entgegen. Blassmann, ein Brahms-Interpret der jüngeren Generation, erfüllte sie mit viel Tiefe, dunklem Ernst und Ausdrucksdichte, wobei ihm seine mächtige Stimme, und sein warmes Timbre zur Verfügung standen.

Die kontemplativen, schwermutsvollen Gesänge wie „Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh“ oder „O Tod, wie bitter bist du“ erklangen mit reichlichem Maß an Einfühlung, guter Diktion und hohem Textverständnis und hatten somit starke Imaginationskraft.

Als klanglich differenziert, mithin schon orchestral und farbig in der Wirkung bleibt die Orgelbearbeitung von Deininger in Erinnerung, der die Gesänge als Begleiter sensibel unterstützte und den Brahms-Teil zudem mit zwei Choralvorspielen aus op. 122, Brahms’ letztem Werk, ergänzte.

Diese verlangen Versenkung und Zurücktreten können hinter das Werk. Deininger spielte sie mit der für Brahms typischen und wichtigen Verinnerlichung. Es war also eine besinnliche Stunde.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading