Lörrach Und der ganze Park tanzt

Gabriele Hauger

Stimmen-Festival: Auftakt der Rosenfels-Konzerte mit La Yegros und einem furiosen Cimafunk

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Die Hüften geschwungen wurden ab der ersten Minute. Das Doppel-Konzert mit der argentinischen Sängerin La Yegros und dem Afrokubaner Cimafunk eröffnete den Abschlussreigen des Stimmen-Festivals im Rosenfelspark. Ein furioser Abend, der neben elektronischer Andenfolklore einen Mix aus Funk, Salsa und Reggae bot. Der ganze Park tanzte!

Stuhlreihen waren vor der Bühne erst gar nicht aufgestellt. Zum Glück. Denn so blieb genügend Platz, sich einem neuen, überraschenden lateinamerikanischen Sound hinzugeben, der mit Klischees von laszivem Tango- oder Rumba-Idyll nur wenig gemein hatte.

Ein Hingucker die Argentinierin La Yegros mit hautengem Rock, lila Leggins, einem umgebundenen Schwanz und hörnerartigem Kopfschmuck – wohl eine eigenwillige Reminiszenz an die Anden-Folklore ihres Landes, deren musikalische Wurzeln sie mit Elektrosounds und Dancehall mischt und so ihren ureigen Stil schafft Fast tranceartig zuweilen sind die Rhythmen, und wenn man sich nach ein, zwei etwas monotonen Stücken eingehört hat, wiegen sich die Hüften wie von selbst.

Schon als Kind wollte sie Sängerin werden, erzählt sie in englisch-spanischem Mix. Problemlos verstanden wird sie von der recht großen spanischsprachigen Community, die zusehends euphorisiert die zuweilen fast einlullenden Refrains mitsingt.

All ihre Stücke teilen ein elektronisches Gerüst, bestehend aus Chamamé, Cumbias, Milongas, sogar Rap, sind unterlegt mit Synthesizern und Drumbeats, ein Akkordeon erinnert an das Tango-Argentinien. Das Konzert ist auch eine Hommage an die indigene Musikkultur, deren Spuren bis in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires führen. Fast schamanenartig ein Trommel-Solo, zwischendrin setzt La Yegros eine Holzflöte an die Lippen, bläst archaische Melodien. Das Konzert nimmt zusehends Fahrt auf, eine Zugabe ist Pflicht.

Rhythmus ist ihm Nahrung

Dunkel ist der Park, als Cimafunk ein energiegeladenes Paket aus mitreißendem Funk, Reggae, Perreo, Hip-Hop und Tumbao mitbringt. „El Alimento“ – Nahrung – heißt sein neues, zweites Album. Und lebensnotwendig sind für den Kubaner nicht nur die Einnahmen daraus (besonders in Corona-Zeiten), sondern die Musik an sich.

Rhythmen durchfahren seinen Körper, jeder Muskel bebt, die Beine scheinen aus Gummi; unbändig seine Lust an Tanz, Bewegung, Klang. Der Mann kann keine Sekunde ruhig stehen. Wie sein Name schon sagt: Dieser Musiker lebt den Funk und drückt ihm doch seinen ganz eigenen Stempel auf.

Auch optisch ist Cima, wie er genannt wird, ein Hingucker. Eine Frisur à la Grace Jones, große Sonnenbrille, hautenge Hosen mit leichtem Schlag und ein Hemd im Leopardenmuster, das er sich allerdings nach der Hälfte des Konzerts vom Leib reißt, um dann mit schweißglänzendem, perfekt durchtrainiertem Oberkörper weiterzumachen.

Seine Songs sind voller Lebensfreude, Ausgelassenheit, Körperlichkeit. Sensationell ist auch seine Band. Der Publikumsliebling an den kleinen Drums mit seinen bemerkenswert weißen Zähnen, tanzt trotz Körperfülle bis hin zum Spagat und sorgt ansonsten für den Rhythmus. Nicht zu vergessen die beiden Ladies Garcia Despaigne (Posaune) und Katerin Ferrer Llerena (Saxofon), die die Herzen des Publikums mit ihrer selbstbewussten Fraulichkeit und ihren triumphierenden, in den Abendhimmel geblasenen Tönen im Sturm erobern.

Cimafunk feiert das Leben – und lädt das Publikum dazu ein, mitzufeiern. Das kristallisiert sich gegen Ende des Konzerts heraus, als der Sänger tanzwillige Zuhörer auf die Bühne einlädt. Bestimmt zwei Dutzend kommen dem begeistert nach, tanzen und filmen sich und die Band via Handy – und wollen gar nicht mehr aufhören, nicht mehr zurück in den Alltag, wollen diesen besonderen Klang Kubas weiter hautnah spüren.

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