„Guten Tag, wir kommen für die Bekämpfung der Tigermücke.“ Diesen Satz von Artin Tokatliam und Tim Kühnlenz haben so einige Gartenbesitzer in Lörrach in den vergangenen Wochen gehört.

Von Nina Ricca

Lörrach. Die beiden  Studenten (Biotechnologie und Biowissenschaften) sehen eigentlich ganz normal aus. Sie tragen keine Gesichtsmasken oder Handschuhe sondern T-Shirt und Flipflops. Einzig die gelben Spraydosen weisen darauf hin, dass sie an der Vernichtung der 2017 entdeckten Tigermückenpopulation in Lörrach arbeiten. „Letzten Sommer konnten wir schon mittags nicht mehr draußen sitzen“, erinnert sich Andrea Silva, Anwohnerin des Blumenwegs, in dem die Population entdeckt wurde.

„Die Mücken kamen mittags, drinnen wie draußen, sie waren sehr aggressiv und die Stiche haben länger gejuckt als bei anderen Mücken.“ Nachbarn hätten schließlich eine tote Mücke an das Gesundheitsamt geschickt.

Währenddessen gehen die beiden Mitarbeiter des Instituts für Dipterologie (IfD) aus Heidelberg schnell und professionell ihrer Aufgabe nach. Sorgfältig sprühen sie das Insektengift in jede Gießkanne, jeden nassen Blumenuntersetzer und schließlich in die Regentonne.

Die verwendeten Mittel sind ungefährlich für alle anderen Lebewesen: „Selbst, wenn ein Kind oder ein Hund direkt danach aus der Pfütze trinkt, kann nichts passieren. In dem Mittel ist ein inaktiver Wirkstoff, der erst und nur im Magen der Tigermücke lebendig wird“, beruhigt Kühnlenz die Gartenbesitzer. „Die Tabletten Culinex gibt es in jedem Baumarkt, aber bei Befall verteilen wir sie kostenfrei für den Gartenbesitzer.“

Artin Tokatliam bestätigt die von Silva berichteten Verhaltensweisen der aggressiven Insekten: „Die Tigermücke fliegt nicht gerne, sie ist standorttreu und der ganze Schwarm sucht sich seine Nahrung dadurch etwa 200 Meter von seinem Schlüpfplatz. Im Gegensatz zu den meisten lokalen Mücken ist sie den ganzen Tag hungrig.“

Auch die üblichen Hautschutzmittel helfen nur wenig: „Die Tigermücke wird nur von einem hohen DEET-Gehalt abgeschreckt, und dieser Wirkstoff ist in den herkömmlichen Sprays oft sehr verdünnt“, meint Tokatliam.

Sein Kollege und er sind Masterstudenten, die bereits seit dem Frühjahr alle zwei Wochen nach Lörrach kommen, um alle vorhandenen Wasseransammlungen zu behandeln und den Bewohnern Tabletten für die Eigenbehandlung ihrer Wasserbehälter zu geben. „Wir sind sehr dankbar, man fühlt sich regelrecht begleitet“, freut sich Silva, die diesen Sommer wieder mit ihrem Mann in ihrem Garten sitzen kann.

Für Tokatliam und Kühnlenz war das Grundstück allerdings erst der Anfang, vor ihnen liegt noch ein größeres Gebiet an Kleingärten, Gärten und Terrassen. Die Nachbarschaft weiß Bescheid, viele der Grundstücke dürfen sie inzwischen auch ohne Anmeldung betreten.

„In Heidelberg kommt es schon vor, dass wir mit der städtischen Order zurückkommen müssen“, erzählt Tokatliam. In Lörrach sei das bisher erst einmal der Fall gewesen. 

Die Tigermücke erkennt man an einer weißen Zeichnung auf dem Kopf und daran, dass sie auch tagsüber auftaucht und sticht. Informationen und die Möglichkeit einen Verdachtsfall zu melden, gibt es  unter  loerrach.tigermuecke.info