Lörrach Verkaufsverbot für Ein-Euro-Ticket

Guido Neidinger
Das Ein-Euro-Ticket wird sehr gut angenommen. Foto: Kristoff Meller

Nahverkehr: Regierungspräsidium verbietet den Absatz in sechs Apotheken. Insgesamt ein großer Erfolg.

Lörrach - Anfang August eingeführt, hat sich das Ein-Euro-Ticket für Bus und S-Bahn in Lörrach als Verkaufsschlager entwickelt. Dennoch gibt es einen Wermutstropfen.

Neben vielen guten die schlechte Nachricht zuerst: In Apotheken darf das Ein-Euro-Ticket nicht mehr verkauft werden. Konkret betroffen sind sechs Apotheken (siehe Info-Kasten). In ihrem Verbotsschreiben verweist das Regierungspräsidium (RP) auf die „Apothekenbetriebsordnung“, nach der Tickets für den Nahverkehr „nicht geführt“ und demnach auch nicht verkauft werden dürfen. Birger Bär, Eigentümer der Hirsch-Apotheke, der uns das Schreiben des RP zugeleitet hat, wird ultimativ aufgefordert, „die Fahrkarten nicht oder nicht mehr über Ihre Apotheke“ zu vertreiben. Bär – ein starker Befürworter und Förderer des Ein-Euro-Tickets – reagiert enttäuscht mit den Worten: „Es ist wirklich nicht leicht sich für sinnvolle Umwelt-Projekte einzusetzen, in unserer bürokratischen Republik Deutschland.“ Bär fragt sich, warum es nicht möglich ist, wenigstens „für die einjährige Versuchsphase bis Juli 2020 eine Ausnahme“ zu genehmigen.

Auch Oberbürgermeister Jörg Lutz bedauert das Verkaufsverbot sieht angesichts von rund 30 Verkaufsstellen allerdings kein Problem für die Kunden des Nahverkehrs, an die entsprechenden Tickets zu gelangen.

Damit wären wir bereits bei den guten Nachrichten: Das Ein-Euro-Ticket hat sich zu einem dauerhaften Verkaufsschlager entwickelt. Laut Lutz wurden unmittelbar nach der Einführung im August 10 000 dieser Vierer-Tickets pro Monat verkauft. Inzwischen habe sich der Verkauf auf monatlich 7000 Stück eingependelt. „Dieses Ergebnis liegt deutlich über meinen Erwartungen“, freut sich Lutz, vor allem auch deshalb, „weil die gekauften Tickets offensichtlich abgefahren und nicht gehortet werden“.

Von zahlreichen Verkaufsstellen erreichen den Oberbürgermeister positive Nachrichten. „Der Verkauf des Tickets läuft wie geschnitten Brot“, habe ihm erst kürzlich Karstadt-Geschäftsführer Enrico Walborn gesagt.

Während sich der Kauf der Ein-Euro-Tickets für regelmäßige Nutzer von Bus und S-Bahn nach den Beobachtungen der Stadtverwaltung eingespielt hat, sieht Lutz bei Spontan-Nutzern noch Defizite. Kaum jemand könne verstehen, dass es die Tickets nicht an den Automaten oder wenigstens beim Busfahrer gebe. „Daran müssen wir arbeiten“, betonte er und ergänzte: „Wir werden nochmal mit dem intensiven Wunsch an den RVL herantreten, die Tickets auch im Bus anzubieten.“

Auf Dauer geht Lutz aber davon aus, dass die Tickets elektronisch per Handy erworben und genutzt werden können. Auch Senioren seien für diese Technik inzwischen offen. Ohnehin sei es undenkbar, alle 102 Haltestellen in der Stadt Lörrach mit Automaten auszustatten. Derzeit gibt es nur noch acht Fahrkarten-Automaten im Stadtgebiet.

Das Ein-Euro-Ticket ist für Lutz nur ein Einstieg: „Wenn wir die Verkehrswende wirklich wollen, müssen wir den Menschen die Entdeckung des ÖPNV schmackhaft machen.“

Dazu gehört für den Oberbürgermeister der verbindliche Viertelstunden-Takt und zumindest eine bessere Verknüpfung des Busverkehrs mit den Ortsteilen, vor allem den bergigen Ortsteilbereichen (Brombach-Bühl, Tüllingen, Salzert).

Abgesehen von der Notwendigkeit und den städtischen Bemühungen, den Individualverkehr in der Innenstadt zu reduzieren, sieht Lutz auch ein Umdenken bei den Bürgern und macht das vermehrte Umsteigen auf Bus und S-Bahn an mehreren Faktoren fest: Parkplatzverknappung in der Innenstadt, hohe Parkhauskosten und ein gestiegenes umweltbewusstes Verhalten.

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