Lörrach Verstand und Herz beim Lernen

Die Oberbadische
Die dritte Klasse in der Rolle der Heinzelmännchen Foto: Regine Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

Waldorfschule: Tag der offenen Tür bietet Einblicke in den Unterrichtsalltag

Von Regine Ounas-Kräusel

Lörrach. „Es ist wichtig, dass die Kinder neben Lesen, Schreiben und Rechnen auch andere Dinge lernen, dass wir nicht nur den Verstand ansprechen“, sagte Lehrerin Christiane Wehnert am Samstag beim Tag der offenen Tür der Waldorfschule. Im ganzen Schulhaus boten Lehrer, Schüler und Eltern Einblick in den Unterrichtsalltag.

Wehnert moderierte die Monatsfeier im großen Saal, bei der alle Klassen künstlerische Aktivitäten aus ihrem Unterricht vorführten. Die Drittklässler traten mit Bäckermütze und Schürze als Heinzelmännchen auf. Zum rhythmischen Vortrag ihrer Eurhythmielehrerin zeigten sie mit Gesten, wie die Heinzelmännchen „backten, fegten und hackten“.

Heinzelmännchen, ein Gedicht von Goethe und ein französischer Kanon

Die Fünftklässler trugen ein Gedicht von Goethe vor, die Viertklässler sangen einen französischen Kanon. Man beginne den Französischunterricht immer mit einem Lied, weil rhythmische Elemente wie das Singen auch das Herz ansprächen, erklärte ihre Lehrerin. Verstand und Herz – beide seien wichtig, um eine Sprache zu lernen.

Zahlreiche Besucher waren beim Tag der offenen Tür im Schulgebäude unterwegs. In den Klassenräumen erlebten sie, dass auch in klassischen Fächern wie Sprachen oder Geschichte künstlerische Elemente wie Zeichnen dazu gehören.

In einem Fachraum waren Nivellier- und andere Feldmessgeräte sowie Messlatten aufgebaut. Während ein Vater mit seinem kleinen Sohn auf dem Arm neugierig durch die Linse eines Gerätes spähte, erzählte Lehrerin Elena Miclaus vom Feldmesspraktikum der achten Klasse. Zehn Tage lang leben die Schüler auf einem Bauernhof, vermessen ihn und zeichnen zum Schluss eine Karte. Das sei ein tolles Erfolgserlebnis für die Schüler, bei dem sie außerdem die Gesetze der Trigonometrie ganz praktisch kennenlernten, sagte Miclaus.

Eine Besonderheit der Waldorfpädagogik ist der Epochenunterricht, in dem sich die Schüler drei bis vier Wochen lang intensiv mit einem Thema beschäftigen. Auch die Naturgesetze sollen sie dabei durch praktisches Tun selbst entdecken – wie etwa im Feldmesspraktikum.

Lebhaft ging es am Samstag im Werkraum von Hans-Joachim Vietz zu. Große und kleine Besucher sägten, hämmerten und formten Kupfer, Holz und Ton. In den Regalen fielen ausdrucksvollen Tierfiguren und menschliche Köpfe auf, die die Waldorfschüler aus Ton gefertigt hatten. „Wenn ein Schüler diese Materialien bearbeiten kann, gewinnt er Lebenssicherheit“, sagte Hans-Joachim Vietz. Im Werkunterricht lerne er, mit Werkzeug und den inneren Widerständen umzugehen, die zum schöpferischen Prozess gehören.

In der Waldorfschule Lörrach unterrichten derzeit 40 Lehrer 364 Schüler. Es gibt ein frisches Mittagessen aus der eigenen Mensa und eine Schülerbetreuung am Nachmittag. An der Schule können der Hauptschulabschluss, ein mittlerer Abschluss und das Abitur abgelegt werden.

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