^ Lörrach: Verstehen und Verständnis - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Verstehen und Verständnis

Willi Vogl
Bernhard Pörksen             Foto: zVg/Albrecht Fuchs

Werkraum Schöpflin: Debatte über Meinungsbildung

Lörrach-Brombach - Der Werkraum Schöpflin bot zum ersten Mal eine Präsenzveranstaltung auf Grund der großen Nachfrage auch als Live-Stream an. Zum Thema „Wie bilden wir uns eine Meinung“ diskutierten der Medienwissenschaftler Professor Bernhard Pörksen und Wissenschaftsjournalistin Susanne Götze sowie die Bundestagsabgeordneten Gerhard Zickenheiner und Christoph Hoffmann. Zudem sprachen die Gäste über Leugner des Klimawandels, Inszenierungsstile in Politik und Medien und darüber, was eine gute Gesprächskultur zur Demokratie beitragen kann.

Bernhard Pörksen eröffnete sein Impulsreferat mit der Geschichte eines Taxifahrers, der nicht an die Existenz des Coronavirus glaubte. Seine Frau erkrankte daran, er steckte sich ebenfalls an und erlitt damit einen Realitätsschock. „Realität ist das, was nicht weggeht, auch wenn man nicht daran glaubt“, stellte Pörksen fest. Fakten seien laut Pörksen heute so umstritten und gleichzeitig so nötig wie nie zuvor. Wissenschaft, Journalismus und Politiker müssten heute intensiver um Wissen, Wahrheit und Erkenntnis ringen.

Susanne Götze bezog sich auf das gleiche Thema, jedoch mit einem anderen Gegenstand. Während man beim Coronavirus schnell die Realität sehe, sei dies beim Klimawandel nicht sofort offensichtlich. Der Klimaschutz werde durch Klimaleugner, Skeptiker, Rechtsextremisten und Bremser verhindert.

In der anschließenden Diskussion wurden die Teilnehmer auch mit Situationsbeispielen aus der deutschen Politik und Medienwelt konkreter. „Politiker sind bei ihren Entscheidungen bisweilen nicht Getriebene, sondern einfach dumm. Sie verstehen die Materie nicht“, lenkte Hoffman den Blick auf oft unübersichtliche Informationsstände in den Parlamenten. Der finanzielle Zwang von Sensationsdarstellungen in den Medien sei für ihn ebenfalls ein Problem.

Zickenheiner hingegen vertrat die Auffassung, man mute den Journalisten zu viel zu, zumal in einer kleinen Tageszeitung, wenn man erwarte, innerhalb der begrenzten finanziellen Spielräume umfangreich recherchieren und kritisch Themen bearbeiten zu können. Die Wahrheit sei etwas Flüchtiges, und dies gelte vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie. Die seriöse Arbeit einer lokalen Presse wolle er stärken und sich dafür einsetzen.

Pörksens grundsätzliche Empfehlung zu einer respektvollen Kommunikation auf Augenhöhe auch mit Andersdenkenden lässt wohlgeordnete Überlegungen im Vorfeld annehmen. Man solle sich dabei bewusst machen, ob man den Gesprächspartner „versteht“, man „Verständnis“ für seine Argumentation hat oder gar im „Einverständnis“ mit ihm liegt.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading