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Lörrach Vertrauen überwindet die Einsamkeit

Martin Braun
Pfarrerin Beate Schmidtgen stellte das Buch anstelle des erkrankten Autors Johann Hinrich Claussen vor. Foto: zVg/Martin Braun

Eine Buchvorstellung gibt Aufschluss darüber, wie man aus der „Einsamkeitsfalle“ entkommen kann.

In der Alten Feuerwache gab es einen Abend zum Thema „Einsamkeit“. Es ging um eine Buchvorstellung durch die Evangelische Erwachsenenbildung Hochrhein-Markgräflerland (EEHM) in Zusammenarbeit mit der Matthäusgemeinde und dem Ökumenischen Gesprächskreis.

Pfarrerin stellt Buch vor

An Stelle des erkrankten Autors Johann Hinrich Claussen führte Pfarrerin Beate Schmidtgen, die Leiterin der EEHM, in dessen Buch „Für sich sein – ein Atlas der Einsamkeiten“ ein. Es durchmisst „Einsamkeit“ mit ihren guten und schlechten Seiten.

Schmidtgen entfaltet das Thema mit den Begriffen „Isolation“ zur bedrückenden sowie „Loneliness“ und „Solitude“ zur heiteren Seite. Einsamkeitsempfinden sei genetisch bedingt. Bestimmend sei eine Selbstregulation, die auch einschlafen könne. Regulierend sei hier ein Kuschelhormon.

Einsamkeit habe auch etwas mit der Architektur moderner Städte und sogenannter „Nichtorte“ zu tun. Schmidtgen nennt Supermärkte, Flughäfen, Hotelketten und Raststätten. Und sie lobt den Raum in der Alten Feuerwache, weil er gut passe zur „Charta der Neurourbanistik“ (Mazda Adli).

Aus der Einsamkeitsfalle

Es gehe darum, aus der Einsamkeitsfalle herauszufinden, indem man Kontakte knüpft, die das Leben verbessern. Die Abkürzungsformel EASE (englisch: Wohlbefinden) stehe für vier Worte als Wegweiser aus der Einsamkeit: Erweitern des Aktionsradius (E), Aktionsplan (A), Selektieren (S) und „Erwartung des Besten“ (E) als Vertrauen in die guten Absichten anderer Menschen.

Nach einem Gespräch zwischen Schmidtgen und ihrer interessierten Hörerschaft vor allem auch über die Erfahrungen mit Einsamkeit in der vergangenen Corona-Zeit brachte sie noch Beispiele aus den Darstellungen des Buches von Claussen: Spannend ist der Hinweis auf die vielleicht einsamste Insel dieser Welt, auf „Skellig Michael“ nahe der südwestlichsten Ecke von Irland. Es ist eine uralte verlassene Mönchsinsel mit kleinem Klosterbereich, der über 600 Treppenstufen erreicht werden kann. Es ist ein Beispiel für gute und gewollte Einsamkeit. Von hier aus wurde ganz Europa christianisiert.

Schmidtgen zeigt Weiteres zu Einsamkeit in diesem guten Sinne. Sie erinnert an das Brettspiel „Solitaire“ und stellt eine etwas absonderlich wirkende amerikanische Schriftstellerin vor, die als „Ikone der Einsamkeit“ bekannt sei: Emily Dickinson (1830-1886).

Eine Hörerin in der Runde erinnerte dabei an den Philosophen Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778), Wegbereiter der Französischen Revolution am 14. Juli 1789, und seinen Rückzugsort als einsamer Flüchtling auf der Petersinsel im Bieler See.

Hinweis auf Helen Keller

Eindrucksvoller aber war der Hinweis von Schmidtgen auf das Schicksal von Helen Keller (1880 – 1968), nach der die sonderpädagogische Schule des Landkreises Lörrach in Maulburg benannt ist. Keller war taub und blind. Gezeigt wurde, wie sie aus ihrer Einsamkeit als Kind herausfand, weil sie eine Lehrerin hatte, die ihr mit einer in die Hand getippten Schrift aus ihrer Isolation heraushalf und ihr den Kontakt zu anderen Menschen erleichterte.

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