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Lörrach Verwaltung tritt auf die Bremse

Bernhard Konrad
 Foto: Meller/Archiv

Mobilität: Kommunalpolitiker kritisieren Änderungspläne für das Ein-Euro-Ticket.

Lörrach - Im Lörracher Gemeinderat ist die von der Stadt geplante Gültigkeitsbeschränkung des Ein-Euro-Tickets kritisiert worden.

Die Verwaltung selbst bezeichnet das vergünstigte Ticket als „zentrales Projekt“ beim Stadtbusverkehr.

Die bisherige Planung

Für Fahrten mit dem ÖPNV im Stadtgebiet soll voraussichtlich zum 1. August eine vergünstigte Viererkarte zum Preis von 4 Euro eingeführt werden. Das Ticket würde zur Fahrt mit dem Stadtbus und der Regio-S-Bahn in Lörrach für einen Euro pro Fahrt berechtigen – ganztags.

Das neue Szenario

Damit keine Konkurrenzsituation mit den Zeitkarten entsteht, soll das Ticket werktags erst ab 9 Uhr gültig sein, so Oberbürgermeister Jörg Lutz kürzlich nach Gesprächen mit dem RVL (Regio Verkehrsverbund Lörrach). Der Vertrieb des Tickets soll zunächst über örtliche Verkaufsstellen wie Rathaus, Touristinformation und weitere Geschäfte abgewickelt werden. Ein Erwerb im Bus sowie über die Fahrkartenautomaten ist nicht vorgesehen.

Die Reaktionen

Aufs Ganze besehen wurde die Weiterentwicklung des Busverkehrs gelobt (wir berichten noch). Gewürdigt wurde insbesondere auch die Arbeit von Wolfgang Droll, Betriebsleiter Stadtwerke und seinem Team.

Indes sei die neu ins Gespräch gebrachte Variante „inakzeptabel“, sagte Hubert Bernnat für die SPD. Wenn die Stadt den Wandel beim ÖPNV wolle, müsse dieser konsequent attraktiver gemacht werden. Drei Faktoren seien hierfür von zentraler Bedeutung: die Taktung, die Qualität des Fahrgast-Informationssystems und die Preisgestaltung. Deshalb sollte das Ticket 24 Stunden am Tag Gültigkeit besitzen.

„Sowohl das Angebot als auch der Takt müssen für Bürger attraktiv sein“, bekräftigte Stephan Berg (Grüne). Darüber hinaus betonte er, dass das Erscheinungsbild der Haltestellen für die Akzeptanz des ÖPNV ebenfalls von Relevanz sei. Auch eine elektronische Fahrgast-Information gehöre hierzu. Matthias Lindemer (Freie Wähler) nannte die Praktikabilität als wichtige Größe bei der Einführung des Ein-Euro-Tickets. „Es sollte unbürokratisch laufen – ohne Beschränkungen.“

„Der Gemeinderat hat dem Ein-Euro-Ticket in der ursprünglichen Version zugestimmt. Der RVL konterkariert diesen Entschluss mit der neuen Variante“, machte der Fraktionsvorsitzende der SPD, Günter Schlecht, seinem Ärger Luft.

Lutz gab zu bedenken, dass auf die Stadt laut RVL deutlich höhere Kosten zukämen, als ursprünglich gedacht. Schlecht überzeugte das nicht: Der RVL operiere mit diesen Zahlen, um den ursprünglichen Plan zu verhindern „Das ist doch Kaffeesatzleserei!“ Erst nach zwei Jahren könne eine fundierte Analyse die tatsächlichen Fahrgastzahlen und Kosten deutlich machen.

Auch die von Lutz weitergegebenen Bedenken des RVL, das Ein-Euro-Ticket sei so preiswert, dass es Monatskarten Konkurrenz mache und deshalb „Kannibalisierungseffekte“ zu befürchten seien, ließen die Sozialdemokraten nicht gelten. Wenn Stadt und Gemeinderat das Ein-Euro-Ticket in seiner von Beginn an geplanten Form als sinnvoll erachteten und einführen möchten, müsse dies nicht entlang der Kartenstruktur des RVL umgesetzt werden. „Dann sollten nicht wir auf den Wandel beim ÖPNV verzichten, sondern der RVL sein Konzept der Monatskarten neu gestalten“, sagte Christiane Cyperrek.  

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