Lörrach Verwandlungskunst und Charme

Die Oberbadische

„Stimmen“: Camille O´Sullivan und Charles Pasi mit Band begeisterten im Burghof statt im Rosenfels-Park

Von Ursula König

Lörrach. Das letzte für den Rosenfelspark geplante Stimmen-Konzert fand im Burghof statt. Aufgrund der regnerischen Prognose beschlossen Burghof-Leiter markus Muffler und sein Team, auf Nummer sicher zu gehen, was sich im Laufe des gewittrigen Abends dann als richtige Entscheidung herausstellte.

Für Künstler und Publikum schien dies auch nicht weiter problematisch zu sein. Dass der Veranstaltungsraum in der Kürze der Zeit nicht bestuhlt werden konnte, erwies sich bei beiden Bands eher als Glücksfall.

Sowohl Camille O´Sullivan als auch Charles Pasi sind Musiker, die ihre Ausstrahlung enorm steigern, je näher am Bühnenrand sie erlebt werden. Die irisch-französische Sängerin hat zudem einige Utensilien mitgebracht, auf die es sich lohnte, einen genaueren Blick zu werfen. Dazu gehört nicht nur die Flasche Rotwein; alles andere als Dekoration.

Die Künstlerin dreht nicht nur stimmlich auf und lässt fast ein Jahrhundert Musikgeschichte aufleben. Ihr neues Programm Changeling“ zum gleichnamigen Album zeigt die schillernden Facetten einer Musikerin und Verwandlungskünstlerin, die sich keine Grenzen setzt. Ob verführerische Diva, flippige Rockgöre oder der atemlos, rau und wild interpretierte Klassiker „Amsterdam“ von Jaques Brel: Ihrer Faszination und oftmals ungezügelt wirkender Präsenz kann man sich schwer entziehen. Sie lebt ihre wilden Seiten ebenso aus wie fast mädchenhaft anmutende weichere Anklänge. Und sie verzaubert nicht nur mit ihrer formbaren Altstimme. Es sind die kleinen Überraschungen in ihrer Show mit der sie sich anhand von Schuhen und Hüten wandelt, um Songs von Nick Cave oder Tom Waits mit ihrer eigenen Handschrift zu prägen.

Mit dem Song „Ring the bell“ von Leonard Cohen verabschiedet sie sich in Etappen, wohl spürend, dass die Zuhörer sie eigentlich nicht gehen lassen sollen. Sie legt das Mikrofon weg, nimmt die Flasche Rotwein und geht singend durch den Saal dem Ausgang zu. Ein großer Abgang nach einem großartigen Konzert. Doch das Publikum hat keine Chance, dem lange nachzutrauern. Denn mit Charles Pasi erobert ein international anerkannter Star die Bühne, der nicht nur mit jugendlich wirkender Ausstrahlung und einer ebenfalls wandelbaren rauen Stimme beeindruckt.

Der Franzose mit italienischen Wurzeln geht dem Mythos des Blues ganz auf den Grund, um ihn, individuell geprägt, in der heutigen Zeit zu verankern. Das Blues-Schema, manchmal nur schwer erkennbar, wird aufgefrischt mit Einflüssen, die sich zwischen Rock, Soul und Jazz bewegen und einen unverwechselbaren starken Sound schaffen. Pasi holt die Zuschauer ganz nahe an die Bühne. In den ersten Reihen wird spontan getanzt, vorwiegend barfuß.

Was Camille O´Sullivan mit ihrer gekonnt inszenierten Verwandlungsshow erreicht, gelingt Charles Pasi, wenn er seine Mundharmonika aus der Hosentasche zieht: eine charismatisch aufgeladene Atmosphäre, die perfekt abgestimmt zum musikalischen Ausdruck passt. Auch er bringt ein eingespieltes Team von Musikern mit, die einen unverwechselbaren Sound kreieren, der an Elementen zusammen mixt, was oftmals auf der Freude am Improvisieren basiert.

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