Lörrach Vielseitiger Literat und Maler

Gabriele Hauger

Publikation: „Lörracher Heft“ über den Künstler Paul Hübner  erschienen/ Museumsausstellung folgt 2022

Lörrach - Paul Hübner (1915-2003) war einer der großen Künstler des 20. Jahrhunderts in Lörrach. Zu Unrecht ist er – anders als sein Künstlerkollege Paul Ibenthaler – in Vergessenheit geraten. Dies will das Dreiländermuseum nun ändern und widmet dem Maler und Literaten das neuste „Lörracher Heft“. Eine Ausstellung folgt – coronabedingt – im Juni nächsten Jahres.

Eine großzügige Schenkung der Hübner-Tochter Christiane Ahlswede von insgesamt rund 130 Werken machte das Projekt erst möglich, das von der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden unterstützt wird.

Die Kunsthistorikerin und Museumsmitarbeiterin Jeanette Gutmann sowie Museumsleiter Markus Moehring sind fasziniert von der stilistischen Vielschichtigkeit und der Qualität der Hübner-Werke.

Insgesamt lagern über 2000 Arbeiten im Familienbesitz in einem Lager in Haagen, bestens dokumentiert vom Enkelsohn Hübners. Daraus Werke für die Museumssammlung auszuwählen, sei eine Herausforderung gewesen, erzählt die Autorin und Kuratorin Gutmann.

Den Lörracher Künstler würdigt sie als bewegenden Zeitzeugen, der seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg literarisch sowie künstlerisch verarbeitete, ebenso wie die Nachkriegszeit. Gemeinsam mit Ibenthaler und den Hallers erhielt Paul Hübner im übrigen als erster Künstler die Erlaubnis der französischen Besatzungsbehörde, 1947/49 zeitgenössische Kunst in Lörrach auszustellen.

Das „Lörracher Heft“ gliedert sich – wie später auch die Ausstellung – in sieben weitgehend chronologische Kapitel. Biografie und Frühwerk werden zu Beginn beleuchtet. Als Sohn eines Fabrikarbeiters muss Hübner das Gymnasium abbrechen und arbeiten. Später bildet er sich indes weiter, beginnt bereits mit 15 zu schreiben. Nach einer zweijährigen Studienreise veröffentlicht er sein erstes Werk „Aus dem Wanderleben des T. Balder“, eine fiktive, autobiografisch geprägte Erzählung.

Hübner heiratet 1936, es folgt der Wehrdienst. 1941 ist er in Lappland stationiert, wo er heimlich malt und seine Kriegserlebnisse auch literarisch verarbeitet. Themen wie Leid und Trauer bestimmen bis in die 1950er Jahre seine Kunst. Doch finden sich auch immer wieder ästhetische, lichte Landschaftsbilder in seinem Werk, oftmals inspiriert von der skandinavischen Natur.

Nach einem Exkurs über die junge künstlerische Nachkriegsgeneration wird im „Lörracher Heft“ auf Hübners lebenslange Faszination vom Belchen eingegangen, den er an die 40 Mal malte und dem er sein Buch „Der Berg“ widmete, das ebenfalls autobiografische Züge trägt.

Paul Hübner war religiös, sein Glaube half ihm, seine Kriegserlebnisse zu verarbeiten. Künstlerisch thematisierte er in vielen Werken das Leiden und die Trauer, es gibt mehrere Kreuzigungs-Bilder.

Ganz anders – positiv und lebensbejahend – sind viele seiner Porträts, darunter auch ein kubistisches von Louis Armstrong. Ein Blick auf seine abstrakten Arbeiten, vor allem aus dem Spätwerk, schließt die Publikation ab.

Paul Hübner, der zu Lebzeiten weit über Lörrach hinaus, so auch in Freiburg, Karlsruhe und München, ausstellte, hat es verdient, wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Dies dürfte angesichts des umfassenden Bandes sowie der kommenden Ausstellung gelingen.  Die Publikation ist ab sofort im Dreiländermuseum für 9,80 Euro erhältlich (subventioniert von der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden).

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