Lörrach Vier Meister am Werk

Die Oberbadische
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Jazztone: Für Begeisterung sorgte das Jermaine Landsberger Quartett mit Sandro Roy

Im dicht gefüllten Jazztone wurde am Freitag das Jermaine Landsberger Trio gefeiert. Mit dem Geiger Sandro Roy hinterließ die Formation bei dem dreistündigen Konzert bleibenden Eindruck.

Von Veronika Zettler

Lörrach. „Wir machen Gypsy Jazz und spielen den ein bissel moderner“, diese Stildefinition gab Jermaine Landsberger, nachdem seine Formation mit dem Django Reinhardt Klassiker „Douce Ambiance“ eröffnet und mit Richard Gallianos „Waltz for Nicky“ ein Prachtbeispiel für spannende Interaktion nachgeliefert hatte.

Virtuose, Wunderkind, Teufelsgeiger - alles Attribute, die den Zuhörern bei dem 1994 geborenen Sandro Roy einfallen. Sichtlich stolz zeigte sich denn auch Jermaine Landsberger über das musikalische Nachwuchstalent aus Sinti-Reihen, „unseren jungen Shootingstar aus der Gypsy-Ecke“. Gleichzeitig bekundete Sandro Roy seine Verehrung für „Herrn Maestro“ Landsberger. „Er war einer der Ersten, die mich im Jazz geprägt haben“, bekannte der junge Geiger. Mit „J.L. Swing“ hat er dem Meister gleich mal ein musikalisches Denkmal gesetzt. „Wär’s nicht für ihn, dann wär’s für Dich“, wandte er sich an Joel Locher (Bass), der die gleichen Initialen hat. „Jazztone Lörrach“ würde auch passen, ergänzte ein Zuhörer.

Der schon jetzt mit vielen Preisen dekorierte Sandro Roy hat seinem 2015 erschienenen Debütalbum „Where I Come From“ dieser Tage die CD „Souvenir de Paris“ folgen lassen. Inspiriert von einem Aufenthalt in Paris, der Stadt, in der Django Reinhardt „dem amerikanischen Jazz eine europäische Antwort“ gab, wie der Sinti-Gitarrist Wawau Adler einmal im Jazztone erklärte.

Virtuos, schnell und bei vollem Körpereinsatz begeisterte Sandro Roy mit packenden und energiegeladenen Improvisationen. Den lyrischen Ton beherrscht und liebt er freilich genauso, wie er unter anderem in seiner melancholischen Ballade „Souvenir de Paris“ oder dem Roby Lakatos Stück „Post Phrasing“ zeigte. Dass der gebürtige Augsburger auch in anderen Stilrichtungen so heimisch wie erfolgreich ist, erahnt man spätestens dann, wenn er seine Brillanz im klassischen Bereich im Zuge kunstvoll improvisierter Winkelzüge anklingen lässt.

Der vielseitige Jermaine Landsberger, der im Jazztone schon vier oder fünf Mal hinreißend gespielt hat und zu den großen Lieblingen des Jazzclubs gehört, entfaltete kraftvoll und rasant swingend sein opulentes Tastenfeuerwerk. Nach den nicht steigerbaren Läufen im Stück „Gypsy Swing“ freute er sich über etwas „Abkühlung“ in der darauffolgenden Grappelli-Nummer „Wendy“.

Das übliche Kern-Instrument des Gypsy-Jazz, die Gitarre, fehlt in dieser Besetzung, doch der musikalische Geschwindigkeitsrausch gerade der Gypsy-Gitarristen befeuert auch dieses Quartett. Alle vier glänzten mit atemberaubenden Solotechniken und kassierten dafür immer wieder Zwischenapplaus. Erstaunlich, wie der Stuttgarter Joel Locher, der schon oft und in verschiedenen Formationen in Lörrach zu erleben war, am Bass das swingende Fundament legte. Nicht zuletzt der Münchner Guido May - unverkennbar Schlagzeuger aus Berufung - spielte sich nachhaltig ins Zuhörergedächtnis. Gerade zwischen May und Roy entspannen sich immer wieder Dialoge von atemberaubender Dichte und Schnelligkeit. Wenn May mit verzückten Lächeln sämtliche Spieltechniken zu einen majestätischen Groove verbindet, lässt er den Funken zum Publikum immer wieder aufs Neue überspringen.

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