Lörrach Virtuosität auf Schwäbisch

Beatrice Ehrlich
Er ist der sichtbarere der beiden Mehl-Brüder: Magnus Mehl am Saxofon. Von sich hören machen alle beide. Foto: Beatrice Ehrlich

Konzert: Ferenc und Magnus Mehl im Jazztone. Neues Album.

Lörrach - Es war ein weiterer Höhepunkt im diesjährigen Programm beim Jazzclub 56 Lörrach: die Vorstellung des neuen Albums „Broken Circle“ der Brüder Ferenc und Magnus Mehl aus Stuttgart mit ihrem Quartett im Jazztone am Freitagabend. Dass die Brüder vielfach ausgezeichnet wurden – Magnus als Jazzmusiker des Jahres 15 – ist kein Wunder: ihre Art, sich musikalisch auszudrücken ist hochvirtuos und kreativ, mit ihrer ernsthaften, anspruchsvollen, zugleich aber wohltuend unangestrengten Haltung geben sie dem Jazz von heute ein äußerst ansprechendes Gesicht, das dazu angetan ist, neue Hörergruppen zu erschließen.

Facettenreiches Spiel

Davon sah man erstmal nichts am Freitagabend. Das Konzert war nicht übermäßig gut besucht, ein bisschen entstand der Eindruck eines eingeweihten Kreises echter Kenner. Dabei lohnt allein schon das facettenreiche Spiel auf Alt- und Sopransaxofon von Magnus Mehl genaueres Hinhören: die Vielfalt der Töne und Geräusche, die breite Palette von Klangfarben, von trocken und flach angestoßenem Flap-Flap bis hin zum warmen Klang ähnlich der Zigeunergeige, ließ die Abfolge der Stücke keinen Moment lang in Routine verharren. Als Zuhörer war man stets unbedingt gespannt darauf, was als nächstes kommt.

Und das konnte sich sehen lassen, allem anderen voran das Titelstück der neuen CD, „Broken Circle“. Temperamentvoll und mit musikalischem Charisma, eingeleitet durch ein eindrückliches Zwiegespräch von Saxofon und Gitarre, setzt es neue Maßstäbe, die Handschrift des Komponisten wird deutlich erkennbar.

Ein toller Spannungsbogen entstand mit dem lyrisch-bedächtigen Titel „Smooth“ aus der Feder von Ferenz Mehl gleich darauf, der trotz seines gebremsten Tempos und leiser Töne vor Leben vibriert. Beide Stücke bildeten das irgendwo auch eingängige Herz dieses Konzertabends, so mancher Fuß kommt ins Wippen, ein Lächeln vielen auf die Lippen. Drumherum haben die Mehls und Co. weniger eingängige Kost gruppiert.

"Floating Clouds"

„Floating Clouds“, inspiriert von Ferenc Mehls neuem Hobby Fliegen ist eine Aneinanderreihung in freier Improvisation hörbar gemachter Turbulenzen und Höhenflüge, die im wahrsten Sinne des Wortes die Grenzen des Raums ausloten: im virtuosen Spiel mit vielfältigen Ausdrucksformen ihrer Instrumente sowie im Integrieren verschiedener Strömungen des zeitgenössischen Jazz wurden die ausgezeichneten musikalischen Grundlagen des hochgelobten Quartetts deutlich. Anerkennenswert ist in diesem Zusammenhang die solide Leistung des jungen Gitarristen Philipp Brämswig, der souverän den Part des gewohnten Gitarristen Martin Schulte übernommen hat. Am Bass gelang es Fedor Ruskuc mit seiner besonderen, von der Kultur der Streichinstrumente beeinflussten Spielweise eigene Akzente in seinen Soli zu setzen.

Jazz für alle, unbedingt: Den Aufruf, der Mehls, doch das nächste Mal Kinder und Enkel ins Jazzkonzert mitzubringen, sollte man sich unbedingt zu Herzen nehmen. Denn wer hier das Hören nicht lernt, der lernt es nie.

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