Lörrach Vokalartisten mit Witz

Jürgen Scharf
 Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Die vier Stimmakrobaten von LaLeLu singen im Burghof Politiker-Choräle im Volkston

Das Publikum ist zurück. Zumindest im Kabarett. Auch bei der A-Cappella-Comedy-Gruppe LaLeLu war der Burghof rappelvoll. Die Zuschauer waren auch nicht gespalten, sie lachten unisono.

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Haben Sie also alles richtig gemacht? Der Titel des neuen Programms der Hamburger Vokalformation suggeriert dies zumindest. Im ersten Teil haben sie sicher das „A-Cappella“ richtig gemacht. Sie singen in dieser Show, was das Zeug hält, machen einen überdrehten Mix aus Gesang, komischen Anteilen, Pop, Rap und Rock. Fantastische Stimmen haben sie ja, vor allem die Finnin Sanna Nyman, aber auch der Tenor Jan Melzer, der Bariton Frank Valet und der Bass Tobias Hanf, der zum Glück mehr zu tun bekommt und mehr Text hat als nur die „Dadada“-Begleitung. Als Stimmenimitator nämlich.

Überrascht ist man, dass das Quartett bis zur Pause eigentlich nur eine reine Gesangsshow macht. Kennt man die Vokalartisten doch eher für ihren hintergründigen Witz und ihre unverschämte Salonwidrigkeit, mit denen sie etwa ihr gerade abgespieltes Weihnachtsprogramm so humorvoll-anarchisch auf die Bühne gebracht haben (was haben wir gelacht!).

Na, meine Dame, meine Herren, wo bleibt im neuen Programm Ihr subversiver Humor? Aber es gibt ja noch den zweiten Teil. Und hier finden sie zum Wort „Comedy“ im Titel zurück, zu den Parodien, Wortspielen, zu dem herrlichen Klamauk, den sie so gut können, zu dem bissigen Humor und der erfrischenden Respektlosigkeit, für die sie bekannt sind.

Der heiße Atem der Aktualität hält sie in Trab in Polit-Parodien über die deutschen Minister, Parteigrößen, Kanzler und Ex-Kanzlerin.

Auch das Grundgesetz haben sie dabei, das darf man wieder zitieren, die Würde des Menschen, den Artikel 1 und 2 und den Artikel 5, den LaLeLu im Stil eines bulgarischen Frauenchores singt, aber nicht mit pauschaler Feierlichkeit, sondern recht (an-)griffig. Da ist es wieder, das alte hohe kabarettistische Niveau, der eigenwillige Musikstil, mit dem sie eigentlich in keine Schublade passen.

Im ersten Teil wird nicht viel politisiert, da geht vielmehr musikalisch die Post ab in den raffiniert gemachten Arrangements bis hin zu „La Mer“ auf plattdeutsch. Thematisch dreht sich das Programm um Wahrheit, Spaltung der Gesellschaft, Meinungsfreiheit, ökologisch korrektes Leben, kulturelle Aneignung.

Letzteres auch ein Seitenhieb auf den Mann im Rock. Frank Valet erlaubt sich, den angesagten Männerrock zu tragen, mit Verweis auf die Minderheit der Rock tragenden Männer, und macht im wahrsten Sinn „Rockmusik“. Das ist lustig und nachhaltiger Blödsinn, so wie man dieses Ensemble von früheren Auftritten in bester Erinnerung hat.

Und sie werden an diesem Abend auch immer besser, gerade wenn sie als Stimmakrobaten zusammen Politiker-Choräle im Volkston anstimmen. „Heizung ade, Frieren tut weh“, tönt es in den Volkslied-Parodien, wo es kräftig lindnert, merzt und scholzt. Oder wenn Sanna Nyman als Claire Waldoff auf Diseuse macht und „Olaf heest’er“ singt.

Am besten sind die Nordlichter nach vor in ihren Musikparodien wie dem abschließenden Corona-Medley, in dem sie diese Zeit noch einmal Revue passieren lassen und alles musikalisch und thematisch beackern vom Lockdown bis zur Quarantäne.

Tobias Hanf ist „at his best“, wenn er in einer witzigen Nummer die Politprominenz von Özdemir, Lauterbach, Habeck bis Merkel und Schröder nachmacht und parodistisch durch den Kakao zieht. Spätestens nach der Pause haben die fantastischen Vier die Spaltung überwunden und ihre Mission erfüllt. Also alles richtig gemacht? Sieht so aus. Das Publikum jedenfalls tobte.

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