Lörrach Vokaltechnisch erste Sahne

Jürgen Scharf
„Apollo 5“, die fünf exquisiten Stimmen aus London, kamen zum Gesangsfestival. Foto: Scharf

Stimmen-Festival: „Apollo5“ in der voll besetzten Stadtkirche

Von Jürgen Scharf

Lörrach. „Apollo5“: Der Name erinnert an den Testflug 1968 in den Weltraum, eine unbemannte Mission zur Erprobung der Mondlandefähre. Eine gänzlich andere Apollo-Mission verfolgt das gleichnamige Londoner Vokalensemble, das eher an den griechischen Gott der Musik denken lässt und jetzt beim Stimmen-Festival in der voll besetzten Stadtkirche musikalisch abgehoben hat: mit einer sehr harmonisch zusammen klingenden fünfköpfigen Apollo-Mannschaft.

Das britische A-cappella-Quintett knüpft mit seinem Wohlklangstil an die King’s Singers an und durchreist über 500 Jahre Musikgeschichte im einstündigen Zeitraffer. Von der englischen Renaissance bis zur heutigen Folk- und Popmusik reicht ihr Repertoire, wobei sie im Klassikbereich (Franz Schubert) genauso erstaunlich idiomatisch klingen wie in den Folk- und Popgefilden. Ja, die Schumann-Ballade „Der König in Thule“ war sogar ein Höhepunkt ihres Cross-over-Programms.

Stimmungsvoll zur Geltung

„Apollo5“ legt schon in „Virgen Sancta“ des altspanischen Komponisten Francisco Guerrero die Aufführungslatte hoch und lässt ganz besonders die Qualität des Briten Gerald Finzi stimmungsvoll zur Geltung kommen. Schuberts „An die Musik“ macht Spaß in einem poppigen Arrangement für Vorsänger und Dü-Dü-Dü- Background-Gesang.

Das titelgebende Lied „Where All Roses Go“ nach der 2021 erschienenen CD wird kunstvoll verziert. Emily Owen und Clare Stewart (Sopran), Oscar Golden-Lee und Oli Martin-Smith (Tenor) und Greg Link (Bass) präsentieren sich in Lörrach als fünf Goldkehlchen, die längst zum Hochadel der Vokalensemble gehören, und sie singen auch die Folk- und Popmusik in schlichter Eleganz und purer Schönheit.

Lupenreine Intonation

Mit stimmlicher Homogenität und lupenreiner Intonation demonstrieren sie perfekte Gesangskultur. Die fünf Sänger sind vokaltechnisch erste Sahne. Die schönen Timbres der Stimmen, besonders der sich über den Gesamtklang legende natürliche, unverfärbte Sopran, gehen balsamisch ins Ohr.

Das stil- und epochenübergreifende Programm war sowohl etwas für Stimmfetischisten, den an Vokalkunst interessierten Klassikfreund als auch für den in den Sound verliebten Popfan.

Die alte Musik wirkt nie aus dem Hörmuseum geholt, sondern glänzt wie vokale Edelsteine. Und auch die Klassik hat Klasse und zeigt, dass sie im Rahmen des Stimmen-Festivals gut aufgehoben ist.

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