Im Plauderton vermittelte Gertrud Herbster ihr reiches Wissen über Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. Markus Pflüger (1824 - 1907) bezeichnete sie als einen der innovativsten Köpfe.
Der Hirschen-Wirt war Wegbereiter der 1848er Revolution. Er initiierte den Bau der Wiesentalbahn und des heutigen Markus-Pflüger-Heims in Wiechs. Sein Ehrengrab wurde von einem Sturm zerstört.
Zwei Grabstätten mit großen weißen Grabplatten sowie einem weißen Engel erinnern an die Familien Koechlin und Aichele/vom Hove, die als Gründer und Anteilseigner die Lörracher Textilfirma KBC und die Tuchfabrik, heute TTL, groß machten.
Herbster führte zu den Gräbern von Bürgermeistern, Abenteurern, Handwerkern und anderen Persönlichkeiten wie Walter Jung (1923 - 2004), Ratsschreiber und leidenschaftlicher Kenner der Stadtgeschichte. „Als Müpfi“ schrieb er in unserer Zeitung jahrelang seine alemannischen „Sermönli“ über Ereignisse, die Lörrach beschäftigten.
Gedanken an die Opfer
Der alte und der neue Teil des Friedhofs sind durch einen Rad- und Fußweg getrennt. Verbunden sind sie über eine Lindenallee, die beim Ehrenmal für die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege endet. Mehr als 800 Namen sind dort vermerkt.
Im neuen Friedhof steht auch der Gedenkstein für die Opfer des Wiesehochwassers von 1882. Es zerstörte die Holzbrücke an der Teichstraße und riss vier Erwachsene und neun Kinder in den Tod. Gertrud Herbster wies auch auf besondere Bestattungsformen hin, etwa auf das muslimische Gräberfeld.
Der jüdische Friedhof
Der jüdische Friedhof liegt hinter einer Mauer direkt neben dem städtischen Friedhof. Nach jüdischem Glauben werde jede Grabstätte nur einmal belegt, damit die Seelen aufsteigen können, wenn eines Tages der Messias komme, berichtete Gertrud Herbster.
An den Gräbern erinnerte sie an die Verbrechen der Nationalsozialisten an den jüdischen Bürgern Lörrachs. Sie berichtete auch von zwei Geschwistern, die der Deportation nach Gurs nicht entkamen, weil die Schweiz sie nicht als Flüchtlinge aufnahm. Höchstwahrscheinlich wurden sie in Auschwitz ermordet.
In den 1990er Jahren erwachte die israelitische Kultusgemeinde zu neuem Leben, jüdische Menschen aus der früheren Sowjetunion wanderten zu. Seitdem wurde auch der Friedhof erweitert. Lörrachs erster jüdischer Friedhof entstand schon 1670 am Schädelberg.