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Lörrach Von den Abgründen des Lebens

Regine Ounas-Kräusel
Zuschauer werden vom Duo gerne eingebunden. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Kabarett: „Ohne Rolf“ gastiert mit seinem Programm „Seitenwechsel“ im Burghof

Von Regine Ounas-Kräusel

Lörrach. Seine schlagfertigen, skurrilen Dialoge über die Abgründe des Lebens entfaltet das Kabarettduo „Ohne Rolf“ ganz ohne zu sprechen, nur mit Sprachplakaten. Es gastierte mit seinem Programm „Seitenwechsel“ in der Reihe „Worthasenohrenart“ im Burghof. Die Zuschauer, die das Duo auf die Bühne holte, trugen mit ihrer Bereitschaft sich einzulassen, zum Gelingen der Show mit bei.

Das Luzerner Duo hat viele Fans: Der Burghofsaal war, soweit coronabedingt möglich, gut besetzt. Etliche Besucher bewarben sich am Einlass auf bereit liegenden Kärtchen für eine Teilnahme an der Show. Auf der Bühne dann drei Haushaltsleitern, drei Ständer für die Sprachplakate, dahinter Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg: das Duo „Ohne Rolf“. Die beiden suchen unter den Zuschauern für Jonas Ersatz im Duo – das ist die Rahmenhandlung, die eine unerwartete Wende nimmt. Zunächst wandert Christof mit einem weißen Pfeil an einer Stange durchs Publikum und stoppt bei einem gestandenen Mann mit Haarkranz. Auf der Bühne blättert der Mann nach Jonas Eisbrecher „Schöne Brille“ die Plakatdialoge bald routiniert mit. Ja, er blättert den verdutzten Künstlern in Windeseile Gefahren vor, in denen sie schweben – vom Unwetter bis zum Sturz von der Leiter. Bis Jonas einen Versicherungsvertrag unterschreibt, um dann sein nächstes Plakat umzublättern: „Danke für das Gespräch.“

Den Versicherungsvertrag unterschrieben, obwohl man das eigentlich gar nicht wollte. Wer kennt so etwas nicht? Zusammen mit den Zuschauern auf der Bühne blättert das Duo Abgründe des Lebens auf. Da ist der Fernsehchirurg, der den Druck seines Berufs kaum aushält. Unterlegt von stampfenden Bässen blättert er seinen Alltag hin zwischen „Auto, UG, WC, OP“, bis er – am Handy zu einem Notfall nach Kitzbühel gerufen – durch den Zuschauersaal hastet.

Für Lacher sorgt auch die die freundliche Nancy aus „Äläbämä“, mit der die Kabarettisten schräge deutsch-englische Dialoge führen. Als sie um das Plakat mit der „Schünen Brelle“ bittet, ist klar: Jonas‘ Eisbrecherspruch ist zum Running Gag geworden. Eine Journalistin überschüttet die Kabarettistin, die noch immer einen Ersatzkandidaten für ihr Duo suchen, mit einem Vortrag über Relevanz und die richtigen Fragen.

„Wirewürden sie sich selbst beschreiben?“, fragen die Kabarettisten die nächste Kandidatin: „Ich bin ständig unterwegs, bin einsam. Für Viele bin ich das Ende. Ich bin der Tod.“ – „Wie bitte?“ entfährt es den Künstlern per Plakat. Doch dann gehen sie auch dieses schwere Thema flapsig und ohne Beschönigung an. Sie komme so früh, weil sich niemand gerne von ihr überraschen lasse, erklärt Frau Tod den beiden. Christofs Bemerkung „Dann kann ich ja gleich von der Brücke springen“, kommentiert sie kühl: Sie nehme nicht jede x-beliebige Einladung an.

Doch als Jonas schließlich vom Paradies aus anruft, lacht das Publikum: Er habe hier eine gemütliche Höhle mit Getränken satt und kostenlosem WLan. Was braucht der Mensch mehr?

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