Lörrach Von der Pflanzung bis zur Fällung dabei

Regine Ounas-Kräusel
Die Baumpfleger entfernen in einer Linde im Garten des Waldorfkindergartens bruchgefährdete und störende Äste. Mit Seilklettertechnik und Handsäge arbeiten sie hochpräzise. Foto: Regine Ounas-Kräusel

In Lörrach gibt es rund zehntausend Stadtbäume. Fünf städtische Baumpfleger kümmern sich um sie. Der Klimawandel bringt für ihre Tätigkeit zahlreiche zusätzliche Herausforderungen mit sich

Der Neubau des Waldorfkindergartens liegt am Rand des Grüttparks. An einem Spätsommermorgen arbeiten drei Baumpfleger an einer großen Linde im Garten. Adrian Meier und Ismet Vrankaj entfernen mit der Handsäge zügig und präzise Äste. Sie arbeiten, von einem Seil gesichert, mal auf einem Ast stehend, mal fast waagerecht im Baum hängend. Tim Hoti hat als Mann am Boden alles im Blick. Er warnt, wenn unten auf dem Weg ein Radfahrer durchkommt: „Baum Stopp!“ Er hilft, falls sich mal die Seile verheddern, oder hängt eine Wasserflasche an, wenn ein Kollege Durst hat.

Es wird im Team gearbeitet

Baumpflege ist Teamarbeit. An diesem Morgen geht es um Kronenpflege. Dürre, bruchgefährdete Äste werden entfernt, außerdem tief hängende Äste, damit die Kinder ungehindert spielen können. Auch Äste, die aneinander reiben, sägen die Männer ab, um die Linde gesund zu erhalten. Durch die Reibung entstünden Wunden, in die Schadpilze eindringen können, erklärt Steffen Vogel, technischer Leiter Stadtgrün. An Straßen müsse man außerdem ein Lichtraumprofil von 4,50 Metern frei schneiden, an Geh- und Radwegen von 2,50 Metern.

Bei der Stadt Lörrach arbeiten fünf Baumpfleger. Wer diesen Beruf ausüben will, kommt normalerweise aus einem grünen Beruf wie Gärtner oder Forstwirt und absolviert eine einjährige Fortbildung als Fachagrarwirt Baumpflege. Vier Kollegen bei der Stadt haben diese Qualifikation.

Sturmschäden beseitigen

Zwei Mitarbeiter werden gerade fortgebildet, um das Team auf sechs Mann zu verstärken. Körperlich anstrengend sei der Beruf, sagt Tim Hoti und lacht: „Ich brauche kein Fitnessstudio.“ Die Arbeit draußen in der Natur mache ihm großen Spaß.

Die Baumpfleger kümmern sich um den ganzen Lebenszyklus der Stadtbäume – von der Pflanzung über Jungbaum- und Kronenpflege bis hin zu Fällungen. Seit mehreren Wochen müssen sie außerdem Sturmschäden beseitigen. Das große Unwetter am 16. Juni und ein kleineres Ende August hätten in Lörrach mehr als 500 Bäume beschädigt, sagt Vogel. 50 werde man wohl fällen müssen, so auch die Platanen am Marktplatz, deren abgeknickte Äste in den Himmel ragen.

Fällungen nehmen zu

Die Zahl der Baumfällungen hat in den zurückliegenden Jahren zugenommen. Laut einer Mitteilung der Stadt vom November 2022 mussten bis vor einigen Jahren jeden Winter 60 bis 80 Bäume gefällt werden, inzwischen sind es 100 bis 140. Steffen Vogel macht den Klimawandel dafür verantwortlich: stärkere Stürme, weniger Regen, mehr Hitze, sagt er. Seit 20 Jahren messe die Stadtgärtnerei die Niederschläge: Während früher 1000 bis 1200 Milliliter Regen pro Jahr fielen, habe es im Durchschnitt der zurück liegenden drei Jahre nur 500 bis 600 Milliliter geregnet. Immer häufiger gebe es wochenlange Hitzeperioden und Starkregen, bei denen das Wasser oberirdisch abläuft anstatt im Boden zu versickern, schildert Vogel. All das verursache bei den Bäumen Hitzeschäden und mache sie anfälliger für Pilzkrankheiten.

„Wenn möglich, pflanzen wir bei jeder Baumfällung nach“, erklärt Vogel. Aber das sei nicht immer möglich. Heute hebe man für die Bäume viel größere Pflanzgruben aus als früher. Wenn dann unter der Straße viele Versorgungsleitungen liegen, sei nicht immer Platz für die neue, größere Pflanzgrube. Immer häufiger pflanze man hitze- und trockenheitstolerante Baumarten, zum Beispiel südeuropäische Eichen.

Auch die Pflege der frisch gesetzten Bäume ist aufwendiger geworden. Während die Stadtgärtnerei sie früher drei Jahre lang mit Wasser versorgen musste, müssen sie inzwischen fünf Jahre lang gegossen werden, sagt Vogel: Und selbst dann käme es vor, dass ein Baum nach zehn Jahren doch noch vertrocknet.

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