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Lörrach Von der Sonne mehr als verwöhnt

Die Oberbadische
Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Weinbau: Reben am Tüllinger haben Hitzesommer gut überstanden/ Hauptweinlese startet am Mittwoch – so früh wie noch nie

So früh wie noch nie – am Mittwoch und damit erstmals im August – beginnt die Hauptweinlese am Tüllinger Berg. Hintergrund ist der heiße Sommer. Die lange Hitzeperiode hat den Trauben indes kaum geschadet. Rebobmann Karlheinz Ruser rechnet sogar mit einer sehr guten Qualität und einem ordentlichen Ertrag.

Von Kristoff Meller

Lörrach. „Wir hoffen jetzt alle auf kühleres Wetter“, erklärte Ruser am Donnerstagmittag, als die Sonne noch bei über 30 Grad auf die Trauben knallte und die Öchslegrade weiter nach oben schießen ließ. „Durch die extreme Wärme geht es so schnell, dass wir am Mittwoch unbedingt starten müssen, sonst ist das Mostgewicht zu hoch und wir bekommen zu starke Weine“, erklärte Ruser. Im bisherigen Rekordsommer 2003 sei es ähnlich gewesen. Damals wurde Anfang September mit der Hauptlese begonnen – rund drei Wochen früher als normal. „Das war trotzdem schon fast zu spät“, weiß Ruser heute rückblickend. Weiß- und Spätburgunder hatten damals bis zu 15 Prozent Alkoholgehalt.

Doch offenbar scheint Petrus ein Winzerfreund zu sein. Denn nur wenige Stunden später kam bereits die erste Abkühlung in Verbindung mit Blitz und Donner. „Ein bisschen Regen macht nichts, solange es jetzt nicht 14 Tage Dauerregen gibt“, erklärte Ruser. Wenn das Wetter mitspielt, geht der Rebobmann für seine rund 5,7 Hektar am Tüllinger von einer „sehr guten Qualität“ und einer „normalen Menge“ aus.

Mit der anhaltenden Hitze kamen vor allem die älteren Reben gut zurecht. Doch auch bei den jungen Trieben halten sich die Schäden aufgrund der Trockenheit laut Ruser in Grenzen: „Unser Glück im Vergleich zu anderen Anbauregionen war es, dass es im April nochmal relativ viel Regen gab, davon zehren wir jetzt noch.“ Und: Durch das trockene Wetter gab es in diesem Jahr keinen Pilzbefall und kaum Schädlinge. Die Nachwirkungen des 2017er-Jahrgangs, als ein später Frost im April für teils massive Einbußen sorgte, waren hingegen noch immer spürbar. Einige geschwächte Reben haben die Winzer ausgedünnt, damit die Triebe in diesem Jahr nicht so viele Trauben tragen müssen.

Mittelfristig wohl regelmäßig frühere Lese

Angesichts des Klimawandels und der Häufung von Hitzeperioden im Sommer rechnet Ruser damit, dass sich die hiesigen Winzer mittelfristig auf eine frühere Lese einstellen müssen. Bislang starte in normalen Jahren die Hauptlese um den 22. September, doch die Trauben haben schon jetzt diesen Reifegrad erreicht. Auch die Ansiedlung neuer Rebsorten sei ein Thema – für die jüngeren Winzer. „Ich werde dieses Jahr 65 und habe keinen Nachfolger, da brauche ich nicht über eine Rebgeneration nachdenken, die 30 Jahre dauert“, erklärte Ruser.

Für jüngere Weinexperten könne das aber ein Thema werden: „Cabernet-Sauvignon war bei uns bisher grenzwertig, der Riesling ist hingegen schon jetzt kein Thema und eher was für nördlichere Breiten.“ Die Klassiker Burgunder und vor allem der Gutedel mögen es laut Ruser hingegen lieber etwas kühler und feuchter als in diesem Jahr. Langfristig könnte es das Markgräfler Nationalgetränk schwer haben am Lörracher Weinberg.

Tüllinger Weinmarkt am 9. September

Beim Tüllinger Weinmarkt am Sonntag, 9. September, ab 11 Uhr, wird der Gutedel hingegen gut vertreten sein. Das Schaufenster für die Weine der Region findet damit nicht wie sonst vor der Hauptlese statt. Dennoch orientieren sich die Straußwirtschaften an der Veranstaltung: „Wir machen immer am Freitag vor dem Weinmarkt auf“, erklärt Michael Lindemer von der gleichnamigen Straußwirtschaft, der rund eineinhalb Hektar Reben am Berg bewirtschaftet. Einen Tag früher ist die „Wiischänk Düllinger Schnägg“ von Gabi Greiner dran und als erstes wird Siegfried Trefzer („Trefzers Wiistübli“) seine Pforten am 5. September öffnen.

Dabei ist es eigentlich noch zu früh und vor allem zu warm: „Bei 35 Grad hat doch keiner Lust auf Sauserbummel und neuen Wein“, sagt Lindemer. Normalerweise sei Anfang Oktober die Hauptsaison, bis dahin werde es aber wohl in diesem Jahr keinen „Neuen Süßen“ mehr geben.

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