Lörrach Von der Zelluloid-Zeit zur Film-Datei

Adrian Steineck
Alfred Behm steht im Projektionsraum des Cineplex Lörrach. Gelernt hat der Filmvorführer sein Handwerk noch zu Zelluloid-Zeiten. Foto: Adrian Steineck

Wer im Lörracher Cineplex einen Film anschaut, der profitiert dabei von Alfred Behms Wirken im Hintergrund.

Alfred Behms „Reich“ ist beengt und laut. Wer aber bei dem Beruf des Filmvorführers an das Rattern eines Filmprojektors denkt, durch den eine Filmspule läuft, der täuscht sich: Es ist die Lüftungsanlage, die im Projektionsraum zu hören ist. „Heute ist es Computerarbeit“, sagt der 61-Jährige zu dem Umstand, dass er mittlerweile mit Festplatten und Datensätzen anstatt mit schweren Büchsen voller Zelluloidrollen hantiert.

Handwerk hat sich durch Digitalisierung gewandelt

Behms Handwerk hat sich stark gewandelt, seit der im Jahr 1962 Geborene erstmals mit dem Kino in Berührung kam. Sein Vater war Filmvorführer, die Mutter reinigte zwischen den Vorführungen den Kinosaal. Mehr noch: Die Familie lebte in einer Werkswohnung direkt neben einem Kino in Cottbus. „Mein Vater brauchte mich nicht ins Kino mitzunehmen, denn es lag buchstäblich direkt vor unserer Tür. Wir waren nur durch einen Gang vom Projektionsraum getrennt“, erinnert er sich mit leuchtenden Augen. Zu DDR-Zeiten waren die Lichtspielhäuser größtenteils landes- respektive volkseigen. Die Bezirksfilmdirektion Cottbus war zentral für das Programm der damals drei Kinos in der Stadt zuständig.

Trotz seiner frühkindlichen Prägung war Behms Berufswahl keineswegs vorgezeichnet: Er absolvierte zunächst eine Lehre auf dem Bau. Als Filmvorführer war er anfangs nur nebenberuflich tätig. Erst nach dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989, nachdem viele Kinos in Ostdeutschland von dem in Babelsberg ansässigen Filmunternehmen UFA übernommen wurden, stieg er vollends in den Beruf des Filmvorführers ein. Häufig zog er damals auch mit einer mobilen Leinwand durch die Städte und Dörfer im Osten, um in Wirtshäusern und Stadthallen Filme vorzuführen. „Das hat immer Spaß gemacht“, denkt Behm, der auch Open-Air-Kinoveranstaltungen organisierte, an diese Zeit zurück.

Schon damals kam er mit der Kinobetreiberfamilie Schweikart in Berührung, die das Cineplex in Lörrach betreibt und bis zu seiner Schließung im vergangenen Jahr auch für das Union-Kino verantwortlich war. Über die Verbindung zu den Schweikarts kam Behm nach Lörrach, wo er seit dem Jahr 2000 im Cineplex am Alten Markt, damals noch Metropolis, tätig ist.

Ein Beruf, der nach und nach ausstirbt

Wenn Behm von seinen beruflichen Anfängen erzählt, wird auch der rasante technische Wandel durch die Digitalisierung greifbar. „Die Filme wurden damals in Kisten geliefert, und ein Film bestand aus mehreren Akten von etwa zwölf Minuten Länge“, sagt er. War ein Akt zu Ende, bestand seine Aufgabe als Filmvorführer darin, den Wechsel zur nächsten Filmrolle so vorzunehmen, dass im Filmfluss keine Unterbrechung bestand. Mittwochs war er schon einmal bis drei Uhr morgens im Cineplex zugange, um die neuen Filme, die in Deutschland traditionell donnerstags starten, entsprechend vorzubereiten und zusammenzufügen. „Da hat man Fingerspitzengefühl gebraucht“, sagt der Filmvorführer.

Wenn er Urlaub hat, vertritt ihn Victor Lazuk, Theaterleiter des Cineplex Lörrach. „Da ist immer noch einiges zu tun, wenngleich durch die Digitalisierung das eigentliche Bedienen der Geräte einfacher geworden ist“, schildert Lazuk seine Erfahrungen.

Die Filmklassiker liegen ihm am Herzen

Behm gehört als Filmvorführer einer Zunft an, die wohl nach und nach ausstirbt. „Wenn er irgendwann einmal in Rente geht, wird es höchstwahrscheinlich keinen Nachfolger für ihn geben“, sagt Theaterleiter Lazuk. Stattdessen würden seine Aufgaben dann wohl von einem anderen Kinomitarbeiter übernommen werden. Hat der Filmvorführer Sehnsucht nach den alten Zeiten? „Nach der alten Technik auf keinen Fall“, sagt er. „Das war damals gut und schön, und heute ist es auch schön.“

Bei der Frage nach seinen Lieblingsfilmen wird er aber dann doch nostalgisch. „Ich stehe auf die Klassiker“, sagt er und nennt Monumentalfilme wie „Ben Hur“ (1959) und „Spartacus“ (1960).

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