Lörrach Von Gewinnern lernen

Die Oberbadische
Steinige Wege haben Jennifer Ott (v. l.), Ottmar Hitzfeld, Dieter Hieber und Mentor Shalijani hinter sich. Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Podiumsdiskussion: HBL organisiert Projekt „Der Tag des Erfolges“ im Alten Wasserwerk für Jugendliche

Um Jugendlichen zu zeigen, wie man sich im Leben bis zum Erfolg durchbeißen kann, saßen am Freitag im Alten Wasserwerk vier Menschen aus Lörrach und Umgebung auf der Bühne, die es geschafft haben. Sie präsentierten im Rahmen des von der „Hilfe für Beruf und Leben“ gGmbH (siehe Info) organisierten Projekts „Der Tag des Erfolges“ ihre Geschichte.

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Fast jeder in der Region kennt Ex-Fußballtrainer Ottmar Hitzfeld, der in Stetten aufgewachsen ist, und Dieter Hieber, Gründer der gleichnamigen Einkaufsmärkte. Ebenfalls kein Unbekannter ist Breakdancer Mentor Shalijani, der vor kurzem zusammen mit seiner Company die Saison im Burghof eröffnet hat.

Weniger bekannt ist die Vierte: Jennifer Ott ist Ausbilderin bei Energiedienst und wird dort in Kürze ihren Meistertitel ablegen. Von der Hauptschülerin mit Schwierigkeiten in Mathe und Englisch bis hin zur Vorzeigemitarbeiterin im Bereich Elektronik und Automatisierungstechnik ist die 24-Jährige heute vor allem für Mädchen ein Vorbild, die bisher noch nicht über die typischen „Mädchenberufe“ hinaus gedacht haben.

„Friseurin, Tierarzthelferin, Mitarbeiterin beim Tierschutz“, nennt Ott ihre früheren Berufsvorstellungen. Doch dann kam sie mit einer Mitarbeiterin der HBL in Kontakt, die ihr mit personalisierter Nachhilfe auf die Sprünge half und die Lücken aus vorherigen Schuljahren schloss. Da wurde Mathematik dann zum Lieblingsfach. Über Werkunterricht und Praktika fand Ott zur Elektronik, die sie bis heute fasziniert und zu einem Ausbildungsplatz bei Energiedienst.

Dass sie über Umwege ans Ziel gekommen sind, manche davon weit und auch leidvoll, das vereint alle, die heute hier auf dem Podium sitzen. Die Botschaft, die sie aussenden, heißt nicht zuletzt, niemals aufzugeben, auch in schlechten Momenten weiter an sich zu glauben und zu verfolgen, was einem wichtig ist.

Bei Ottmar Hitzfeld war es der Fußball, der ihn von Klein an in seinen Bann zog. Schon als Schüler war er ein gefeierter Torjäger, vom Vater gab’s pro Tor 50 Pfennig – „das war ein gutes Taschengeld“. Seine größten Erfolge als Trainer von Bayern München hat er aber auch einem Zufall, auf den ersten Blick sogar einem Rückschlag zu verdanken: Als Lehrer wollte der Staat den sportlichen Mann nach seiner Fußballerkarriere nicht mehr einstellen.

Fußballtrainer zunächst kein Wunschberuf

Fußballtrainer – zunächst war das für Hitzfeld alles andere als ein Wunschberuf: ein Leben, bei dem man immer unterwegs ist und stets vor den Augen der Öffentlichkeit steht, konnte er sich nur schwer vorstellen.

Auch bei Dieter Hieber, von Beruf Konditormeister, war das Mieten seines ersten Lebensmittelladens alles andere als ein Wunschtraum. Jahre, Jahrzehnte mussten vergehen, bevor er mit seinen innovativen Hieber-Märkten im Edeka-Verbund neue Standards setzte und seine Konkurrenten in die Schranken wies. Zähigkeit und Durchhaltevermögen waren dafür nötig, schilderte Hieber.

Nicht viel anders ist es bei Ausnahmetänzer Mentor Shalijani – auch wenn seine Ausgangslage eine völlig andere war als bei Hieber das vom Krieg zerstörte Nachkriegsdeutschland: Als nicht anerkannter Asylbewerber, der mit vier Jahren zum ersten Mal mit seiner Mutter und den Geschwistern aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen war, durfte er zwar die Schule abschließen, danach aber keine Ausbildung antreten. So verlegte er sich darauf, sich im Tanzen weiterzuentwickeln. Das was er am besten konnte und mit großer Leidenschaft täglich trainierte. Seit Shalijani als Jugendlicher bei einem Workshop im Alten Wasserwerk die ersten Breakdance-Figuren erlernt hat, hat ihn diese Kunst nicht mehr losgelassen. Er wurde Weltmeister und betreibt heute seine eigene Tanzschule, das „Tanzwerk“. Nicht nur für seinen kleinen Bruder, der damals „auf nichts Lust hatte“, ist er damit zu einem Vorbild und verlässlichen Partner geworden.

Die HBL (Hilfe für Beruf und Leben gemeinnützige GmbH) ist eine unabhängige Einrichtung, deren Hauptbetätigung in der Durchführung von Maßnahmen der Agentur für Arbeit liegt. Sie wurde mit der Zielsetzung gegründet, benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene bei der Bewältigung ihrer Schwierigkeiten während eines Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnisses zu unterstützen.  www.hbl-ggmbh.de

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