Lörrach Vorsicht bei Impftermin an der Haustür

Kristoff Meller
Geimpft wird derzeit nur in den Impfzentren und von mobilen Teams in Alten- und Pflegeheimen. Foto: Archiv

Rentner aus Haagen erhält kuriosen Besuch. Polizei warnt vor Betrugsversuchen im Zusammenhang mit Corona-Impfungen.

Lörrach-Haagen - Impftermine, um sich gegen das Coronavirus zu schützen, sind derzeit sehr begehrt, aber nur schwer zu bekommen. Ein Haagener hat hingegen nun einen Termin bekommen – ohne sich überhaupt dafür beworben zu haben. Dahinter steckt laut Polizei höchstwahrscheinlich eine von vielen Betrugsmaschen, die derzeit im Zusammenhang mit der Impfung im Umlauf sind.

Klaus Müller (Name von der Redaktion geändert) gehört zur Corona-Risikogruppe: Der 71-Jährige lebt in Haagen und leidet an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD. Damit kann er sich genauso wie seine 81-jährige Frau bereits jetzt gegen das Virus impfen lassen.

„Meine Frau wurde schon von der Stadt angeschrieben, die Hilfe bei der Terminvergabe angeboten hat“, erzählt Müller im Gespräch mit unserer Zeitung. Er selbst benötige hingegen erst ein Attest. Bislang habe er sich deswegen noch nicht um einen Impftermin gekümmert. „Ich möchte zunächst mit meinem Hausarzt sprechen.“

Plötzlich klingelt es an der Haustüre

Um so erstaunter war Müller, als am Montagmittag auf einmal ein Mann mit Schutzmaske an seiner Haustüre klingelte und sich als Mitarbeiter des Lörracher Impfzentrums ausgab: „Es ging darum, einen Termin zu vereinbaren. Er hat sich meinen Namen und meine Telefonnummer notiert, dann ist er wieder gegangen und meinte, ich erhalte bald einen Anruf“, schildert der Rentner.

Keine zehn Minuten später habe schon das Telefon geklingelt und ein anderer Mann habe für die Terminvergabe weitere Informationen erfragt. Die Telefonnummer wurde dabei laut Müller unterdrückt. „Das kam mir schon seltsam vor.“

Telefonnummer unterdrückt

Als der Mann kurz darauf wieder anrief, um ihn einen konkreten Impftermin für zuhause anzubieten, ließ er sich den Namen des Anrufers buchstabieren und wollte wissen, warum die Telefonnummer unterdrückt werde. Der Mann nannte einen Vor- und Nachnamen und erklärte, die Nummer werde nicht dargestellt, damit niemand direkt im Impfzentrum anrufen könne.

So weit, so plausibel. Doch zum buchstabierten Namen des vermeintlichen Impfzentrum-Mitarbeiters lassen sich über die gängigen Suchmaschinen im Internet laut Recherchen unserer Zeitung keinerlei Einträge finden.

Keine „aufsuchenden Impfungen"

Außerdem sind die mobilen Impfteams laut dem Landessozialministerium zwar organisatorisch an die jeweiligen Impfzentren angebunden. Sie impfen derzeit aber lediglich nach vorheriger Terminabsprache in Alten- und Pflegeeinrichtungen. „Aufsuchende Impfungen bei pflegebedürftigen Menschen in der eigenen Häuslichkeit sind derzeit aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit des Impfstoffs noch nicht möglich“, schreibt das Ministerium.

Diese Aussage bestätigte auch die Pressestelle des Landratsamtes. Das von Müller beschriebene Vorgehen sei sehr ungewöhnlich und erinnere eher an einen Betrugsversuch, so das Landratsamt.

„Aller Voraussicht nach eine Betrugsmasche“

Das vermutet auch Kai Sonntag, Leiter der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg: „Ich halte so eine Aktion für völlig ausgeschlossen“, erklärte er auf Anfrage unserer Zeitung. Es gebe zwar im ganzen Land Kommunen und Vereinigungen, welche die Senioren bei der Suche nach einem Impftermin unterstützen, dass aber ein Mitarbeiter von Tür zu Tür ziehe und Senioren Termine für eine Impfung anbiete, sei „aller Voraussicht nach eine Betrugsmasche“.

Davon geht auch die Polizei aus: „Das hört sich dubios an, aber es gibt alle möglichen Betrugsversuche im Zusammenhang mit Corona“, warnt Polizeisprecher Thomas Batzel. Ein ähnlicher Fall wie der von Klaus Müller ist ihm aus der Region bislang jedoch nicht bekannt.

Bundesweit häufen sich Betrugsversuche

Er rät in diesem Fall zu äußerster Vorsicht. Denn bundesweit häufen sich derzeit die Betrugsversuche im Zusammenhang mit dem Impfstoff. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen beispielsweise berichtet, dass Betrüger einen vermeintlichen Impfstoff „arglosen Menschen am Telefon zum Kauf angeboten“ haben.Auch sei „nicht auszuschließen, dass man unter diesem Vorwand versucht, in private Wohnungen zu gelangen“. Sie betont: „Die Ausgabe von Impfstoffen erfolgt derzeit nicht auf dem freien Markt, so dass Ihnen niemand diesen Impfstoff verkaufen kann.“

Klaus Müller jedenfalls versichert, niemand in seine Wohnung zu lassen. Er steht stattdessen nun in Kontakt mit der Polizei, die sich dem Vorfall angenommen hat. Mögliche weitere Betroffene werden gebeten, sich mit dem Polizeirevier Lörrach, Tel. 07621/1760, in Verbindung zu setzen.

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