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Lörrach Wälder bewirtschaften, nicht übernutzen

Sonja Summ
Markus Dischinger, Revierleiter Lörrach-Dinkelberg (rechts) , erläuterte die Situation im Brombacher Wald. Foto: Sonja Summ

Bei einer Waldbegehung in Brombach geht es um naturnahes Wirtschaften.

Bei der Aufforstung des Waldes spielt die Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Bei einer Waldbegehung in Brombach wurde dies Interessierten näher gebracht. Zugleich konnten einige Befürchtungen und Sorgen entkräftet werden.

Zehn Interessierte waren zu der Waldbegehung gekommen, darunter auch drei Privatwaldbesitzer. Drei Forstwirte wechselten sich in den zwei Stunden der Begehung ab, während an vier verschiedenen Stationen erklärt wurde.

Viele Bäume sind älter als 150 Jahre

Das Stadtwaldgebiet Lörrach umfasst 1600 Hektar Waldfläche, darunter 83 Prozent Laubbaumarten, hauptsächlich Buche mit 45 Prozent sowie Eiche und Esche. Joachim Trautwein, der Revierleiter für das Forstrevier Lörrach-Weil am Rhein, erklärte, dass entgegen der allgemeinen Wahrnehmung mehr gepflanzt würde, als geschlagen: 7500 Festmeter Holz pro Jahr würden „geräumt“, aber 8350 Festmeter kämen neu hinzu. „Da sieht es dann schon einmal so aus, als habe eine Bombe eingeschlagen, doch nach zehn bis zwölf Jahren haben die Jungbestände fünf bis zehn Meter Höhe erreicht“, legte Trautwein dar. Es kam etwa die Frage auf, wie viele alte Bäume man denn habe. 350 Hektar Wald seien älter als 150 Jahre. Eine Eiche werde rund 600 Jahre alt, eine Buche etwa 100. Wenn ein Baum 90 bis 110 Jahre alt sei, dann käme er aus der Vorratspflege in die Hauptnutzung.

„Manchmal kommen wir nicht umhin, einen Hektar Waldfläche zu räumen, wenn Bäume morsch sind. Da ist die Verkehrssicherungspflicht, die die Stadt hat, wichtiger“, sagte Trautwein. Die Kunst sei es, sämtliche Baumarten bei der Verjüngung heranzuziehen.

Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic ergänzte, dass sich die Stadt bewusst sei, dass allgemein mehr kommuniziert und aufgeklärt werden muss, wenn Waldarbeiter am Werk sind und auch davor: „Wir kriegen häufiger Anrufe von besorgten Bürgern. Wir nehmen das ernst.“

Der Borkenkäfer setzt der Fichte zu

Bei einer Station erklärte Markus Dischinger, Revierleiter Lörrach-Dinkelberg, anhand einer alten dicken Tanne, dass es im Jahr 1986 rund 30 Prozent Fichte gegeben habe, heutzutage mache diese knapp die Hälfte des Baumbestands aus, das entspräche rund 50 000 Festmetern. „Der Borkenkäfer macht der Fichte zu schaffen und auch das Unwetter“, sagte er. Besagtes Ansichtsexemplar konnte am Rande des Wegs 130 bis 140 Jahre alt werden und gute Dimensionen erreichen. Wenn eine Tanne etwa einen Borkenkäfer in der Krone hat, kann sie trotzdem 60 oder 70 Jahre alt werden. Das und auch des Öfteren eine rötliche Färbung bei einer Weißtanne sei ein Indiz für Erkrankung.

Forstwirtschaft muss sich dem Klimawandel anpassen

Der Bestand an Fichten sei rückläufig, jedoch werde es Nadelholz geschätzt noch 20 oder 30 Jahre geben, wenn sich das Klima vorher nicht erheblich ändert. Bis in 50 Jahren werde es Fichten aber nicht mehr geben können. Dauerhaft werde etwa auf Stileiche und Douglasie gesetzt, die resistenter gegen Hitze sind.

Neuhöfer-Avdic stellte in Aussicht, dass man Holz, das örtlich geschlagen werde, auch ortsnah verwenden wolle: „Wir wollen juristisch noch klären, inwiefern wir verpflichten können, dass bei der Lauffenmühle unser Holz verwendet werden muss und nicht anderweitig bezogen werden darf. Wir wollen Holz den Wert geben, den es verdient.“ Buche wird interessanter als Industrieholz, jedoch gehe die Esche aufgrund mangelnder Nachfrage wegen optischer Merkmale wie Lilastich meist nach Vietnam und China, da es dort nachgefragt wird und hier kaum Abnehmer findet.

Stilllegungsfläche und Schonwald

Bei der nächsten Station konnten die Interessierten einen stillgelegten Bereich begutachten mit vielen älteren und alten Bäumen. „Hier wird kein Baum angerührt, es sei denn ein einzelner am Wegrand würde zur Gefahr werden“, legte Bernhard Schirmer, Forstbezirksleiter in Kandern, dar. Im Brombacher Wald sei deutlich weniger los als in anderen Waldgebieten, daher komme dort die Verkehrssicherungspflicht viel weniger zum Einsatz als in sehr gut besuchten Wäldern. „Wenn in so einem Bereich ein Baum gefällt werden müsste, dann würde dieser als Totholz liegen bleiben und wäre ein wichtiger Bestandteil für das Ökosystem. Hier in diesem Bereich dürfen die Bäume nicht entnommen und vermarktet werden“, legte Schirmer dar. Die Stilllegungsfläche mit Schonwald entspräche in Lörrach rund 7,5 Prozent.

Schirmer zeigte Grafiken und Übersichten, die belegten, dass Lörrach bei seinem Alt- und Totholzkonzept mit rund 3,7 Prozent über dem Durchschnitt in Baden-Württemberg von einem Prozent liege. Vorrangiger Naturschutz werde auf 10,9 Prozent der Waldfläche betrieben. Auch im Bereich Bann- und Schonwald liege Lörrach mit mindestens 50 Prozent darüber und kann auch im Bereich Altbestände mit Bäumen über 100 Jahren und dem Anteil alter Bäume im Vergleich punkten.

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