Lörrach Millioneninvestition: Mondelez will mit neuer Milka-Rezeptur mehr Tafeln verkaufen

Marco Fraune

Viereinhalb Millionen Tafeln Schokolade werden pro Tag im Lörracher Milka-Werk produziert. Seit kurzem werden diese mit einer neuen Rezeptur hergestellt. Vom „größten Relaunch seit 25 Jahren“ spricht das Unternehmen Mondelez bei einem Pressetermin, der einen Blick hinter die Kulissen des Produktionsstandorts ermöglicht – Industrie 4.0 inklusive.

Viereinhalb Millionen Tafeln Schokolade werden pro Tag im Lörracher Milka-Werk produziert. Seit kurzem werden diese mit einer neuen Rezeptur hergestellt. Vom „größten Relaunch seit 25 Jahren“ spricht das Unternehmen Mondelez bei einem Pressetermin, das einen Blick hinter die Kulissen des Produktionsstandorts ermöglicht – Industrie 4.0 inklusive.

Von Marco Fraune
Lörrach
. Von den insgesamt 500 Werkmitarbeitern sind während des Rundgangs nur wenige zu sehen. Vom Befüllen der Tafelformen über deren Kühlung und Verpackung dominiert das Geräusch von Maschinen. Vollautomatisch gleiten die Vollmilchtafeln übers Band. Immer wieder prüfen Sensoren die Tafeln: Temperaturmessung, Metalldetektoren, Gewichtsabnahme, Endproduktkontrolle und auch Verpackungskontrolle erfolgen sukzessive, wobei das Unternehmen auf das spezielle Verpackungskonzept sogar ein Patent hat. Und ein spezielles Kamerasystem prüft dann auch noch, dass die Tafeln mit der passenden Sprache auf der Verpackung versehen sind. Werksleiterin Kerstin Brohl spricht vom effizientesten Mondelez-Standort weltweit, dem ältesten und größten in Europa. Hier weiß man auch um die Gas-Problematik.

Höherer Kakaoanteil

Auf der Produktionsstraße befindet sich seit kurzem eine Milka, die 33 statt zuvor 30 Prozent Kakaoanteil beinhaltet, erklärt Marketing-Chef Bert Kriewolt. „Die ist noch schokoladiger.“ 30 Experten aus der Forschung und Entwicklung haben drei Jahre lang geforscht - dies auch auf Grundlage von mehr als 3000 Befragungen von Konsumenten realisiert. Man wolle am Puls der Zeit bleiben, aber dem Markenkern treu bleiben. Es gibt ein neues Verpackungsdesign, die Tafelform ist runder und die lila Kuh guckt den Konsumenten direkt an, wenn dieser ins Regal greift. Unterm Strich spricht Kriewolt von einer Millioneninvestition in die Zukunft, in der auch eine große Werbestrategie steckt. „Wir wollen am Ende des Tages wachsen und unseren Marktanteil ausbauen“, macht der Marketing-Chef keinen Hehl aus den Beweggründen. Die veränderte Rezeptur soll mehr Konsumenten ansprechen.

Temperatur ist zentral

Für den richtigen Glanz, den Schmelz und Knackeffekt sowie die lange Haltbarkeit muss die Produktion genau stimmen. Zentral dabei ist laut Werkleiterin Brohl die Temperierung. Bei der Alpenmilch sei die Herstellung weniger diffizil als bei den anderen Produkten mit weiteren Bestandteilen wie Keksen. Bei allen muss genau gegossen werden, eine Vibration rüttelt die Masse dann in die Form und die Luftblasen setzen sich nach oben ab. Bevor die Tafel wieder aus der Form fallen kann, muss sie ausreichend lange gekühlt werden. Die letztlich verpackte Tafel Schokolade sollte aber auch noch eine gewisse Zeit lagern. Vier Wochen, damit sie noch kristallisieren kann und voll ausgereift ist. Die Logistik vom Lörracher Werk bis zum Supermarktregal verschafft aber den zeitlichen Verzug.

Ein nun verwendeter höherer Kakaoanteil bringt aber auch höhere Kosten mit sich, räumt der Marketing-Leiter auf Nachfrage unserer Zeitung ein. „Wir stehen in Preisverhandlungen“, auch wissend um die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung. Doch die Preisgestaltung liege letztlich beim Handel.

Der Kakao und die Milch

Mit der Kakaolieferung gebe es aktuell noch keine Probleme, vorwiegend aus Ghana und der Elfenbeinküste kommt der Kakao-Rohstoff. Hier will Mondelez mit dem Cocoa-Life-Siegel seinem Nachhaltigkeitsanspruch nachkommen und über einen ganzheitlichen Ansatz die landwirtschaftlichen Fähigkeiten sowie die Bevölkerung stärken. Bei der Milch habe man sich klar der Alpenregion verschrieben, der Großteil der Bauern besitze 60 bis 80 Kühe.

Abwärme von Mondelez für die Quartiere

Mondelez befindet sich aktuell in Gesprächen mit der Stadt Lörrach hinsichtlich der Nutzung der Abwärme. So könnten Quartiere in der näheren Umgebung Nahwärme erhalten. Aktuell sei man laut Milka-Werksleiterin Kerstin Brohl im „Ideenstatus“.

Schienenanschluss geprüft Ziel des Unternehmens sei aber, langfristig CO2-neutral zu produzieren. Laufend werde auch in das im Jahr 1960 errichtete Gebäude investiert. Hier gebe es eine langfristig angelegte Agenda. Zuletzt erhielt das Sozialgebäude eine neue Fassade.

Eine Rolle bei der CO2-Neutralität könnte künftig auch der Schienenanschluss des Lörracher Werks spielen. Eine mögliche erneute Nutzung werde jährlich geprüft, so Brohl.

Der Standort

„Wir sind der Know-how-Träger innerhalb des Konzerns“, sagt die Lörracher Mondelez-Werksleiterin Kerstin Brohl; auch die Beschreibung Kompetenzzentrum verwendet sie. Mehr als 30 Azubis gibt es unter den rund 500 Beschäftigten. Und: „Wir sind gut ausgelastet. Das macht den Standort erfolgreich.“

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