Lörrach Wald wird umgebaut

Kristoff Meller
Aufgrund von Trockenschäden mussten im Januar knapp 40 Bäume – hauptsächlich Buchen – im Waldrefugium am Schädelberg gefällt werden. Foto: Kristoff Meller

Forst: Hohe Investitionen für mehr Klimastabililität.

Lörrach - Zu heiß und zu trocken: „Wir haben drei Extremjahre hinter uns. Es fehlen mehr als 500 Millimeter Niederschlag.“ Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer brachte am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik zum Ausdruck, wie schlecht es dem Stadtwald geht. Dem Betriebsplan für das Wirtschaftsjahr 2021, der erneut ein Defizit vorsieht, stimmten am Ende dennoch fast alle Stadträte zu.

Die Hauptgründe für das erwartete Negativ-Ergebnis von rund 75 000 Euro sind die Auswirkungen des Klimawandels sowie stark gesunkene Holzpreise: „Der Holzmarkt ist stark belastet“, sagte Schirmer und verwies auf viel Sturm- und Käferholz in ganz Europa. Hinzu kämen gestiegene Aufarbeitungskosten und ein „deutlich höherer Aufwand“ für die Verkehrssicherung.

Um eine „nachhaltige Sicherung aller Waldfunktionen“ und einen „klimastabilen Umbau des Waldes“ zu erreichen, investiere die Stadt gleichwohl „in großem Maße“, betonte Schirmer. Dies sei indes eine „Generationenaufgabe“.

Die Freizeitnutzer müssten sich verstärkt an größere Kahlflächen in ihrem Erholungsraum gewöhnen. Zudem werden es zwangsläufig zu einem Wechsel bei den dominierenden Baumarten kommen – Fichten, Buchen und Eschen litten besonders unter der Trockenheit und Schädlingen, während Douglasien und Eichen sowie andere Laubbaumarten besser mit den veränderten Bedingungen zurecht kämen.

Schirmer sprach zudem drei Empfehlungen aus: Es sei sinnvoll, die Holzverwendung bei Bautätigkeiten zu verstärken: „Langfristige Holzverwendung ist angewandter Klimaschutz“, erklärte er und verwies auf die energieintensive Produktion von Beton. Außerdem müssten Nahwärmepotenziale stärker untersucht werden, um gegebenenfalls Hackschnitzelanlagen bei neuen Bau- oder Gewerbegebieten zu prüfen. Drittens empfahl er, die Klimaschutzleistungen im Stadtwald stärker nach außen zu kommunizieren.

Kritik von den Grünen

Nicht ganz zufrieden zeigte sich Claudia Salach (Grüne) mit der vorgestellten Planung. Die „erschwerten Bedingungen“ würden nicht ausreichend berücksichtigt, so der Vorwurf. Die Konsequenz: fünf Gegenstimmen und eine Enthaltung aus der Fraktion. Salach wollte beispielsweise wissen, warum nicht lediglich geschädigte Bäume gefällt werden? Ein Teil des Hiebes könnte ausgesetzt werden, „um Holz für Zeiten zu retten, in denen die Preise besser sind“.

Bernhard Escher (CDU) lobte den Bericht, lediglich Schirmers Empfehlung für mehr Holzbauten bereite ihm „Bauchschmerzen“.

„Die Defizite sind überall hoch, wir kommen noch gut weg“, merkte Christiane Cyperrek (SPD) an. Dennoch wollte sie wissen, ob der Umbau des Waldes „nicht noch massiver“ ausgeführt werden müsse, um den Auswirkungen des Klimawandels Stand zu halten.

Matthias Lindemer (Freie Wähler) bezeichnete die vorgetragenen Zahlen als „sehr besorgniserregend“, weshalb es wichtig sei, den Stadtwald „klimafest“ zu machen.

Auf Nachfrage von Matthias Koesler (FDP) erläuterte Schirmer, dass der erwartete Zuwachs im Wald rund zehn bis 15 Prozent höher liege, als die im kommenden Jahr zur Fällung vorgesehenen 7320 Festmeter. Zu Koeslers Vorschlag, mehr Holz „als CO 2-Speicher“ im Wald stehen zu lassen, erklärte der Forstbezirksleiter: „Auch verarbeitetes Holz ist durch die Substitutionswirkung ein CO 2-Speicher.“

Stephan Berg (Grüne) schlug vor, entsprechende Warnschilder aufzustellen und dafür nicht mehr der Verkehrssicherungspflicht nachkommen zu müssen, um so die Kosten zu senken. Schirmer verwies auf die „dezidierte Pflicht“ an Straßen, Wegen, bebauten Gebieten sowie an markanten Punkten die Passanten vor herabfallenden großen Ästen oder umstürzenden Bäumen zu schützen. Im Schadensfall hafte die Stadt als Waldeigentümer und der Forstrevierleiter. Lediglich „innerhalb des Waldes“ bestehe laut der Rechtssprechung „ein gewisses Lebensrisiko“, erklärte Schirmer. „Deswegen machen wir bei schmalen Wegen im Wald nichts, aber schon in Randbereichen wie bei der Jugendherberge ist die Rechtslage leider nicht hundertprozentig eindeutig.“

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