Lörrach Was uns Demokratie bedeutet

Gabriele Hauger
Das Ausstellungsteam (v.r.): Jan Merk, Waltraud Hupfer, Selina Thomann und Aurea Hardt Foto: Gabriele Hauger

„Der Ruf der Freiheit – Revolution 1848/49 und heute“ lautet der Titel der Ausstellung im Dreiländermuseum. Bei den Bezügen zur Gegenwart will die Schau auch neue Wege gehen.

Revolutionäres tat sich vor 175 Jahren in Europa – und machte auch Lörrach zum Schauplatz: Gustav Struve rief hier am 21. September die Deutsche Republik aus. Das Dreiländermuseum greift dies in einer ambitionierten Ausstellung auf, eine von erstaunlich wenigen in Baden-Württemberg, die sich dem Thema widmen.

Zeitfragen stellen

Der neue Museumsleiter Jan Merk war bereits bei der Ausstellung zum 150-jährigen Bestehen der Revolution wissenschaftlich tätig. Heute, 25 Jahre später, ist die Welt und die Herangehensweise eine andere. „Wir können uns auf unserer Demokratie nicht mehr ausruhen“, erklärt er beim Pressegespräch im Vorfeld der Eröffnung. „Wir leben in einer Zeit der Polykrisen, der Zeitenwende.“ Als öffentliche Kultureinrichtung müsse das Haus entsprechende Zeitfragen stellen. Denn demokratische Ideale seien zunehmend in Gefahr. Die Zerbrechlichkeit von Freiheit und Demokratie wird deutlich beim Blick auf eine Weltkarte, auf der Demokratien und Diktaturen unterschiedlich eingefärbt sind, die in der Ausstellung hängt. Organisiert wurde diese von Jan Merk, der Wissenschaftlichen Volontärin Selina Thomann und Waltraud Hupfer.

Starke Gegenwartsbezüge

Den Machern ist wichtig, dass die Ausstellung, die am Mittwoch eröffnet wird, starke Gegenwartsbezüge hat. So werden nicht nur die unterschiedlichen Traditionslinien des Freiheitsverständnissen in Baden, Frankreich und der Schweiz beleuchtet, sondern auch die aktuellen Herausforderungen an Freiheit und Demokratie.

Als Einstieg der von Aurea Hardt gestalteten Schau wird über die drei Aufstände 1848/49 in Baden informiert. Diese werden auf ihre Protagonisten heruntergebrochen. Das Ringen um Freiheit und Einheit wird nicht nur auf historischen Stichen, Gemälden oder in Texten deutlich. In Kooperation mit dem Theater Tempus Fugit kommen in Filmen die Menschen zu Wort: Revolutionäre, Soldaten, Offiziere, gelesen wird aus ihren Briefen und Schriften. Hautnah wird so der Frage nachgegangen, was die Menschen damals wollten, wofür sie kämpften. Anschaulich präsentiert, kann der Besucher die Entwicklung der Freiheitsbestrebungen in Baden und die deutlich andere in der Schweiz oder in Frankreich nachverfolgen.

Originale Objekte

Gezeigt werden auch originale Objekte wie Bürgerwehr-Trommel, Revolutionsbanner oder Hecker-Hut, einige aus anderen Museen entliehen.

Die dreigeteilte Ausstellung will die Menschen zum Nachdenken bringen. Dazu dürfte auch der mittels KI entstandene Film von Arno Dietsche beitragen, der die Besucher inspiriert, über ihren eigenen Demokratie- und Freiheitsbegriff nachzudenken.

Eröffnung im Dreiländermuseum: Mittwoch, 20. September, 18 Uhr.

Rund um die Ausstellung

Ein umfangreiches Rahmenprogramm sowie Kooperationen sind Tradition in der Lörracher Museumsarbeit.

Kooperationen

Gleiches gilt für die kommende Revolutions-Ausstellung, die wieder mit Stadt, Stadtbibliothek, VHS, Hebelbund, Senioren, Lörrach international und weiteren Partnern Veranstalungen aufgleist. Dazu gehören Vorträge, Exkursionen, Lesungen, Gespräche, Podiumsdiskussionen, Filmpräsentation bis hin zur Weinverkostung oder Velo-Tour auf Revolutionsspuren.

Für Schüler

Intensiv angesprochen werden Kinder und Jugendliche. Beispiel: „Demokratie? Was ist es für Dich?“ heißt es für Schüler ab der 5. Klasse, die sich zunächst Wissen in der Ausstellung erarbeiten und anschließend Bürger dazu befragen. Kinder sollen demokratische Werkzeuge kennenlernen, erläutert Pressesprecherin Waltraud Hupfer. So wird eine Wahl inszeniert oder kindgerecht über Freiheit geforscht.

Zudem initiiert Museumsleiter Jan Merk neu so genannte Museumsgespräche: Impulsvorträge, die in intensive Demokratie-Debatten führen sollen.

Finanzspritze aus Berlin

Mit 142 000 Euro aus Berlin wird das Großprojekt „Altes Rathaus Lörrach 1848“ gefördert. Damit soll Lörrach als Ort der Demokratie sichtbar gemacht werden, sagt Kulturfachbereichsleiter Lars Frick. Die Geschichtsträchtigkeit der Stadt soll den Menschen bewusster werden.

Die Bundesfördermittel fließen in die Gestaltung des Tags der Demokratie sowie in die Ausstellung im Dreiländermuseum. Das war Ansporn für die Ausstellungsmacher, und eine Ausweitung der Museumsschau ist laut Museumsleiter Jan Merk dadurch möglich geworden.

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