Lörrach Weihnachtsfeier der anderen Art

Beatrice Ehrlich

Spendenaktion: Der große Benefiz-Marathon des Heimathafens lockt die Menschen in Scharen an

Lörrach - Der „Heimathafen“, ein beliebtes Pub und Jugendhotel, wurde beim Benefiz-Marathon zur Anlaufstelle für Spenden und Geschenke aller Art: Eine Idee, die wunderbar zu Weihnachten passt und – so verrät der große Erfolg – auf die Lörrach förmlich gewartet haben muss.

Blinkende Lichterketten und beleuchtete Figuren lenkten den Blick schon von weitem auf die Lokalität, die anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes von Donnerstag bis Montag unter dem Zeichen von Spendenbereitschaft und Solidarität steht. Anderen Gutes tun, denen es nicht so gut geht, wollten die Initiatoren Natzge Schauliess und Mick Gäntzel und trugen in den vergangenen Monaten eine Menge Ideen zusammen, um diesen Plan umzusetzen. Befreundete Bands, die gegen Spende spielen, Sammelboxen im Pub und im ehemaligen Tattoo-Studio gleich nebenan, das sich nun für fünf Tage zu einer gemütlichen Glühwein-Stube verwandelt hat: Auf dem Boden stapeln sich unzählige Päckchen, in Geschenk- und Zeitungspapier eingewickelt für die Weihnachtsaktion des Lörracher Familienzentrums.

Ein langer Tisch biegt sich förmlich unter die vielen gespendeten Kuchen, die Mitarbeiter und Bekannte den Betreibern des Heimathafens geliefert haben, aber auch spontan hinzugestoßene Passanten – aus schierer Begeisterung für das großartige Projekt. Draußen an der Hauswand hängen Jacken verschiedenster Art, von der Leder- über die Funktions- bis zur Strickjacke. „Nimm eine Jacke, wenn dir kalt ist“ und „Häng eine Jacke hin, die du nicht mehr brauchst“ steht auf dem dazugehörenden Plakat. Und: „Kein Mensch sollte frieren“.

Manch einer hat schon von diesem Angebot Gebrauch gemacht, ein älterer Mann, dem wirklich kalt war – „das war herzzerreißend“ gesteht Mick Gäntzel – eine anderer, dem eine der gespendeten Jacken so gut gefiel, dass er aus dem Stand 50 Euro dafür auf den Tisch legte, als Spende natürlich.

Viele Geschenke, Geld- und Kuchenspenden

Einen guten Teil ihrer Einnahmen spenden auch Julian Wölfle und Stephan Rümmele, die anlässlich des Benefiz-Marathons noch einmal in ihre Tätowierstudio zurückgekehrt sind, um dort gewissermaßen mobil und ganz spontan auf die Tatoo-Wünsche der Nachtschwärmer eingehen wollen. Bisher hat sich noch niemand unter die Nadel getraut, aber das wird sich im Laufe des Abends noch ändern.

Schon am frühen Freitagabend sind so viele Geschenke, Geld- und Kuchenspenden zusammengekommen, wie sich die Initiatoren kaum hätten träumen lassen. „Mal sehen, was erst das Wochenende bringt, wenn die Leute freihaben“, sinniert Mick Gäntzel, der heute im lustigen Nikolaus-Anzug seine Gäste willkommen heißt. Der Gastronom mit Leib und Seele freut sich ganz augenscheinlich über die Resonanz auf seine Aktion, die er mit drei, vier engen Mitarbeitern auf die Beine gestellt hat. „Wir sind nur so stark wie alle, die hinter uns stehen“, betont er in Bezug auf die vielen Sponsoren und Unterstützer seiner Initiative. Auch Natzge Schauliess freut sich über die Kreise, die ihre Idee mittlerweile gezogen hat: „Wir haben aber auch einen Hang zur Übertreibung.“

Je später der Abend, desto enger drängen sich die Gäste im durch und durch weihnachtlich verunstalteten Heimathafen. Die Band Sounddrops aus Binzen mit Leadsängerin Anita Spieß heizt mit eingängigem Rock auf der Bühne ein, während an der Theke kein Durchkommen mehr ist. Immer wieder kreist der umfunktionierte Farbeimer mit Spendenschlitz unter den Gästen – und wird dann umgefüllt in die große gläserne Kiste mit Bargeld-Wasserstandsanzeige, die während des Benefiz-Marathons als Sparschwein fungiert. Geschlachtet wurde das „Sparschwein“ am Heiligabend. So, wie es jetzt aussieht, wird eine bedeutende Summe zusammenkommen zugunsten der regionalen Organisationen, die das Heimathafen-Team zu Weihnachten beschenken will.

Beim Tattoo-Walk-in herrscht mittlerweile reger Betrieb. „Texas“ heißt das Wort, das sich aus den Anfangsbuchstaben der Namen von fünf Frauen – Mutter, Freundinnen und erwachsene Töchter – zusammensetzen lässt. Zur Feier des Abends lässt das eingeschworene Team sich das Wort in geschwungener Schreibschrift auf den Arm tätowieren, gewissermaßen als ewiges Siegel der Freundschaft. Dass sie damit auch Gutes tun, hat die fünf Rheinfelderinnen neben ihrer ausgelassenen Feierstimmung traditionell vor Weihnachten, noch zusätzlich zu diesem Schritt motiviert.

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