„Wir wollen und müssen das Projekt weiterführen“, hatte Lörrachs Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm bei einer Sondersitzung des Großen Rates in Basel betont, während Weils Oberbürgermeister Wolfgang Dietz als hartnäckiger Verfechter dieser Straßenverbindung über Schweizer Hoheitsgebiet auch schärfere Töne anschlug: „Wirklich gute Nachbarschaft sieht anders aus.“ Er wie auch zahlreiche andere Politiker auf deutscher Seite sahen die Basler Regierung in der Pflicht, diesen Vertrag zu erfüllen. Unterstützung gab es von Riehener Seite. Deren damaliger Gemeindepräsident Michael Raith forderte für seine Gemeinde eine dauerhafte Entlastung vom Individualverkehr.
Unabhängig der unterschiedlichen Auffassungen zur Zollfreien Straße wurde nach dieser Sondersitzung, in der keine Annäherung der unterschiedlichen Standpunkte erreicht wurde, in einer gemeinsamen Erklärung die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bekräftigt und für wichtig erachtet.
Alle Klagen abgewiesen
Der Streit hatte sich sich zugespitzt, als Anfang 2006 eine kantonale Volksabstimmung initiiert wurde. Die Basler Kantonsregierung hatte zuvor das Bauvorhaben gestoppt, jedoch ohne Erfolg. Denn das Schweizer Bundesgericht kassierte am 23. Januar 2006 den Einspruch gegen die Rodungsbewilligung. Die Bevölkerung Basels sprach sich zwar mit über 58 Prozent der abgegebenen Stimmen für den Erhalt des Wieseufers aus, doch zuvor waren schon Fakten geschaffen worden. Am 6. Februar 2006 wurden nämlich 110 Bäume gefällt, begleitet von massiven Protesten der Zollfreie-Gegner. Nachdem alle Klagen von Schweizer Gerichten abgewiesen waren, war der Weg für den Bau dieser umstrittenen Straße frei.
2007 konnte die Straßenbauverwaltung des Landes als Bauherrin und Finanzier des rund 60 Millionen teuren Gesamtprojekts mit dem Bau des Tunnels auf Schweizer Gebiet beginnen. Das alte Riehener Schwimmbad oberhalb der Wiese wurde verlegt und als Naturbad wiedereröffnet. Sechs Jahre später war die Zollfreie Straße nach jahrzehntelangem Kampf weitgehend fertiggestellt, sodass sie am 4. Oktober 2013 für den Verkehr freigegeben werden konnte.
Großes Fest für Bürger
Tags zuvor am Tag der Deutschen Einheit gab es auf der Zollfreien Straße im und im Bereich des Tunnels ein großes Fest für die Bürger unter dem Motto „Weil am Rhein und Lörrach auf neuen Wegen“. Tausende kamen, um dieses Ereignis zu feiern. Vereine beider Städte waren mit Verpflegungsständen präsent, die Stadtmusiken spielten an den Tunnelportalen auf und die Menschen aus dem Dreiland, vor allem aus Weil am Rhein, Lörrach und Riehen, begegneten sich symbolträchtig.
Für Weils OB Wolfgang Dietz hat sich rückblickend der Einsatz gelohnt, wie er schon zum fünfjährigen Bestehen der Straße sagte: „Die Selbstverständlichkeit, mit der die Straße heute akzeptiert ist und angenommen wird, ist ein Beleg ihrer Sinnhaftigkeit für unsere Region.“