Lörrach Weingenuss und kriminalistischer Ratespaß

Die Oberbadische
Kaum hat das Stück begonnen gibt es die erste Leiche. Weingutbesetzer Hermann Kessel sinkt mausetot vom Stuhl. Jetzt liegt es an Hauptkommissar Baum (Martin Schade, li) Licht ins Dunkel zu bringen und den Mord aufzuklären. Foto: Manfred Herbertz

Kultur: Theater „Salzertbrettli“ feiert Freiluft-Premiere mit dem Stück „Eine mörderische Auslese“

Lörrach-Brombach (mh). Am Ende ist nicht, wie allgemein kolportiert, der Mörder immer der Gärtner – Nein: denn es geht doch ein wenig komplizierter zu im Stück „Eine mörderische Auslese“ aus der Feder von Mischa Martini mit dem das Salzert-Brettli am Freitag vor der schönen Kulisse des Brombacher Schlössli Premiere feierte.

Am Ende waren die Zuschauer bei der interaktiven Mitrate-Krimi-Weinprobe aufgefordert, ihren kriminalistischen Spürsinn zu schärfen, um den wahren Täter zu erraten.

Groß war die Freude bei den Akteuren des Salzert-Brettli, nach über eineinhalb Jahren Corona-Zwangspause, jetzt – im 30. Jahr ihres Bestehens – endlich wieder auf die Bühne zu treten. Wie Regisseur Martin Schade, der auch eine der Hauptrollen, die des schrulligen Hauptkommissar Rigobert Baum übernommen hatte, sagte, sei es nicht einfach gewesen, das Stück innerhalb von nur drei Monaten bühnenreif einzustudieren, zumal die Unsicherheiten aufgrund der sich ständig ändernden Corona-Bestimmungen groß gewesen seien.

Umso größer war die Freude, dass es endlich geklappt hatte, als es am Freitagabend hieß: Bühne frei zur Premiere. Es war für die Akteure zudem eine besondere Premiere, denn erstmals in seiner Geschichte wagte sich das Salzert-Brettli an eine Freiluft-Aufführung – mit Erfolg. Dass sich die Fans des Salzert-Brettli ebenso wie das Ensemble auf die neue, wenn auch kurze Spielsaison gefreut hatten, zeigt sich darin, dass mit Ausnahme der beiden Bad Bellinger Termine – da gibt es noch einige Restkarten – alle Vorstellungen bereits ausverkauft sind.

Das Stück ist ein kurzweiliges Boulevardstück, bei dem schon gleich nach dem Apéro der Inhaber des biologisch-dynamischen Weinguts Hermann Kessel mausetot vom Stuhl fällt. Wer aber kann denn nun ein Interesse am vorzeitigen Ableben des Weingutbesitzers gehabt haben.

Eine nicht ganz einfach Aufgabe für den schrulligen Kommissar Baum, der lieber den Münsteraner Tatort geschaut hätte, als einen Mörder zu ermitteln. Ein Spiel mit Irrungen und Wirrungen und einiger Situationskomik beginnt. War es am Ende Emilia die Ehefrau des Toten (Katrin Baldrich) oder der Freund des Hauses beziehungsweise der Hausfreund, der Reblausbekämpfer Dr. Joachim Gansmüller (Paul Jürgens), der seine, wie sich später herausstellte, Geliebte gerne für sich gehabt hätte. Mordmotive zuhauf gab es, denn auch der koksende Bruder Benjamin (Kevin Hils), die Schwester Tatjana, Weinkönigin von 1991 (Doris Specker), die in einem Running Gag bestrebt war, Autogrammkarten aus eine längst vergangenen Zeit unters Publikum zu bringen, oder war es doch die Angestellte Elke (Nadine Fuhr), die offenbar ein dunkles Geheimnis verbarg?

Alle hatten ein Motiv, denn Hermann Kessel hatte angekündigt, sein Testament ändern zu wollen, in dem sich ein jeder der Protagonisten, mit Ausnahme des Reblausbekämpfers, der bekanntlich ein anderes Motiv hatte, Hoffnungen auf einen großen Batzen aus der Erbmasse des Toten gemacht hatten. Mit viel Wortwitz: „Gab es Familienstreitigkeiten?“, fragte der Kommissar und erhielt die vielsagenden Antwort „Nicht mehr als üblich, aber eine Zeit lang waren alle Messer aus der Küche verschwunden“, und mit dem Einbeziehen des Publikums in die Aktionen wurde eine entspannte Atmosphäre geschaffen, die den Abend zum doppelten Genuss werden ließ.

Und: Immer wenn es spannend wurde und man der Lösung des Falls ein Stücken nähergekommen schien, krähte Angestellte Elke dazwischen: „Der nächste Wein ist fällig“. Ob sie wohl einen besonderen Grund hatte, die Ermittlungen zu verzögern?

Sei ’s drum, die Zuhörer genossen das Stück und zwischen den einzelnen Akten die kredenzten Weine des Weingutes Ernst aus Wittlingen sowie einen Winzerteller. Unterhaltung, Ratespaß und Gaumenfreude ergänzten sich so auf wunderbare Weise, auch wenn man sich an diese herbstlich-kühlen Abend etwas wärmere Temperaturen gewünscht hätte.

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