Lörrach Weitgehend unbekanntes Land

Die Oberbadische
An der Podiumsdiskussion nahmen teil (v. l.): Thomas Kessler (Drogen- und Migrationsexperte, Basel), Jonas Hoffmann (ehemaliger Entwicklungshelfer in Afghanistan), Willy Surbeck (Moderation), Professor Wilfried Stanzer (Dokumentarfilmer und Teppichwissenschaftler, Graz), Ahmand Painda (Lörrach). Foto: Regine Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

„Wem gehört Afghanistan“: Gut besuchte Veranstaltung im Burghof widmet sich Land am Hindukusch

Von Regine Ounas-Kräusel

„Wem gehört Afghanistan?“ - Unter diesem Titel gab eine gut besuchte Veranstaltung im Burghof am Mittwoch Einblick in ein umkämpftes und weitgehend unbekanntes Land.

Lörrach. Zwei Filme zeigten das Afghanistan der 1970er Jahre zwischen Tradition, Hippieparadies und dem Aufbruch in die Moderne. Bei einer Podiumsdiskussion um die Zukunft des Landes wagte der Basler Drogen- und Migrationsexperten Thomas Kessler die Vorhersage: „Es wird Frieden geben.“

Wilfried Stanzer, Dokumentarfilmer und Teppichwissenschaftler aus Graz, drehte seinen Film „Träume wachsen in Afghanistan“ im Jahr 1972. In beeindruckenden Bildern zeigte er Männer im Teehaus, bei wilden Reiterspielen, beim Schlachten eines Lamms. In einem Dorf tanzen sich Menschen zu Trommelrhythmen in Trance. Dazwischen zeigte der Film Hippies, die in bunt bemalten Hotelzimmern an der Haschischpfeife ziehen. „Ich wollte mit dem Film die eigene Haltung, die eigene Kultur hinterfragen“, sagte Stanzer später auf dem Podium. Doch seine eigene Sichtweise schien stellenweise einseitig: Afghanische Frauen kommen in dem Film praktisch nicht vor. Das moderne Afghanistan kommt nur in wenigen Szenen vor, etwa als Studenten gegen König Mahammed Zahir Schah und die Armut im Land demonstrieren.

Ein ganz anderes Bild des Afghanistans zeichnete Aslam Timur in seinem Film „Mein Afghanistan“. Der TV-Journalist, der von den Taliban verfolgt wird, will darin zeigen, wie Mohammed Zahir Schah das Land zwischen 1973 und 1993 in die Moderne führte. Der Film zeigt westlich gekleidete Frauen in den Straßen, Medizinstudenten an der Universität Kabul, den König auf Staatsbesuch in den USA und der Sowjetunion. Beide Streifen zeigten ein Land, in dem Frieden herrscht.

Bei der Podiumsdiskussion stand die Frage im Mittelpunkt, wie man die aktuellen Kämpfe in Afghanistan beenden und das Land wieder aufbauen könnte. Wilfried Stanzer schlug vor, afghanische junge Männer gezielt nach Deutschland zu holen, auszubilden und zu verpflichten, mit diesem Wissen in ihr Land zurückzukehren. Thomas Kessler meinte, Afghanistan sei wegen seiner Bodenschätze umkämpft. Die Wirtschaftsmacht China werde in den kommenden Jahrzehnten jedoch Afghanistan und die gesamte Seidenstraße bis Europa aufbauen - ganz ohne Krieg, sagte er voraus. Jonas Hoffmann aus Lörrach, früherer Entwicklungshelfer in Afghanistan, meinte, dass auch Deutschland zu einem friedlichen Aufbau in Afghanistan beitragen könne: Die Bundeswehrsoldaten hätten sich dort einen guten Ruf erworben. Der Lörracher Geschäftsmann Ahmad Painda, der aus Afghanistan stammt, wünschte, man solle die Afghanen selbst über ihre Zukunft entscheiden lassen. Er hatte den Abend zusammen mit der Schubert-Durand-Stiftung organisiert. Mit der Veranstaltung bedanke er sich bei allen Freunden, die ihm in Deutschland geholfen hätten.

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