Lörrach Wenn Tiere auf große Reise gehen

Beatrice Ehrlich
Die Kindergruppe von Tempus fugit lieferte eine glänzende Leistung ab. Foto: Beatrice Ehrlich

Tempus fugit: Mit „An der Arche um Acht“ hinterlässt die Kindergruppe einen blendenden Eindruck.

Lörrach - Das Stück ist von der künstlerischen Leiterin Hanna-Laura Veit gut gewählt: Absolut überzeugend verkörpern die 21 Kinder bei der Premiere im Theaterhaus die Tiere, die auf Noahs Arche Zuflucht finden. Es wuselt und wimmelt überall, immer wieder entsteht der Eindruck von Enge und Angst, welche die Tiere aber mit Geduld und Zusammenhalt überwinden können.

Noah, die Hauptperson der zugrundeliegenden Geschichte aus dem Alten Testament, taucht das ganze Theaterstück über nicht auf. Ein resoluter Papagei in großen gelben Gummistiefeln hat stattdessen in seinem Auftrag das Kommando übernommen.

Streng wacht das bunte Tier darüber, dass nicht mehr als zwei Tiere pro Art auf das Schiff kommen. Eingehüllt in knallrote Schlafsäcke, die er zuvor an die Tiere verteilt hat, wecken die schlangestehenden Tiere Assoziationen an Fernsehbilder von Flüchtlingen heute, die auf irgendein Boot drängen, um von der südlichen Seite des Mittelmeers auf die nördliche überzusetzen. Drohend dringt das Wasser – dargestellt durch eine blaue Plastikplane – immer mehr in den Raum ein. Alle sind erleichtert, als der Papagei das Schiffstor mit einem kräftigen Wumms schließt. „Leinen los und Schotten dicht – die Arche legt ab!”

Auf ganz bezaubernde Weise haben sich die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren Ulrich Hubs Kindergeschichte zu eigen gemacht. Nur minimal verkleidet – hier ein prächtiger Schweif, dort ein paar pelzige Ohren, aber gut erkennbar an einer gewissen Geste oder tiertypischen Haltung, schlüpfen die Kinder in ihre Rollen als Giraffen, Vögel, Schildkröten und Affen, als Katzen und Wölfe und andere Tiere. Es gelingt ihnen schon ganz gut, ihre Rolle das ganze Stück lang durchzuhalten, auch wenn sie gerade selbst nichts zu sagen haben. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein Pinguinpaar, das sich nicht hat nehmen lassen, auch noch ihren Freund mit auf die Arche zu schmuggeln. Alle staunen, als im Lauf der Reise eine unbekannte Stimme aus dem Inneren einer Seekiste erklingt. Ob das Gott ist? Und schon sind die Kinder mitten drin im Philosophieren, stellen vielerlei Fragen in den Raum, die sie von dem unbekannten Wesen gerne beantwortet bekämen.

Ein besonderer Kunstgriff ist die Interaktion der Darsteller mit dem Basssaxofonisten Johan Olsson, der das ganze Stück improvisierend an seinem Instrument begleitet. Aufmerksam reagieren die Kinder auf seine Impulse und spiegeln analog zur Musik bestimmte Stimmungen wider: Müdigkeit und Heimweh, aber auch Aufgeregung, Ungeduld und Ärger. Mit raffinierten Regie-Ideen wird die lange Zeit auf der Arche lebendig gestaltet. Als die Tiere einmal alle ins Träumen geraten über ihre Lieblingsplätze auf der Erde, entsteht durch damit verbundenen Bewegungen, etwa der Katze, die durchs hohe Gras schleicht, eine Art Tanz aller Tiere miteinander. So vergeht die Zeit wie im Flug.

Aus den Tieren – und den Kindern – ist eine verschworene Gemeinschaft geworden, als die Arche am Ende ruckelnd an Land aufsetzt.

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