Lörrach „Wie ein Geburtstag ohne Kuchen“

Die Oberbadische

Interview: Obergildenmeister Jörg Roßkopf über die Lörracher Fasnacht in der Pandemie.

Lörrach - Die Lörracher Fasnacht: Jahr für Jahr ein Großereignis – 2021 fällt sie weitgehend flach. Am Wochenende bebt die Innenstadt im Sound der Lasser-Gugge-Explosion – eigentlich. Nun: weitgehende Stille – oder? Bernhard Konrad sprach mit Obergildenmeister Jörg Roßkopf über die Fasnacht in der Pandemie und wie die von der Gilde entwickelten Alternativen angenommen wurden.

Frage: Herr Roßkopf, wie fühlt sich der Fasnachtsauftakt an – so ganz ohne Fasnacht?

Wie ein Geburtstag ohne Kuchen. Fasnacht in aller Stille: Es ist seltsam. Es fehlt sehr viel.

Frage: Die Narrengilde hat sich Alternativen überlegt: Wie wurde der Dällerschlägg@ home angenommen?

Bis Donnerstag wurden rund 1500 Schnägge verkauft. Damit haben wir nicht gerechnet. 2021 können damit erstmals über 1500 Personen am Dällerschlägg teilnehmen – daheim zwar, im kleinen Kreis, aber immerhin. Nach meinem Eindruck hat der Dällerschlägg dadurch sogar an Bedeutung gewonnen. Ich glaube fast, wir werden dieses Angebot auch in Zukunft beibehalten. Wenn man sich die Videos auf YouTube anschaut, sieht man: Es macht den Menschen Spaß. Und das freut mich sehr.

Wir werden übrigens erst am Rosenmontag veröffentlichen, wer „Dällerschlägger 2021“ ist, denn man darf in diesem Jahr bis zum Fasnachtssonntag schlecken. Möglicherweise wird sich aber gar niemand melden, denn: Ich kenne eine Menge Leute, die sich das Meringue-Schnäggle als Andenken aufheben. Vielleicht befindet sich das silberne Schnäggle genau in einem dieser Exemplare.

Frage: Wie groß ist das Interesse am Narrengottesdienst?

Wir sind ausgebucht – wenn ich das bei einem Gottesdienst so sagen darf. Wir können maximal 250 Menschen Corona-konform im Pfarrgarten unterbringen, diese Plätze sind alle besetzt. Wer sich jetzt noch meldet, kommt auf eine Warteliste, falls jemand kurzfristig absagt.

Frage: Derzeit sind in der Innenstadt die Fotoarbeiten von Jochen Scherzinger mit Cliquen-Figuren der Narrengilde zu sehen. Wie kam die Kunstaktion bislang an?

Wir bekommen positive Rückmeldungen, können das aber nicht so konkret fassen wie etwa bei den Verkaufszahlen der Schnägge. Viele unserer Cliquen stellen sich verkleidet vor ihr Bild und posten es dann in den sozialen Netzwerken. Wir haben auch etliche E-Mails erhalten, in denen sich Leute bedanken. Es ist schön, dass diese Aktionen wahrgenommen werden – auch der Umstand, dass sie nicht selbstverständlich sind. Die Bilder werden übrigens nicht einfach verschwinden. Wir überlegen derzeit, wie wir sie auch in Zukunft verwenden können.

Frage: Wie ist die Stimmung in den Cliquen?

Insgesamt überraschend gut. Klar sind alle frustriert, dass sie keine Fasnacht feiern können, aber der Zusammenhalt ist groß.

Frage: Nun steht ein Fasnachtswochende ohne Aktivitäten an. Tatsächlich ganz ohne?

Wir werden nichts auf die Beine stellen, was andere Menschen gefährdet. Trotzdem wäre es schön, wenn die Fasnacht in der Stadt zu sehen wäre. Ich habe unsere Aktiven aufgerufen, gerne auch im Alltag Häs und Maske zu tragen, ich bin gespannt, ob der ein oder andere am Wochenende im Häs durch die Innenstadt flaniert. Und ich gehe durchaus davon aus, dass aus der Lörracher Fasnachtsgemeinde heraus die ein oder andere kleine Aktion doch stattfinden wird...

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