Lörrach Wiistübli ist sein Lebenswerk

Peter Ade
Hans Trefzer Foto:    Peter Ade

Nachruf: Trauer um Hans Trefzer / Versierter Handwerker

Von Peter Ade

Lörrach. Viele Tüllinger und Freunde des Weindorfs trauern um Hans Trefzer. Der beliebte Mitbürger erlag vor wenigen Tagen einem längeren Leiden. Im August wäre Trefzer 86 Jahre alt geworden. Sein Lebenswerk ist die Straußi „S’Wiistübli“, die seit bald vier Jahrzehnten an der Dorfstraße 26 zum Vespern und gemütlichen Verkosten edler Tropfen aus heimischem Anbau einlädt.

Obwohl im Dorf heimisch geworden, war Trefzer eigentlich gar kein Tüllinger. Er stammte aus Sulzburg im Markgräflerland und erlernte nach dem Schulbesuch das Handwerk des Zimmermanns.

1958 wusste der Verstorbene zunächst noch nicht, dass ein „ortsfremder“ Einsatz in Tüllingen sein Leben nachhaltig bestimmen würde. Er lernte nämlich seine Helga kennen, die ihn zu einer Silvesterfeier einlud. Aus der Begegnung wurde eine Liebesbeziehung, die die beiden 1960 zum Traualtar führte.

Tüllingen war fortan Trefzers Lebensmittelpunkt. Als versierter Handwerker war er allerorten im Dorf aktiv. Kurz vor seinem 85.Geburtstag meinte er schmunzelnd: „Es gibt wohl kaum ein Haus, in dem ich nicht als Zimmermann gearbeitet habe.“ Auch am Aufbau des Bammerthüsli, dem Domizil des Feldhüters oder Rebbammert während der Weinlese, war er im Jahr 1983 maßgeblich beteiligt.

Stolz berichtete uns der Handwerker, dass er weit und breit der letzte seiner Zunft gewesen sei, der Schindeln für die Bedachung von Häusern und Scheunen noch ganz von Hand gefertigt hat. „Das hat mir immer riesigen Spaß gemacht, das Fertigen von Schindeln habe ich schon als zwölfjähriger Junge in meinem Heimatort gelernt.“

Auch für die Stadt Lörrach war Trefzer aktiv. Von 1975 bis 1994 sorgte er als Wuhrmeister der Wuhrgenossenschaft für einen sauberen Rechen im Gewerbe-, Geschäfts- und Industriegebiet entlang der Weiler Straße.

Das Wiistübli in Tüllingen eröffnete Trefzer 1985. Er vermarktete seine selbst gemachten Weine und baute dafür einen Weinkeller. Aus der Scheune wurde zunächst eine Straußi, die bis 1997 als reiner Familienbetrieb geführt wurde.

Schließlich erwarb Trefzer die Vollkonzession und eröffnete die heutige Lokalität mit erweitertem Angebot und einer größeren Vielfalt an Getränken und Salaten. Fast ein Geheimtipp waren über Jahrzehnte hinweg die selbst gemachten Linzertorten und das handgeknetete Brot aus der bodenständigen Küche von Ehefrau Helga Trefzer, die 2016 verstarb.

In früheren Jahren war Hans Trefzer auch als singender Wirt bekannt, der mit beeindruckender Stimme Gäste aus nah und fern in seinem Wirtshaus begeisterte. Sigi Trefzer, einer der drei Söhne des Verstorbenen, führt das Wiistübli seit dem Jahr 2003.

Die Trauerfeier auf dem Friedhof in Obertüllingen beginnt am Mittwoch, 23. Februar, um 14 Uhr.

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