Lörrach Wildblumen statt Steinwüsten

Die Oberbadische

Umweltschutz: Innerstädtische Grünflächen und Bäume in Zeiten des Klimawandels

Lörrach. Lörrach setzt sich auf vielen Ebenen für den Klimaschutz ein und plant im gerade begonnenen Jahr weitere Projekte.

Lörrach. Zuletzt wurde die Stadt zwar im Zusammenhang mit den nun anstehenden Baumfällungen auf dem Schädelberg oberhalb der Chrischonastraße kritisiert. Gleichwohl bleiben Grünflächen und Bäume im Stadtgebiet ebenso wie Streuobstwiesen wichtige Themenfelder für die Kommune, heißt es in einer Pressemitteilung.

Grünflächen

Grünflächen leisten einen wichtigen Beitrag zur Luftreinhaltung, beeinflussen das Klima positiv, gestalten den städtischen Raum, binden Feuchtigkeit, und Bäume spenden Schatten. Der Erhalt und Ausbau gesunder Grünflächen in Lörrach sind wichtige Ziele, vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels, aber auch der Artenvielfalt.

Durch den Klimawandel und die damit verbundenen Temperatur- und Wetterextreme nahmen die Schäden im Baumbestand der Stadt Lörrach in den vergangenen Jahren stark zu. Gerade der Baumbestand in der Stadt, in oft viel zu kleinen Baumquartieren, wird durch die zusätzliche Aufheizung durch die versiegelten Flächen, die gleichzeitig ein Versickern des Regenwassers in den Wurzelraum verhindern, zusätzlich gestresst.

Das trifft vor allem die heimischen Bäume, die an diese nahezu mediterranen klimatischen Bedingungen nicht angepasst sind. Durch den globalen Handel kommen zudem verstärkt neue Krankheiten und Schadorganismen zu uns. So sind beispielsweise eingeschleppte Pilze für das Ulmensterben, das Eschentriebsterben oder ganz aktuell das Kastaniensterben verantwortlich. Die Klimaveränderungen spiegeln sich auch in den Fällungen für 2019 wieder. Insgesamt wurden rund 120 Bäume gefällt, am Häufigsten war die Birke betroffen, gefolgt von Ahorn und Hainbuche.

Die veränderten Umweltbedingungen führen dazu, dass die Resistenz der heimischen Baumarten schwindet und die Auswahl der Pflanzen bei Neupflanzungen den sich verändernden klimatischen Bedingungen angepasst werden muss. Die Stadt orientiert sich daher bei Neupflanzungen an den Empfehlungen der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) für klimaangepasste Baumarten. So wurden beispielsweise der Südliche Zürgelbaum, verschiedene Eichenarten, die Purpurerle und der Amberbaum verstärkt gepflanzt. Darüber hinaus wird eine Durchmischung der Baumbestände angestrebt, um eine hohe Biodiversität zu erreichen und damit der Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen vorzubeugen.

Grundsätzlich wird für alle gefällten Bäume Ersatz gepflanzt. Um der Ersatzpflanzung bessere Start- und Wachstumsbedingungen zu ermöglichen, werden die neuen Standorte durch Ausschachtung und den Einbau von speziellen Baumsubstraten aufgewertet. Diese Quartiere haben dann einen durchwurzelbaren Pflanzraum von zwölf Kubikmetern.

Aktiver Klimaschutz

Der Ausbau und Erhalt der Grünflächen in der Stadt ist ein wichtiger Bestandteil des Naturschutzes. So wurden die städtischen Wechselflorflächen abgeschafft und dafür naturnahe Staudenmischpflanzungen angelegt. Stauden sind langlebiger, haben geringeren Pflegeaufwand und bieten heimischen Insekten mehr Nahrung. Zudem müssen die Stauden nicht gedüngt und mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden.

Um den Flächenverbrauch bei Baumaßnahmen zu kompensieren, müssen ökologisch hochwertige Ausgleichsflächen geschaffen werden. Durch die Ausbringung von gebietsheimischen Saatmischungen auf innerörtlichen Flächen entstehen attraktive und ökologisch wertvolle Bereiche auch innerhalb des Siedlungsgebietes. Beispiele für Ausgleichmaßnahmen sind die ökologische Aufwertung von Wiesen, Äckern und Gewässern sowie die Schaffung von Eidechsenhabitaten und Feuchtbiotopen.

Wie erfolgreich Artenschutz auf kleinen Flächen funktionieren kann, zeigt der gemeinsam mit dem Nabu Lörrach insektenfreundlich gestaltete Parkplatz an der Schlossberghalle. Bunte Wildblumen ersetzen jetzt den Rasen. Das Projekt wurde vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg im Rahmen des Wettbewerbs „Blühende Verkehrsinseln“ mit der Goldenen Wildbiene ausgezeichnet. Zudem werden die Grünflächen durch das Ausbringen von Blumenzwiebeln aufgewertet, hierbei werden die Wildformen bevorzugt, um der Insektenwelt eine Nahrungsgrundlage zu schaffen.

Ein besonderer Hingucker war vergangenes Jahr die bunte Blumenwiese am Rathaus. Im kommenden Frühjahr wird neues Saatgut ausgebracht, sodass wieder eine farbenfrohe Wiese das Rathaus ziert. Damit nicht nur das Rathaus mit der Blumenpracht geschmückt wird, können die Blumen auch für die Dekoration der eigenen vier Wände gepflückt werden.

Streuobstbäume

Die Obstbäume tragen zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraumes für wild lebende Tier- und Pflanzenarten bei. Im Rahmen des Grundschulen-Projektes MOBIL (Modellregion Biotopverbund Markgräflerland) fanden mehrere Baumpflanzaktionen am Tüllinger Berg statt. Hintergrund der Aktion ist das zunehmende Verschwinden der Obstbäume am Tüllinger Berg. Bislang gab es vier Pflanzaktionen, bei denen insgesamt 46 Streuobstbäume gepflanzt wurden. Zwei Aktionen wurden in Kooperation mit Lörracher Grundschulen durchgeführt.

Das Ziel ist es, neben dem Erhalt der Streuobstbäume am Tüllinger Berg auch die Schüler für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren. Neben der Baumpflanzung erfuhren die Schulkinder Interessantes zum vielfältigen Leben auf der Streuobstwiese. Idee der Kooperation ist es, den Kindern Interesse für die Natur und Kenntnisse über ökologische Zusammenhänge an einem konkreten Beispiel zu vermitteln. Das Projekt wird gemeinsam mit dem Trinationalen Umweltzentrum umgesetzt.

Auch auf den städtischen Ausgleichsflächen werden immer wieder Streuobstbäume gepflanzt. So wird als Ausgleich für die Eingriffe durch das Neubaugebiet Belist unter anderem auf Brombacher Gemarkung in diesem Jahr eine bislang bewirtschaftete Wiese aufgewertet. Im Herbst werden dort zehn hochstämmige Streuobstbäume gepflanzt und die Wiese durch eine Mähgutübertragung aufgewertet.

Ausblick

In diesem Jahr sind weitere Baumpflanzungen geplant ebenso wie Informationen zur Gartengestaltung, die auch Themen wie zum Beispiel die Schottergärten umfassen. Außerdem wird im zweiten Quartal eine Vorlage zu verschiedenen Themen „Grün in der Stadt“ dem Gemeinderat vorgelegt.

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