Lörrach „Wir rauchen vor Wut!“

Die Oberbadische

Mit ohrenbetäubendem Lärm haben 200 Mitarbeiter des Lörracher Traditionsunternehmen KBC in einer öffentlichen Betriebsversammlung ihrem Ärger über die italienische Mutter Imprima Luft gemacht.

Schon von Weitem sind die Trillerpfeifen, Tröten und das  Martinshorn der KBC-Werksfeuerwehr zu hören: Mit ohrenbetäubendem Lärm haben die Mitarbeiter des Lörracher Traditionsunternehmens am Mittwoch in einer öffentlichen Betriebsversammlung ihrem Ärger über die italienische Unternehmens-Mutter Imprima Luft gemacht.


Von Bernhard Konrad


Lörrach. „Der Schornstein ruht, wir rauchen vor Wut“, steht auf zwei Transparenten, die inmitten der über 200 Anwesenden hoch gehalten werden – sowohl in deutscher als auch in italienischer Sprache, wie es der Unternehmenskultur der KBC von jeher entspricht.


Die Belegschaft ist enttäuscht und massiv verärgert: „Imprima blockiert“ sagte der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Fuhl – obgleich die Arbeitnehmervertretung Imprima mit einem Betrag in Höhe von 300 000 Euro entgegengekommen sei.   


Streitpunkte sind vor allem  Sozialplan und Interessenausgleich für die über 200 KBC-Beschäftigten, die das Unternehmen verlassen müssen.  Imprima biete derzeit jedem Mitarbeiter 1250 Euro pro Unternehmensjahr an – brutto. Neben  diesem Abfindungsangebot  kritisierte Fuhl „den Versuch von  Imprima, die Belegschaft zu spalten“. Dies werde nicht gelingen, sagte Fuhl unter dem Applaus der KBCler. Sollten die Verhandlungen scheitern, würden auf   Imprima über 200 Einzelklagen zukommen.


Thomas Bittner, Co-Geschäftsführer der IG Metall Lörrach, lobte ausdrücklich Fuhl und seine Mitstreiter im Betriebsrat für denen Einsatz. Sowohl er als auch Fuhl hätten bislang noch nichts Vergleichbares erlebt. Er vermisse   Anstand und Respekt für jene, die  sich seit   über 20, 30 oder 40 Jahren für die KBC einbringen.  Erwartet, so Bittner,  werden  höhere Abfindungen, die Bezuschussung von Weiterbildungsmaßnahmen, die Gründung einer Transfergesellschaft (in dieser würden Angestellte zunächst 85 Prozent ihres Gehalts weiterbeziehen) sowie die Berücksichtigung  von Kindern betroffener Familien im Sozialplan.


Für die rund 120 im Werk Verbleibenden  soll eine Beschäftigungsgarantie bis zum Jahr 2022 festgeschrieben werden.  Ohnehin werde die allgemeine  Unsicherheit verschärft, weil der Mietvertrag im Oktober 2019 ausläuft und die Verlängerung noch immer nicht erfolgt sei.


Sollten die Verhandlungen weiter  erfolglos geführt werden, kündigte Bittner an, mit der Belegschaft nach Como zu fahren – dorthin sollen Teile der Arbeit verlagert werden – um dort zu demonstrieren.
Verärgert zeigte sich Fuhl auch darüber, dass Imprima bereits Maschinen abgebaut habe. Gleichzeitig sei die Auftragslage „hervorragend“. Indes: „Imprima bekommt nur waren aus Lörrach raus, wenn wir die Maschinen  bedienen...“ so Fuhl.


Seine Messlatte für einen Verhandlungsabschluss sei nach dem „unsozialen Verhalten von Imprima“ jetzt eher noch höher als zuvor. Fuhl und Bittner signalisierten Verständnis dafür, sollten die KBC-Mitarbeiter auch auf eigene Faust Aktionen organisieren. Denkbar seien auch tägliche öffentliche Betriebsversammlungen. In die  Öffentlichkeit trug die Versammlung ihr Anliegen direkt im Anschluss  mit einer  Demonstration im Umfeld des KBC-Geländes.

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