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Lörrach Wird Lörrach zur „Smart City“?

Willi Vogl
Auf dem Podium im Gespräch (v.l.): Jörg Lutz, Stefan Metzger und Monika Neuhöfer-Avdic Foto: Willi Vogl

Stadtplanung: Stefan Metzger beim Montagsgespräch zur Digitalisierung von Städten / Datenschutz versus Digitalisierung

Lörrach - Was hat eine Stadt davon, sich eine digitale Agenda zu geben? Was kann Lörrach etwa von Luzern lernen? Wie kann sich Lörrach in den nächsten Jahrzehnten weiterentwickeln? Diese und weitere Fragen zur Stadtplanung standen beim Montagsgespräch im Burghof mit Stefan Metzger, dem ersten Chief Digital Officer der Stadt Luzern, im Raum.

Brennglaseffekt der Pandemie

„Corona hat einiges beschleunigt, aber es darf nicht Mittel zum Zweck sein“, nahm Metzger in seinem Vortrag Bezug auf den Brennglaseffekt der Pandemie. In seiner Position als Chief Digital Officer versteht er sich als Übersetzer und „Reiseleiter“ in Sachen Digitalisierung. Dabei hat er nicht nur die Stadt im Blick, sondern auch das Umland.

Unter dem Stichwort „Livable City“ skizzierte er die aktuellen Planungen Singapurs, unter der Erdoberfläche Lebensräume zu schaffen, um der Erderwärmung zu entfliehen. Natürlich könne man allein mit weiter fortschreitender Digitalisierung die Welt nicht retten, jedoch Entscheidendes dazu beitragen.

Schlummernde Synergien

Metzger zog bei seinen Überlegungen einen Vergleich der Metropolregion New York mit 8,5 Millionen Einwohnern und der Schweiz mit 8,4 Millionen Einwohnern heran. „Jedes einzelne Element wie Energieversorgung, Verkehrsplanung oder Wohnungsbau mag für sich intelligent geplant sein, jedoch sind sie derzeit kaum miteinander verbunden“, lenkte Metzger den Blick auf schlummernde Synergien über Branchen- und Kantonsgrenzen hinaus.

Dies stelle vor allem eine Stadtverwaltung angesichts der heutigen Komplexität und der Unsicherheit in der Gültigkeit von Planungsvorgaben vor große Herausforderungen.

Um politische Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, nehme man in Luzern das Modell eines „Entwicklungstrichters“ zu Hilfe. Hier werden mit einem vergleichsweise kleinen Budget im Vorfeld Pilotversuche gestartet um Erkenntnisse über Bedarf und Fokussierung eines Projekts zu gewinnen. „Damit weiß man bereits am Anfang des regulären Projektprozesses genauer, was man will.

Die Wunschliste ist jedoch immer größer als das Budget“, verwies Metzger zudem auf die Notwendigkeit der Priorisierung und einer beständigen Anpassung während längerer Planungsvorläufe. So dürfte etwa in öffentlichen Gebäuden die Einrichtung von WIFI in Meeting-Räumen gegenüber Fluren vorrangig sein.

Metzgers eloquenter Vortrag bewegte sich vor allem auf verschiedenen Meta-Ebenen. Insgesamt sieht er den digitalen Kulturwandel auch als Chance, sich wieder auf „menschliche Qualitäten zu konzentrieren“.

Bessere und aktuellere Daten für Fahrradverkehrsplanung ?

Im anschließenden Podiumsgespräch zusammen mit Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic wurde es mit Fragestellungen aus der Verwaltungspraxis auch etwas konkreter. So stand die Frage im Raum, wie man für die Fahrradverkehrsplanung zu besseren und aktuelleren Daten komme. Die konventionelle Methode über Fahrradzähler sei hier nicht ausreichend.

Eine Lösung sieht Metzger im freiwilligen Handytracking und einer Hochrechnung auf die Gesamtzahl aller Radfahrer. Hier kollidiere allerdings der Datenschutz mit der Digitalisierung, und so sei der Dialog unverzichtbar.

Jörg Lutz verwies mit einem Vergleich zu George Orwells Roman 1984 auf enge Praxisgrenzen. Während man bei Kaufverträgen im Internet nahezu anstandslos sein Häkchen bei den allgemeinen Geschäftsbedingungen mache, würde man der öffentlichen Hand grundsätzlich misstrauischer entgegenstehen. Metzger setzte hier auf Transparenz und hielt in diesem Zusammenhang auch eine online veröffentlichte Stadtratssitzung für förderlich.

Kommunikation künftig in Mischung aus körperlicher Präsenz und Online

Wenngleich man sich auf dem Podium einig war, dass ein Gespräch vor Menschen besser sei, als in die Kamera zu sprechen, sah man sich gleichwohl mit der Notwendigkeit konfrontiert, zukünftig stärker hybrid in einer Mischung aus körperlicher Präsenz und Online zu kommunizieren.

Hier ginge es laut Lutz darum, den Menschen die Angst zu nehmen. Schließlich stünden wir nicht am Anfang der Digitalisierung, sondern „mit vielen positiv gelebten Beispielen bereits mittendrin“.  Das Video zur Veranstaltung ist demnächst zu sehen auf: www.zusammen.loerrach.de

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