Lörrach Wo Zirkusartisten Berühmtheiten waren

Die Oberbadische
Ihre Heimat ist der Zirkus, von Kindesbeinen an: Svetlana und Evgeny Boutorine. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Weihnachtscircus: Evgeny und Svetlana Boutorine haben ihr Handwerk in der Sowjetunion erlernt

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Alle Zirkusartisten führen ein Doppelleben, auch die Clowns, die es sich zum Beruf gemacht haben, andere zum Lachen zu bringen. So auch beim Lörracher Weihnachtscircus: Gerade eben standen Evgeny und Svetlana Boutorine noch als Clownduo „Boutique“ in der Manege, mit Glitzersternen am Zylinder und Luftballon am Revers, verwickelt in die witzigsten Interaktionen mit dem Publikum. Nur eine halbe Stunde später steht einem ein freundliches Ehepaar im Trainingsanzug gegenüber – nur das ausdrucksvolle Minenspiel und die lebendigen Augen verraten, dass man es mit Bühnenkünstlern zu tun hat.

Geht man nach Evgeny Boutorine, so ist das Clownsein die Quintessenz, der ultimative Höhepunkt von Zirkuskunst und Schauspielerei. Andere Artisten mögen steinharte Muskeln haben oder einen biegsamen Körper. Ein Clown muss alles können, erklärt der Zirkusprofi: Akrobatik, Kraftübungen, Luftartistik, Sprache und Mimik trainieren der in Lörrach bereits bestens bekannte Clown mit dem unverwechselbaren weißen Haarschopf seine Frau und er nach wie vor jeden Tag. Hinter ihnen liegt die Arbeit von Jahrzehnten: Seit er neun Jahre alt ist, hat Evgeny Boutorine in seiner Heimatstadt Kemerovo bei Novosibirsk die Zirkusschule besucht.

Wie Hollywoodstars im Westen

Ein angesehener Künstler sei sein Vater in jungen Jahren in seinem Heimatland gewesen, erklärt Nikita Boutorine, der Sohn der beiden, der zum Interview hinzugestoßen ist. In angesehenen Zirkusschulen, wo er selbst jüngere Künstler unterrichtet habe, hänge heute ein Porträt seines Vaters. Kein Wunder: In der Sowjetunion waren Zirkusartisten angesehen wie Hollywoodstars im Westen. In Deutschland angekommen, mussten die Boutorines ebenfalls nicht lange nach Engagements suchen.

Und so touren sie bis heute rund um die Welt, zuletzt durch China. Humor sei international, haben die beiden beobachtet, auch wenn die Chinesen weitaus ausgelassener auf ihre Sketche reagierten als die eher zurückhaltenden Deutschen oder Schweizer.

Im Zirkus hat Evgeny Boutorine auch seine Frau Svetlana kennengelernt, mit der er bis heute als unwiderstehlich komisches, eingespieltes Clownduo die Menschen erfreut. Längst ist das Paar aus Sibirien, das 1998 mit den beiden Söhnen seinen Lebensmittelpunkt nach München verlegt hat, auf der ganzen Welt zu Hause, das Leben auf engstem Raum im Wohnwagen zum Alltag geworden.

Ihre Nummern kreieren die beiden selbst und die fantasievollen, mit liebevollen Details ausgeschmückten Kostüme näht Svetlana Boutorine. Dreißig Minuten brauchen die beiden, damit aus Evgeny und Svetlana das Clownduo „Boutique“ wird, er als tollpatschiger Clown, dem alle seine sorgsam vorbereiteten Aktionen immer wieder auf herrlich komische Art entgleiten, sie als seine geduldige und gutmütige Assistentin, die sich für nichts zu schade ist und bei Bedarf alles wieder einrenkt.

Zwei Künstler, zwei Leben: Wenn in der Manege die Scheinwerfer ausgehen, sind die beiden längst wieder in ihrem Wohnwagen, wo sie bei Suppe mit Fleischklößchen und frischem Salat russische Weihnachten feiern.   Weitere Infos und Termine unter www.loerracher- weihnachtscircus.de. Tickets unter Tel. 0163/45 50 424, in den Geschäftsstellen unserer Zeitung und im Internet unter www.reservix.de. Die Circuskassen sind täglich von 11 bis 12 Uhr und jeweils eine Stunde vor Show-Beginn geöffnet

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