Lörrach Wolf trifft Wolf

Die Oberbadische
Kabarettist Josef Hader im BurghofFoto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Altbewährt grantelnd präsentiert sich Kabarettist Josef Hader im Burghof

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Wenn es wirklich ernst wird, dann ist Schluss mit lustig. Und wenn die sparsam platzierten Zuschauer Masken tragen beim Lachen und Klatschen, dann bleiben sogar einem erfahrenen Bühnenplauderer wie Josef Hader die Worte aus. Trotz „Lockdown light“ und einem Kulturleben im Notbetrieb kurz vor der Wiederabschaltung war das Virus kein Thema beim jüngsten Kabarett-Abend im Burghof Lörrach. Mit seinem gut abgestandenen und vor schwarzem Humor triefenden Dauerbrenner-Programm „Hader spielt Hader“ gelang es dem österreichischen Kabarettisten dafür trefflich, die trübe Stimmung auf der Bühne widerzuspiegeln.

Pessimismus – nichts Neues bei Hader, der sich – hier ist der Name Programm – dem Hadern über seine Umwelt und seine Mitmenschen verschrieben hat. Stinkende Traktoren, Ausländerfeindlichkeit, mosern und „motschgern“ über alles und jedes. So sehr, dass er, beziehungsweise sein gleichnamiges Bühnen-Ich, sich mittlerweile ganz zurückgezogen hat und seine Tage einsam vertrinkt. Nur hin und wieder duldet er die Gesellschaft eines Wolfes, der ebenso einsam und isoliert von seinem Rudel in den Wäldern herumstreicht und große Mengen an Fleisch verschlingt.

Wolf trifft Wolf. Hader ist abgründig, nicht nur in seiner Wortwahl, zum größten Vergnügen des Publikums. Da ist Arschloch ein Beruf, Meinungen werden „gewichst“ (natürlich im Internet) und erfrorene Tiere Herbstlaub gleich durch die Lüfte gewirbelt, ein grauenhaftes Bild für innere Leere und soziale Kälte.

Hader trinkt sich die Welt schön. In seinen wenigen positiven Momenten gibt er sich der gepflegten Weltflucht hin, träumt sich in die Steinzeit, von der Mammutjagd im Team und dem guten Körpergefühl durch „Low Carb Food“, vom wohligen Sich-gehen-lassen „ohne Beauty-Stress“. Schwärmt vom Öffentlichen Personennahverkehr in Afrika, vielgenutzt und nachhaltig, „da hängen die Menschen in Trauben an den Bussen“ - wenn denn alle paar Tage mal einer fährt.

Fest zum Programm gehört das Nachdenken über den eigenen Tod und dessen mannigfaltige Mittel und Wege, den Menschen zu ereilen. Und schon geht es wortreich hinab in die tiefsten Tiefen schwarzen Haderschen Humors.

Je detailreicher seine Schilderung eines langsamen Zugrundegehens, desto lauter wird das Lachen. Wie man es von ihm kennt, lässt Hader rund um das Thema Ableben und das, was vom Menschen übrigbleibt, kein Tabu aus: ’In siebzig Jahren... erinnert sich keiner mehr an Dich’ heißt sein illusionsloser Abgesang auf Liebe, Leidenschaft und Ruhm, kurz alles, was uns lieb und heilig ist. Fazit: Nichts Neues bei Hader, aber neue Varianten des Alten, das an Brisanz nichts verloren hat.

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