Lörrach Wolfsgrube war kein Wachturm

Die Oberbadische
Dieter Lais, Ralph Schmidt, Hans Pausch und Hanspeter Bruckmaier vom Fachbereich Waldwirtschaft des Landratsamts Lörrach (von links) neben dem von ihnen errichteten Informationsschild zur Wolfsgrube im Röttler Wald Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Forstverwaltung: Historische Fallgrube im Röttler Wald restauriert und gesichert / Tafel informiert

An der Hohen Straße im Röttler Wald, nahe der Abzweigung Hauinger Weg, informiert jetzt ein Schild über eine alte mit Bruchsteinen befestigte Grube, deren Entstehung und Zweck lange Zeit rätselhaft war. Nun herrscht Klarheit darüber.

Lörrach. Eine Theorie lautete, dass die Grube zu einem römischen Wachturm gehörte, weil die Hohe Straße schon von den Römern als wichtiger Verbindungsweg genutzt wurde. Ein Experte des Landesdenkmalamts bestätigte aber schließlich die unter Förstern verbreitete Vermutung, dass es sich um eine sogenannte Wolfsgrube handelt. Die Forstverwaltung des Landratsamtes Lörrach restaurierte und sicherte daraufhin die historische Fallgrube.

Wolfspopulation durch 30-Jährigen Krieg stark angestiegen

Das neu aufgestellte Schild klärt auf: Nach dem 30-Jährigen Krieg waren ganze Landstriche verwüstet und entvölkert. Die Anzahl der Wölfe hatte deshalb stark zugenommen. Als Nahrungskonkurrent des Menschen, der Schafherden und andere Nutztiere bedrohte, wurde der Wolf verfolgt, geschossen, vergiftet und in Fallgruben gefangen. Eine solche Fallgrube ist hier nach der Restaurierung gut erkennbar. Damit kein Mensch und kein Tier hineinfallen kann, ist die Wolfgrube nun durch einen stabilen Maschendrahtzaun gesichert.

Wolfsgruben waren je rund drei Meter tief, lang und breit und nach unten oft verbreitert. Trockenmauern oder Holzbohlen stützten die Wände der Grube. In der Mitte stand ein Pfahl, an dem der Köder – nicht selten ein lebendes, jämmerlich schreiendes Haustier – festgebunden wurde. Daraufhin deckte man die Grube mit Reisig und Baumrinde ab.

Kein Zusammenhang zu aktueller Wolf-Attacke

Ein niedriger Zaun um die Grube zwang den angelockten Wolf zum Springen. Dabei durchbrach er die dünne Abdeckung und stürzte in die Grube. Am nächsten Tag wurde er darin getötet, meist von den Bauern gesteinigt.

Dass die Restaurierung und Beschilderung der Wolfsgrube zeitlich mit dem wahrscheinlich durch eine Wolfsattacke verursachten Tod von über 40 Schafen im Nordschwarzwald zusammenfällt, ist reiner Zufall, verleiht der Aktion aber besondere Aktualität, schreibt das Landratsamt in einer Mitteilung. „Ganz sicher wird niemand ernsthaft fordern, Wölfe wieder mit Fallgruben und anderen grausamen Methoden zu bekämpfen“, meint Thomas Unke, Leiter des Forst- und Jagdbereichs im Landratsamt Lörrach.

Zeitgemäßes Wolfsmanagement

Aber ein zeitgemäßes und wirksames Wolfsmanagement bis hin zum tierschutzgerechten Töten einzelner sogenannter „Problemwölfe“ seien erforderlich, nicht nur im Interesse von Schäfern und Weidetierhaltern sondern auch, um eine möglichst breite Akzeptanz für die Rückkehr von Wölfen nach Baden-Württemberg zu erreichen.

Im Röttler Wald gibt es weitere Informationstafeln der Forstverwaltung, die Besonderheiten dieses historisch interessanten Waldgebiets näher bringen. Genannt seien zum Beispiel der Bannwald bei der Hexenbrünnlehütte und entlang des dortigen Bannwaldweglis oder am Schwygrabenweg, wo vor rund 300 Jahren erstmals Lärchen gepflanzt wurden. In der Nähe von Wollbach erinnert eine Informationstafel an die Geschichte der Wodanseiche.

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