Jessica Bucceri von Momenti Belli in der Hammerstraße hat ihr Studio erst seit zwei Jahren und kann den Boom rund um den Nagel bestätigen. „Ich habe schon 180 Stammkunden, auch aus der Schweiz, darunter fünf Männer. Meine älteste Kundin ist 92 Jahre alt.“ Warum Maniküre und Nail Art immer beliebter werden? „Die Hand einer Frau ist ihre Visitenkarte – die moderne Frau ist selbstbewusst und hat keine Angst mehr aufzufallen. Viele meiner Kundinnen sind Firmenbesitzerinnen oder Chefinnen,“ erklärt Bucceri.
Beim ersten Besuch wird der Fingernagel durch eine Neu-Modellage, die zwischen 50 und 70 Euro kostet, in den meisten Fällen mit Hilfe von Gel verstärkt oder verlängert. Im Durchschnitt sollte man nach vier Wochen wieder kommen und sich die Nägel auffüllen lassen. „Das Gel wird dann bis auf eine Schicht mit der Nagelfeile entfernt. Danach wird darauf aufgebaut und ein neues Design drauf gepinselt oder das gleiche nochmal“, erklärte Concita Pasqualino von Amber’s Beauty & Nails am Bahnhofsplatz.
Aber Gel scheint nicht nur für Schönheit zu sorgen, für einige ist das sogar ein Muss. „Eine Kundin von mir hat sich die Nägel blutig gebissen und suchte bei uns Hilfe. Es war ein langer Weg, aber nun hat sie starke und lange Nägel“, erzählt Pasqualino.
Experten helfen auch bei Problem-Nägeln
Nicht nur Nägelkauer sind davon betroffen, auch Ärzte und Krankenschwestern haben oft durch Chemikalien und Medikamente Probleme mit dünnen und zerbrechlichen Nägeln. „Eine Kundin kam sogar mit einem Attest zu uns, weil ihre Nägel sehr dünn waren und immer wieder abbrachen“, erinnert sich Olga Jakobi vom Jakobi Beauty Studio in der Wallbrunnstraße. Das Studio bildet selbst Nageldesignerinnen aus. „Um Nageldesigner zu werden, besucht man private Schulungen. Wir haben entschieden, selbst auszubilden, um unser hohes Niveau beizubehalten. In großen Städten ist es einfacher, professionelle Nailartists zu finden, die Talent, Feingefühl sowie Kreativität besitzen und mit dem Pinsel Kunstwerke zaubern können. In Lörrach ist das für uns schwierig, deshalb machen wir diese Schulungen. Von zehn Schülern ist danach meistens nur einer auf dem gewünschten Niveau“, erklärt Anton Jakobi, Inhaber des Salons.
„Früher gingen Frauen nur zum Friseur. Heutzutage geht man auch zur Maniküre, weil immer mehr Wert auf Pflege und Schönheit gelegt wird. Außerdem ist es einfacher und bequemer, einmal im Monat die Nägel gemacht zu bekommen, anstatt sich jeden Abend hinzusetzen und selbst die Nägel zu lackieren. Die Zeit fehlt, und die Qualität ist einfach nicht die Gleiche.“
Die Trends sind saisonabhängig und dauernd im Wandel. Vor kurzem war noch der Babyboom „in“: ein dunkler Ton im Nagelmond bis zu einem hellen Ton auf der Nagelspitze.
Der Geschmack der Kunden sei vor allem kulturell bedingt, erzählt Jakobi „Deutsche und Schweizer wollen eher klassische, einfarbige und kurze Nägel. Außer für Messen, da wird oft sehr stark verlängert.
Bei Osteuropäern ist es anders. Sie wollen extravagante Nägel mit Mustern und Steinen.“ Für eine solche Nagelbehandlung sollte man eine Stunde einplanen.
Wer diesen Frühling trendy sein möchte: geometrische Formen sind angesagt.
Schon im alten Ägypten und in der Ming-Dynastie in China machte man sich mit Porzellanpulver die Nägel schön, vor allem Männer. Im 19. Jahrhundert trug man die Nägel kurz und oval. Die große Wende kam dann im 20. Jahrhundert mit der Erfindung des Autolackes. Dank diesem konnte man helle Nagellacke herstellen, die nur mittig aufgetragen wurden, der Nagelmond und die Nagelspitze blieben natürlich. Diesen Trend nannte man den „Gatsby-Look“.
Mitte der 50er Jahre wurde die Acryltechnik entworfen, dabei benutzt man eine Mischung aus Acrylpulver und flüssigem Acryl. Die Technik war noch nicht weit genug, und es kam oft zu Infektionen und grünlichen Nägeln, da Feuchtigkeit und Bakterien nie entfernt wurden. Diese Methode wird heute durch den unangenehmen chemischen Geruch und den starken Eingriff im Organismus kritisch beobachtet.
Heute wird in Europa im allgemeinen die Gel-Technik angewandt. Quellen: erdbeerlounge.de; beauty.at; fingersbysonja.de