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Lörrach Zeigt her eure Nägel!

Die Oberbadische

Trend: Nagelstudios erleben einen Boom / Gepflegte Hände sind gefragt / Kunden-Geschmack ist kulturell unterschiedlich

Kunstwerke an den Händen – Fingernägel sind heutzutage ein echter Hingucker. Künstliche Nägel gibt es in einer riesigen Farbauswahl, mit Steinchen und Mustern. Dieser Trend zeigt sich auch in Lörrach. Nagelstudios schießen wie die Pilze aus dem Boden, über das Stadtgebiet verteilt gibt es mehr 20.

Von Asia Lomartire

Lörrach. Ein schön dekorierter Raum, an der Decke ein Kronleuchter, ringsum kleine Tischchen, an denen hoch konzentriert zwei Mitarbeiterinnen ihre Köpfe über die Hände ihrer Kundinnen beugen. Die Chefin Sandra Sprich inspiziert die Nägel und Hände der vor ihr sitzenden jungen Frau genau. Ein Griff zur Feile – schnell und sicher bringt sie diese zunächst in Form. Im Hintergrund warten schon weitere Kundinnen darauf, dass auch ihren Nägeln einen schicker Look verpasst wird. Mit einem weichen großen Pinsel befreit die Nageldesignerin immer wieder die Hand von Staub. Dazu ein leises Surren des Nagelfräsers, mit dem die Nagelhaut entfernt wird. Mattieren, Grundieren und dann unter die UV-Lampe. Ein leichtes, nicht unangenehmes Brennen am Finger. Nach weniger als fünf Minuten ist der kleine Finger kaum wiederzuerkennen. Die Kundin staunt.

Ende der 70er Jahre schwappte der Trend der Nagelmodellage von Amerika nach Europa über, jedoch war dieser Luxus eher für Wohlhabende.

„Vor mehr als 17 Jahren musste ich noch nach Bad Säckingen gehen, um mir die Nägel machen zu lassen, weil es hier in der Gegend keine Nagelstudios gab. Teuer war es auch noch, 75 Mark musste man zahlen“, erzählt Sandra Sprich vom Nagelstudio SANDREA in der Körnerstraße.

Heute sieht das anders aus. Ihr Salon ist einer von mehr als 20 Salons in Lörrach und zählt täglich zwischen 15 und 30 Kunden. „Ich habe auch viele männliche Stammkunden. Vor zehn Jahren kamen sie nur zu besonderen Anlässen, beispielsweise für ein Vorstellungsgespräch. Mittlerweile wollen Männer auch im Alltag gepflegte Hände und Füße haben.“

Auch Männer wollen gepflegte Hände

Obwohl man im Internet die verrücktesten Nagel-Kreationen sieht, stellen die Inhaberinnen in Lörrach fest, dass der Trend eher in Richtung Naturnägel gehe. „Vor einigen Jahren habe ich sogar Schlangenhaut in den Nägeln verarbeitet und 3D Muster gemacht. Da ist vorbei“, erinnert sich Sprich. „Die Form passe ich immer den Händen der Kunden an. Mir ist es wichtig, dass die Nägel schön sind und zu meinen Kunden passen, damit diese glücklich sind.“

Jessica Bucceri von Momenti Belli in der Hammerstraße hat ihr Studio erst seit zwei Jahren und kann den Boom rund um den Nagel bestätigen. „Ich habe schon 180 Stammkunden, auch aus der Schweiz, darunter fünf Männer. Meine älteste Kundin ist 92 Jahre alt.“ Warum Maniküre und Nail Art immer beliebter werden? „Die Hand einer Frau ist ihre Visitenkarte – die moderne Frau ist selbstbewusst und hat keine Angst mehr aufzufallen. Viele meiner Kundinnen sind Firmenbesitzerinnen oder Chefinnen,“ erklärt Bucceri.

Beim ersten Besuch wird der Fingernagel durch eine Neu-Modellage, die zwischen 50 und 70 Euro kostet, in den meisten Fällen mit Hilfe von Gel verstärkt oder verlängert. Im Durchschnitt sollte man nach vier Wochen wieder kommen und sich die Nägel auffüllen lassen. „Das Gel wird dann bis auf eine Schicht mit der Nagelfeile entfernt. Danach wird darauf aufgebaut und ein neues Design drauf gepinselt oder das gleiche nochmal“, erklärte Concita Pasqualino von Amber’s Beauty &  Nails am Bahnhofsplatz.

Aber Gel scheint nicht nur für Schönheit zu sorgen, für einige ist das sogar ein Muss. „Eine Kundin von mir hat sich die Nägel blutig gebissen und suchte bei uns Hilfe. Es war ein langer Weg, aber nun hat sie starke und lange Nägel“, erzählt Pasqualino.

Experten helfen auch bei Problem-Nägeln

Nicht nur Nägelkauer sind davon betroffen, auch Ärzte und Krankenschwestern haben oft durch Chemikalien und Medikamente Probleme mit dünnen und zerbrechlichen Nägeln. „Eine Kundin kam sogar mit einem Attest zu uns, weil ihre Nägel sehr dünn waren und immer wieder abbrachen“, erinnert sich Olga Jakobi vom Jakobi Beauty Studio in der Wallbrunnstraße. Das Studio bildet selbst Nageldesignerinnen aus. „Um Nageldesigner zu werden, besucht man private Schulungen. Wir haben entschieden, selbst auszubilden, um unser hohes Niveau beizubehalten. In großen Städten ist es einfacher, professionelle Nailartists zu finden, die Talent, Feingefühl sowie Kreativität besitzen und mit dem Pinsel Kunstwerke zaubern können. In Lörrach ist das für uns schwierig, deshalb machen wir diese Schulungen. Von zehn Schülern ist danach meistens nur einer auf dem gewünschten Niveau“, erklärt Anton Jakobi, Inhaber des Salons.

„Früher gingen Frauen nur zum Friseur. Heutzutage geht man auch zur Maniküre, weil immer mehr Wert auf Pflege und Schönheit gelegt wird. Außerdem ist es einfacher und bequemer, einmal im Monat die Nägel gemacht zu bekommen, anstatt sich jeden Abend hinzusetzen und selbst die Nägel zu lackieren. Die Zeit fehlt, und die Qualität ist einfach nicht die Gleiche.“

Die Trends sind saisonabhängig und dauernd im Wandel. Vor kurzem war noch der Babyboom „in“: ein dunkler Ton im Nagelmond bis zu einem hellen Ton auf der Nagelspitze.

Der Geschmack der Kunden sei vor allem kulturell bedingt, erzählt Jakobi „Deutsche und Schweizer wollen eher klassische, einfarbige und kurze Nägel. Außer für Messen, da wird oft sehr stark verlängert.

Bei Osteuropäern ist es anders. Sie wollen extravagante Nägel mit Mustern und Steinen.“ Für eine solche Nagelbehandlung sollte man eine Stunde einplanen.

Wer diesen Frühling trendy sein möchte: geometrische Formen sind angesagt.

Schon im alten Ägypten und in der Ming-Dynastie in China machte man sich mit Porzellanpulver die Nägel schön, vor allem Männer. Im 19. Jahrhundert trug man die Nägel kurz und oval. Die große Wende kam dann im 20. Jahrhundert mit der Erfindung des Autolackes. Dank diesem konnte man helle Nagellacke herstellen, die nur mittig aufgetragen wurden, der Nagelmond und die Nagelspitze blieben natürlich. Diesen Trend nannte man den „Gatsby-Look“.

Mitte der 50er Jahre wurde die Acryltechnik entworfen, dabei benutzt man eine Mischung aus Acrylpulver und flüssigem Acryl. Die Technik war noch nicht weit genug, und es kam oft zu Infektionen und grünlichen Nägeln, da Feuchtigkeit und Bakterien nie entfernt wurden. Diese Methode wird heute durch den unangenehmen chemischen Geruch und den starken Eingriff im Organismus kritisch beobachtet.

Heute wird in Europa im allgemeinen die Gel-Technik angewandt. Quellen: erdbeerlounge.de; beauty.at; fingersbysonja.de

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