Von Kristoff Meller
Jugendliche Kinoliebhaber suchen dringend Verstärkung. Investitionen in Digitaltechnik nötig
Von Kristoff Meller
Lörrach. Zum 40-jährigen Bestehen vor zwei Jahren umfasste das feste Free Cinema-Team noch gut 15 Mitglieder, nach den Sommerferien werden es nun nur noch sieben Stück sein. Damit lässt sich ein wöchentlicher Kinobetrieb kaum aufrecht erhalten. Zumal der Mitgliederschwund nicht die einzige Herausforderung für die jugendlichen Kinobetreiber ist.
Mitglied beim Free Cinema kann „jeder gut beleumdete Filmfreund“ werden, so steht es in der Satzung des nicht kommerziellen Kinos in der Tumringer Straße. Doch jugendliche Kinoliebhaber scheinen in Lörrach und Umgebung derzeit Mangelware zu sein. Deswegen wird es schwer, die neue Saison, die am 19. September mit dem Film „Sitting next to Zoe“ beginnt, personell durchzuhalten. „Wir haben jeden Freitag, Samstag und Sonntag Vorstellungen, für Kino- und Barbetrieb brauchen wir jedes Mal zwei Leute“, erklärt Cornelius Pilgermayer. Bei nur noch sieben aktiven Mitgliedern muss jeder einmal pro Woche ran.
Schon in der Vergangenheit gab es beim Free Cinema stets Fluktuation. Studium, Ausbildung, Auslandsjahr – nach der Schulzeit zog es die Mitglieder oftmals in die weite Welt. Doch in den vergangenen Jahren gab es stets genug Nachwuchs. Derzeit ist der kaum in Sicht. „Das Free Open im Parkschwimmbad haben wir nur gestemmt, weil Moritz Lahr und ich da gewesen sind“, sagt Ruben Sommer, der wie Lahr trotz Studium in den Semesterferien weiter das Free Cinema unterstützt.
Hoffnung auf „A-Cinema“-Projekt
Zu den personellen Sorgen gesellen sich finanzielle. Denn seit 2014 werden neue Filme nicht mehr als 35mm-Version hergestellt. „Darum müssen wir in die neue Digitaltechnik investieren, wenn wir neue Filme zeigen wollen", weiß Tobias Klauser. Die Umrüstung würde aber mindestens 80 000 Euro kosten. Eine Summe, die der Verein selbst mit der Hilfe seiner Sponsoren und der Stadt, die derzeit durch einen Förderbeitrag indirekt die Miete bezahlt, nicht aufbringen kann. Deswegen setzen die jungen Cineasten ihre Hoffnungen in das „A-Cinema“-Projekt, initiiert von der Cinémathèque Leipzig. Damit soll die Umrüstung für einen niedrigen vierstelligen Bereich machbar sein.
Doch selbst wenn das funktioniert, steht die Zukunft des Free Cinemas zur Diskussion: „Wir sind an einem Punkt, wo man überlegen muss, wie es künftig weiter gehen soll,“ sagt Sommer. Man müsse im Verein ein neues Konzept erarbeiten, um das „Free nachhaltig zu gestalten“ und neue Mitglieder gewinnen, die „auch Verantwortung übernehmen“. Damit im laut eigener Aussage einzigen von Jugendlichen ehrenamtlich geführten Kino Europas auch künftig die Filmliebhaber auf ihre Kosten kommen.
Interessierte Jugendliche sind jeden Dienstag, 20 Uhr, beim Treffen im Free Cinema willkommen.
KURZINFO:
Das nicht kommerzielle Free Cinema existiert seit 42 Jahren. Anfangs wurde es von Studenten und Erwachsenen betrieben, seit gut 15 Jahren wird es überwiegend von Lörracher Schülern geführt. Die derzeit aktiven Mitglieder sind Philipp Rimkus, Simon Pfleiderer, Finn Kessler, Tobias Klauser, Cesaria Kassner, Cornelius Pilgermayer und Laura Klingele. Mehr Informationen unter www.freecinema.de