^ Lörrach: Zwischen Blues, Rock und Voodoo - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Zwischen Blues, Rock und Voodoo

Veronika Zettler

Stimmen: Matthis Pascaud und Hugh Coltman spielen im Rosenfelspark eine moderne Hommage an Dr. John

Auf der Bühne nackte Tänzerinnen, dazwischen Hühner, die vor den Augen des Publikums wüst geschlachtet werden – das wäre heute nicht mehr möglich und sorgte schon in den 60er-Jahren für Ärger, als Dr. John, mit bürgerlichem Namen Malcolm John Rebennack, ebenjene Performances auf die Beine stellte. Er selbst gab in seiner Rolle als „Night Tripper“ den psychedelischen Voodoopriester und spirituellen Kräuterheiler.

Von Veronika Zettler

Lörrach. Dem 2019 verstorbenen exzentrischen Botschafter aus New Orleans widmen der Gitarrist und Komponist Matthis Pascaud und der Sänger Hugh Coltman ihr neues Album „Night Trippin’“. Am Donnerstagabend stellten sie die Stücke beim viertletzten Konzert des diesjährigen Stimmen-Festivals vor. Rund 150 Besucher kamen in den Rosenfelspark, um die Songs vor Erscheinen der Vinyl-Scheibe im September kennenzulernen.

Die Klänge aus der Karibik, die Rhythmen aus Südamerika, der Blues aus den Sümpfen – Dr. John warf alles in einen Topf, um den Mix anschließend durch den Reißwolf der eigenen Fantasie zu drehen. Nachdem der umtriebige Musiker Anfang der 60er-Jahre bei einer Schießerei einen Finger verloren hatte, wechselte er von der Gitarre ans Klavier und avancierte zum Meister des Barrelhouse-Pianos. Pascaud und Coltman kehren diese Entwicklung teilweise um und transformieren die fiebrige Energie der Calypso-Downbeats und hispanischen Off-Beats meisterlich an die Bluesgitarren zurück und an die Rockgitarren voraus.

Ein spannendes Konzert

Vor allem Dr. Johns Stücke aus den 60er Jahren haben die beiden auseinandergenommen und neu arrangiert, darunter die Titel seines stilbildenden 1968er-Albums „Gris Gris“. Gleich als Opener spielen sie den Hit „Cha Dooky Doo“ und als Zugabe Dr. Johns größte Erfolgsnummer „Right Place Wrong Time“ (1973). Dazwischen verzaubert „Loop Garoo“ als schmerzzerrissener Blues und Stücke wie „Mama Roux“, „Glowin’“ oder „Limbo“ begeistern als melancholische Balladen.

Coltmans eingangs geäußerter Bitte, näher an die Bühne heranzukommen, folgen viele Besucher und tun fortan das, was der frühere Sänger der Bluesband „The Hoax“ unermüdlich tut: Tanzen. Den Stimmverzerrer am Mund, beschwört Coltman die Megafongesänge der Brassbands von New Orleans herauf. Derweil serviert die Band um den Gitarrenvirtuosen Matthis Pascaud eine Vielzahl ausgeklügelter Finessen: Vom filigranen Saxofon-Intro, das in rasante Eskapaden mündet, über hypnotisch treibende Schlagzeugbeats bis hin zu den Gitarren, die aus dem Blues heraus organisch den Rock entstehen lassen. Ein spannendes Konzert, das allerdings ein paar Ansagen mehr über den exaltierten Dr. John und die Hintergründe seiner Musik noch bereichert hätten.

Sängerin Ina Forsman

Das Publikum in Stimmung gebracht hatte im ersten Konzertteil Ina Forsman mit Band. Die finnische Sängerin, die mittlerweile in Berlin lebt, hat gerade ihr drittes Album „All There Is“ herausgebracht und überzeugt als stimmgewaltige Soulsängerin und mitreißende Performerin. Ihren „Cinematic Soul“ kürt ihre Band mit tollen Bläsersätzen und Pianoklängen. „Danke fürs Tanzen“, bedankt sich die Künstlerin nach einem 40-minütigen Powerset.

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