Lörrach Zwischen Himmel und Erde

Die Oberbadische
Die beiden Lörracher Künstlerinnen Gabriele Menzer (rechts) und Hanna Benndorf Foto: Gabriele Hauger

Kunst: Gabriele Menzer und Hanna Benndorf stellen im Zwetschgenweg in Obertüllingen aus

Beim dritten Mal klappt es: Die gemeinsame Ausstellung von Gabriele Menzer und Hanna Benndorf in der Galerie im Zwetschgenweg kann am Samstag, 4. September, um 16 Uhr mit einer Vernissage eröffnet werden.

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Corona hatte den beiden Lörracher Künstlerinnen mehrfach einen Strich durch die Rechnung gemacht. Um so sorgfältiger konzipiert und mit zahlreichen neuen Arbeiten präsentieren sie nun in den charmanten Räumen in Obertüllingen ihre Werke. Jürgen Unseld, selbst Künstler, hat hier ein neues Kunstrefugium geschaffen. Den Auftakt hatten zwei kreative männliche Hochkaräter aus der Regio gemacht: Bernd Goering und Konstantin Weber sorgten für eine viel beachtete Schau. Nun also zwei weibliche Künstlerinnen, deren Ruf ebenso gut sein dürfte.

Hanna Benndorf

Im Erdgeschoss sind beide präsent. Eine schlichte lange Wand fordert eine Serienhängung kleinformatiger Arbeiten geradezu heraus. Hanna Benndorf ordnet hier erdfarbene Arbeiten auf Papier aneinander. Lange und akribisch hat sie sich im Vorfeld auf der Insel La Gomera auf die Suche nach Pigmenten gemacht, hat diese gesammelt, gesiebt, gemahlen, angeteigt und so neue Farben kreiert. In einem der Batik ähnlichen Prozess mit dem Auftragen von Farbschichten, Abdeckflüssigkeit und Bemalung entstehen so ihre pflanzlichen, erdigen, oftmals mit der positiv-negativ-Wirkung spielenden Arbeiten ganz naturnah und auf den erdfarbenen Steinmauern ihre Wirkung bestens entfaltend. Ihre Freude an natürlichem Material lebt Hanna Benndorf hier aus.

Und überrascht umso mehr einen Stock höher mit ihren großformatigen, geradezu wuchtig, extrovertierten, dynamischen Acryl-Bildern, die viel Raum für ihre Farbwirkung haben, und in denen Benndorf mit allen Schattierungen von Rot und Rosa arbeitet. Linien verformen sich fast pflanzen- und blütenartig, abstrakt. Mit ihren organischen Formen lösen sie gleichzeitig konkrete Bilder aus, stehen für großzügiges Wachstum.

In weiteren großen Formaten erkundet die Malerin mit an den Seiten angeschnittenen Farbflächen den Raum, steht das Bild als Teil eines großen Ganzen. Daneben finden sich von Klee inspirierte konstruktive Bilder.

Eine rot dominierte Arbeit, die Bedrohung und Feuer evoziert, entstand unter dem Eindruck ihrer Beschäftigung mit Nahtod-Erlebnissen. Für Benndorf besteht hier konkreter Gegenwartsbezug: die Bedrohtheit unserer Welt.

Gabriele Menzer

Gabriele Menzer begeistert seit langem mit ihrer künstlerischen Entwicklung. Ihr Name ist untrennbar mit dem Stichwort Faltungen verknüpft, die sie seit über 20 Jahren vielschichtig und faszinierend interpretiert – und dabei stets neue, kreative Wege findet. Das wesentliche Prinzip ihrer Arbeit ist dabei die Metamorphose: Faltungen verwandeln die Fläche in Raum, Farbe wird zu Licht. Alles verschmilzt miteinander, geradezu mystisch. In jüngster Zeit greifen zunehmend Himmel und Licht in Menzers Bilder ein.

Im Untergeschoss, in dem sich beide Künstlerinnen vorstellen, wird dies in einer erdfarbenen Faltung deutlich, die sich unter Himmelsblau wölbt. Manche Arbeiten tragen surreale Züge: von oben droht Dunkles, von unten steigen helle positive Farben auf. „Aufsteigend fallend“ nennt sie dieses Bild, inspiriert von ihrem täglichen Blick in den Himmel über dem Tüllinger.

An anderer Stelle präsentiert Menzer symbolisch gemalte Blütenbilder aus verschiedenen Perspektiven. Deren Farbigkeit reicht von intensiv bis zurückhaltend, eine Blüte ist als gefaltete Papierskulptur interpretiert.

Oben Himmel, unten Landschaft, dazwischen die Horizontlinie, die Raum schafft und ein Licht, das von allen Seiten zu kommen scheint. Es sind Arbeiten, in denen der Betrachter geradezu versinkt. Mystisch, melancholisch und philosophisch wirken diese, zunehmend reduziert, beschränkt auf die Erkundung des Raums als das Wesentliche. Himmel und Wasser verschmelzen miteinander, sanfte Wellen, durchglühte Wolken, Farbschimmer, die sich nur in Öl darstellen lassen, Übergänge, die durch stetes Bürsten und Verwischen der Farbe entstehen. Diese Horizonte ohne Faltungen sind auch eine Verneigung vor dem großen Caspar David Friedrich: Raum und Licht werden eins.

 Vernissage: Samstag, 4. September, 16 Uhr, Galerie im Zwetschgenweg; bis 3. Oktober: Sa/So, 14 bis 18 Uhr; auf die Einhaltung der Corona-Regeln wird geachtet. Gabriele Menzer ist am 11. und 19. September vor Ort, Hanna Benndorf am 12. und 18. September.

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