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Lörrach Zwischen Stillstand und Neustart

Die Oberbadische
Der Vorstand des TV Tumringen hat sich zur Videokonferenz verabredet. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Bürgerengagement: Wie Vereine mit der Corona-Krise und der Wiederaufnahme ihrer Aktivitäten umgehen

Die Corona-Pandemie hat das Vereinsleben monatelang auf Eis gelegt. Training, Ausflüge, Treffen, Chorproben oder Jahreshauptversammlungen: nichts ging mehr. Wir haben beispielhaft bei einigen Lörracher Vereinen nachgefragt, wie sie die Krise durchlebt haben und wie sie sich den Weg zurück in die Normalität vorstellen.

Von Nils Straßel

Lörrach. Die Rückkehr zum Club-Alltag stellt sich von Verein zu Verein unterschiedlich dar.

TV Tumringen

Da persönliche Treffen nicht möglich sind, hat sich der Vorstand des Turnvereins Tumringen via „Zoom“ zusammengefunden, die Vereinssatzung überarbeitet und die Generalversammlung vorbereitet, erklärt die Vorsitzende Christine Didio. Weil viele Mitglieder des Vereins zur Risikogruppe der über 65-Jährigen gehören, wurde der Termin vorsichtig für den September angesetzt. Bis dahin gebe es Gespräche mit der Stadt, wo der Verein Sport in kleineren Gruppen betreiben könne, sagt Didio: „Die Tumringer Sporthalle wird nämlich aktuell noch als Raum für Gemeinderatssitzungen verwendet.“

TuS Lörrach-Stetten

Für die 2 200 Mitglieder des Turn- und Sportvereins Stetten, war die Corona-Zeit ein plötzlicher Abbruch des sonst regen Vereinslebens. In allen acht Abteilungen fanden weder Wettkämpfe noch Training statt, erklärt Geschäftsführers Werner Haffke. Mit Ausnahme der Kampfsportarten Karate und Jiu-Jitsu sowie der Skiabteilung, die allesamt in Hallen trainieren, könne aber in den meisten Sportarten mittlerweile wieder Training angeboten werden – zumindest unter strengen Hygieneauflagen. Zur Einhaltung dieser Regeln, habe jede Abteilung einen eigenen „Corona-Beauftragten“ bestimmt.

Chor ’72

„Seit Beginn der Corona-Pandemie liegt der Chor auf Eis“, sagt Friedrich Krebs, Vorsitzender des Chor ’72. Die 30 Mitglieder sind größtenteils über 65 Jahre alt und damit besonders durch das Virus gefährdet. „Gesundheit geht vor. Deshalb haben wir seit Ende Februar nicht geprobt“, so Krebs. Ein für Juni geplantes Konzert im „TonArt“ wurde abgesagt. Falls im Herbst die Pandemie vorbei sein sollte, könne man sich vorstellen, in diesem Jahr noch Adventskonzerte zu geben. Krebs sagt aber auch: „Nach einer so langen Pause den Verein wiederzubeleben, wird sehr schwierig sein“

Kolpingsfamilie

Das Frühlingsprogramm der Lörracher Kolpingsfamilie, mit dem Besuch eines Fotolabors und etlichen Vorträgen, konnte nicht stattfinden. Es soll allerdings nicht abgesagt, sondern – sofern möglich – um ein paar Monate verschoben werden, erklärt Vorsitzender Wolfgang Krämer: „Um sicher zu gehen, wollen wir den ganzen Sommer abwarten und erst im September wieder starten.“ Noch im Laufe dieses Monats soll in einer Vorstandssitzung geklärt werden, wie weiter vorgegangen wird

Naturfreunde

Ostern in Abano zum „Gesundbaden“, zur Narzissenblüte ins Elsass oder Wildwasserpaddeln in der Schweiz: Auf diese und noch weitere Ausflüge, die einen großen Teil des Vereinslebens der Naturfreunde Lörrach ausmachen, musste laut Jörg Thalmann in diesem Jahr leider verzichtet werden. Der Vorsitzende hat nun für den 18. Juni eine Vorstandssitzung einberufen, um die Zukunft des Jahresprogramms zu besprechen: „Bevor wir wieder Veranstaltungen ausschreiben, müssen wir erst sicher sein, was überhaupt möglich ist. Ich hoffe auf Vorschläge meiner Abteilungsleiter.“ Auf der anderen Seite ist Thalmann zuversichtlich dass die geselligen Treffen im Vereinshaus mit Stammtisch und Kartenspielen schon bald wieder aufgenommen werden können.

Gartenfreunde Lerchengrund

Auch bei den Gartenfreunden mussten einige finanziell für den Verein wichtige Veranstaltungen – unter anderem das große jährliche Sommerfest – gestrichen werden. Die freie Zeit konnte allerdings für intensive Gartenarbeit und die Renovierung des Vereinshauses genutzt werden, sagt die Vorsitzende Kathrin Sutter. Bei den coronabedingten Ausgangsbeschränkungen sei es außerdem ein Privileg gewesen, mit dem Garten einen Rückzugsort an der frischen Luft zu haben. Laut Sutter ist die „Garten-Lust“ bei den Bürgern seit der Corona-Krise gestiegen: „Wir hatten wesentlich mehr Anfragen für Gartenparzellen in den vergangenen Monaten. Leider waren wir zu dem Zeitpunkt schon komplett ausgelastet.“

Schachclub Brombach

„Mit unserem Sport haben wir das große Glück, dass man ihn beinah uneingeschränkt auch im Internet betreiben kann“, sagt Schachclubvorsitzender Markus Haag. Auf dem frei zugänglichen Schachserver „lichess.org“ erstellte ein Vereinsmitglied zu Beginn der Corona-Maßnahmen das „Team Lörrach“. Laut Haag besteht das nun 80 Mitspieler umfassende Team aus Aktiven des Schachclubs Brombach, Spielern benachbarter Vereine sowie Freunden aus Chester, der britischen Partnerstadt von Lörrach. „Oft ist es einfach schön, zu wissen, gegen wen man gerade spielt“, sagt Haag: „Außerdem treten wir gemeinsam an Wettbewerben wie der Quarantäne-Liga an, wo wir gegen andere Teams spielen.“

Tennisclub Lörrach

Tennis konnte als kontaktloser Sport bereits Anfang Mai wieder gespielt werden. Abgesehen davon, dass Duschen und Umkleiden geschlossen bleiben müssen, laufe der Trainingsbetrieb – mit vier erlaubten Sportlern und einem Trainer pro Feld - aktuell sogar „relativ normal“ ab, sagt der TC-Vorsitzender Björn Müller. Ob die angefangene Saison weitergeführt wird, habe der Badische Tennisverband noch nicht entschieden, Müllers Herren-30–Mannschaft wurde allerdings schon vom diesjährigen Spielbetrieb abgemeldet: „Bei den aktuellen Maßnahmen müssten wir weite Strecken bis nach Mannheim zum Beispiel mit mehreren Autos zurücklegen und könnten dort nicht einmal duschen, geschweige denn, danach etwas essen gehen. Das wäre ein zu großer Aufwand für uns.“

FV Lörrach-Brombach

„Für die Spieler und Trainer unserer 26 Fußballteams war es natürlich sehr frustrierend, nicht trainieren zu können“, sagt Bernd Schleith vom FV Lörrach-Brombach.

Es gibt allerdings auch Grund zur Freude: Zu dem Zeitpunkt, als die Saison 2019/20 der Verbandsliga Südbaden abgebrochen wurde, stand die erste Mannschaft des FV auf der Spitzenreiterposition. „Ende Juni wird in einer Versammlung des Südbadischen Fußballverbandes entschieden, ob wir das Aufstiegsrecht bekommen“, erzählt Schleith: „Damit wären wir seit 20 Jahren der erste Vertreter der Hochrheinregion in der Oberliga. Diese Chance wollen die Spieler unbedingt nutzen.“

Reiterverein

Anders als bei anderen Sportvereinen, konnten die „Trainingsgeräte“ des Lörracher Reitervereins nicht einfach mehrere Monate lang verstaut und vernachlässigt werden. Die über 40 Pferde auf dem Vereinsgelände brauchten während der coronabedingten Zwangspause genau so viel Pflege wie davor. „Glücklicherweise haben die meisten Mitglieder solidarisch die Reitpauschalen weitergezahlt. Zusätzlich haben wir noch kleine Spenden bekommen.

Die Personalsituation war zwar schwierig, so konnten wir aber gut damit umgehen“, sagt die Vorsitzende Susanne Braunhöfer.

Als Dankeschön bot der Verein seinen Mitgliedern nun Einzelstunden an, die seit zwei Wochen wieder stattfinden dürfen.

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