^ Lörracher Burghof: Dynamisch, kreativ und kraftvoll – Tanzstück mit aufregenden Szenen - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörracher Burghof Dynamisch, kreativ und kraftvoll – Tanzstück mit aufregenden Szenen

Jürgen Scharf
Eine Szene aus dem Tanzstück „Pupo“ über die Marionette Pinocchio Foto: Jürgen Scharf

Ein spannender Tanzabend der Compagnie Komoco verzaubert im Burghof mit einer frei erzählten Pinocchio-Geschichte. Das Stück wurde in Lörrach erarbeitet.

Viel Fantasie musste das zahlreiche Publikum in den Burghof mitbringen, um in dem Tanzstück „Pupo“ der Compagnie Komoco die Geschichte von Pinocchio nachvollziehen zu können. Der Anfang war noch gut verständlich, die Eröffnungsszene, in der ein Tänzer allein im schummrigen Licht, fast im Dunkeln, sich bewegt. Es könnte vielleicht Pinocchio sein. Auch am Schluss wird das Licht wieder dunkel, das die ganze Stunde in einem dämmrigen Zustand mit viel Theaternebel die Bühne verhüllt. Es scheint, als ob ein Tänzer erwacht, sich reckt, seine Glieder und Gelenke bewegt, dazu erklingt zarte Chopin-Klaviermusik. Dann geht das Licht ganz aus.

Moderne Tanzsprache

Sofia Nappi, die italienische Choreografin, die an diesem Abend selber nicht anwesend, sondern in Schweden bei einer Opernarbeit unabkömmlich war, entwickelte ihr Stück in Ulm und in Lörrach, wo erstmals ein „Artist in Residence“-Programm durchgeführt wird. Das Stück ist eine Kooperation mit anderen Häusern, wurde zwei Wochen in Lörrach einstudiert und es gab auch eine öffentliche Probe.

Die junge Choreografin arbeitet in einer sehr modernen Tanzsprache, in der verschiedene Einflüsse hineinkommen, was man an den Bewegungsmustern sieht. Vor allem ist es Hofesh Shechters Tanzstil, von dessen Elementen Nappi angeregt ist. Ballettfans kennen Shechter von mehreren Tanzkreationen im Basler Theater, zuletzt 2023 mit dem pulsierenden Tanzstück „Grand Finale“. Shechter ist bekannt für seine hochenergetischen Choreografien, seinen instinktiven, ja animalischen Stil.

Tänzer wirbeln

Ähnlich dynamisch, kreativ und kraftvoll springt einem diese Choreografie von Nappi entgegen, die voller Bewegungslust eine Stunde wie im Flug vergehen lässt. Und das kann man wörtlich nehmen, denn die Tänzer wirbeln wild über die Bühne: Körper, die sich verausgaben.

Eine einzigartige Körperlichkeit der Bewegungen sieht man da an diesem Abend, der zwar keine literarische Geschichte des berühmten Kinderbuchs nacherzählt, also keine spezielle Handlung hat, aber doch inspiriert scheint von der hölzernen Puppe Pinocchio, die zum Leben erwacht, ihrem Holzschnitzer ausreißt, viele Abenteuer erlebt und zum Schluss ein Junge aus Fleisch und Blut wird.

Eine einzigartige Körperlichkeit der Bewegungen Foto: Jürgen Scharf

Kraftvolle Szenen

Auch in dieser Tanzperformance erlebt man einiges mit, in kraftvollen Solo- und Duoszenen, auch kämpferische Aspekte, aber vor allem in einer Gruppenchoreografie, die wie ein Urknall im Tanz wirkt. Man sieht einige surreale Szenen, meist in ein mystisches Licht getaucht. Also ein Tanzabend, bei dem es um Stimmungen geht, um sportiven Tanz, um die Herausarbeitung von Charakteren in Pinocchios Reise durchs Leben.

Da gibt es Bewegungen in Zeitlupe, bricht die laute Musik einmal abrupt ab, erklingen zartere Gitarrentöne, Tangomusik mit stilisierten Tangoschritten, auch arabischer Gesang und Flamencostimme. Und so multi wie die Musikcollage ist auch das Tanzvokabular.

Mit weißen Masken

Die aufregendsten Szenen sind neben den Kampfszenen die mit weißen Gesichtsmasken, eine Reminiszenz an die alten Commedia dell’Arte-Figuren, zu denen sich die Marionette Pinocchio gesellen kann. Deren Verwandlung und Transformation wird in Anlehnung an diese italienische Form der Stegreifkomödie durchaus sichtbar.

Viel Publikum blieb im Saal sitzen und hörte sich noch das anschließende Künstlergespräch mit Burghof-Chef Timo Sadovnik und Darstellern an.

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