Lörracher Handel „Becker Wohnbedarf“ meldet Insolvenz an

Marco Fraune
Das Einrichtungshaus „Becker Wohnbedarf“ am Senser Platz ist in eine finanzielle Schieflage geraten. Foto: Marco Fraune

Der Geschäftsführer Hans-Werner Breuer und der vorläufige Insolvenzverwalter Stephan Rüdlin suchen nach einer Lösung. Verschiedene Alternativen stehen im Raum. Es gibt zwei Ursachen für die finanzielle Schieflage.

Das Lörracher Traditionsgeschäft hat ähnliche Probleme wie der gesamte Möbeleinzelhandel, blickt Breuer im Gespräch mit unserer Zeitung auf die Ursachen der beantragten Insolvenz. Die Möbelbranche habe in den zurückliegenden 18 Monaten ein Minus von 40 Prozent zu verkraften gehabt. „Das schlägt sich auch bei uns nieder.“ Konkret spürt der Geschäftsführer seit rund einem Jahr stetig rückläufige Einnahmen bei gleichzeitig extrem steigenden Preisteuerungen im Einzelhandel.

Hohe Mietkosten

Angesichts der deutlich weniger gefüllten Kasse hat Breuer unter anderem versucht, die Ausgabenseite zu verbessern – konkret mit einer Reduzierung der Mietkosten. Doch dies stellt sich deutlich schwieriger dar als erhofft. Breuer: „Der Vermieter hat keine Bereitschaft gezeigt, die Miete den Marktgegebenheiten anzupassen.“ Es handelt sich hier am Senser Platz um eine Mietfläche von 550 Quadratmetern verteilt auf zwei Etagen.

Geschäftsführer Hans-Werner Breuer Foto: Marco Fraune

Hier arbeiten neben dem Geschäftsführer vier Mitarbeiter, davon ein Auszubildender. Die Mitarbeiter haben ihren Lohn für März noch erhalten, womit die nächsten Monate über das Insolvenzgeld noch etwas Zeit für eine Erarbeitung der Zukunftsszenarien vorliegt. Für Breuer ist der Ausgang „völlig offen“. Am Donnerstagmittag kündigte Insolvenzverwalter Rüdlin gegenüber unserer Zeitung an, dass noch am gleichen Tag die Mitarbeiter über die finanzielle Schieflage informiert werden.

Breuer, der bei der Vereinigung „Pro Lörrach“ stark engagiert ist, will das Geschäft aber erst einmal regulär weiter öffnen. So würden wie üblich die Aufträge abgearbeitet. Für ihn steht fest: „Wir haben gut gearbeitet, doch es gibt Entwicklungen, gegen die man sich nicht stemmen kann.“

Der weitere Plan

Der Rechtsanwalt aus Freiburg mit Lörracher Wurzeln benennt im Gespräch mit unserer Zeitung verschiedene Alternativen. Eine Übernahme des Betriebs sei eine Option, eine Entschuldung über einen Insolvenzplan und auch die Schließung. Durch die Zahlung des Insolvenzgeldes sei bis Ende Juni Zeit, nach einer passenden Lösung zu suchen. Erst einmal müsse er sich vor Ort ein genaues Bild von der Lage machen.

Das Geschäft soll erst einmal weiter regulär öffnen. Foto: Marco Fraune

Doch auch Rüdlin weiß um die schwierigen Rahmenbedingungen im Möbeleinzelhandel. „Die Branche scheint ein Problem zu haben“, das zeige sich auch im Stuttgarter Möbelmarkt-Bereich. „Becker Wohnbedarf ist kein Einzelfall.“

Übernommen hatte Geschäftsführer Breuer das Traditionsunternehmen im Jahr 2012, vor wie vielen Jahrzehnten das Einrichtungshaus mit exklusiven Angeboten genau gegründet worden ist, habe er schon seinerzeit nicht herausfinden können. Auf der Internetseite ist von über 50 Jahren Unternehmensgeschichte die Rede.

Tradition endet

Zuletzt hatte in Lörrach das Möbelhaus Koesler geschlossen. Auch Inhaber Matthias Koesler spürte die Folgen der Veränderungen in diesem Wirtschaftssegment deutlich, was dann zum Aus nach über 70 Jahren Möbelhaus führte. 2021 hatte Einrichten Schweigert nach 22 Jahren sein Möbelhaus „In puncto“ in Lörrach geschlossen. Der Geschäftsbereich wurde zum Maulburger Stammsitz verlagert. Die Ausgaben hatten die Einnahmen überstiegen, hieß es.

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