Lörracher Jahresrückblick Von der Idee zum Klimafonds Lörrach

Mechtild Beucke-Galm
Zwei geförderte Vorhaben sind Moor-Projekte, bei denen trockengelegte oder abgetorfte Flächen wieder vernässt und zu Feuchtgebieten umgewandelt werden. Foto: Christiane Herborn

Gastbeitrag: Unser Fazit nach den ersten 18 Monaten „Klimafonds Lörrach“? Wir meinen immer noch, dass es notwendig ist, sich auch mit kleinen Beiträgen an einem großen Ziel und einer komplexen gesellschaftlichen Transformationsaufgabe zu beteiligen.

Manchmal entsteht etwas, weil ähnliche Ideen an verschiedenen Stellen zum gleichen Zeitraum aufkommen. Von der Idee eines Klimafonds hörte ich zum ersten Mal im Sommer 2021 im Kontext des Projekts „Lörrach verkleinert seinen CO2-Fußabdruck“, das der Runde Tisch Klima zusammen mit der Stadtverwaltung Lörrach umsetzte. Ein Mitstreiter sprach darüber, dass man doch eigentlich etwas machen müsse, um von seinen zu hohen Emissionen herunterzukommen: „Man müsste in einen Topf einzahlen und dann mit dem Geld Klimaschutzprojekte finanzieren!“

Eine ganz ähnliche Idee hatte auch eine Lörracher Ingenieurfirma mit ihrem CO2-Kompass für Kommunen. Bei diesem Modell würde eine Kommune „Jahreszielwerte für die CO2-Emissionen festlegen und dann umrechnen, was das für die gebäudebezogenen Emissionen jedes Bürgers und jedes Unternehmens bedeutet“, heißt es auf die Webseite des C02-Kompasses. „Wer über dem kommunal festgelegten jährlichen Emissionsbudget liegt, zahlt dann einen Anteil vergleichbar mit der Müllgebühr.“ Bei beiden geht es um den Einsatz von Geld, um die Klimawende voranzubringen.

Zum Start und heute

Jetzt, Ende 2023, gibt es diesen Klimafonds Lörrach. Durch unsere Aktivitäten und durch Spenden von Lörrachern konnten in diesem Jahr Projekte zur CO2-Reduzierung oder -Bindung gefördert werden, mit denen insgesamt 155 Tonnen CO2 vermieden wurden.

Damals, 2021, war ich von diesen Überlegungen sofort angetan, sie waren für mich wie ein „missing link“ in dem Kreislauf von „Erheben des eigenen CO2-Fußabdrucks“ über „die daraufhin vorgenommenen Anpassungen im Lebensstil“ zu dem „dem erneuten Nachprüfen meines CO2-Ausstoßes“. Meine zu hohen CO2-Emission könnte ich dadurch reduzieren.

Christiane Herborn dabei

Ich war nicht die Einzige, die diese Idee einleuchtend fand, auch andere Mitglieder und Interessierte des Runden Tisches Klima waren davon überzeugt. Eine davon war Christiane Herborn. Wir beide waren „Feuer und Flamme“ und taten uns zusammen, um die Idee in die Tat umzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir allerdings keine Vorstellung davon, dass es zweieinhalb Jahre dauern würde, bis wir die ersten Projekte würden fördern können.

Wir begannen mit Recherchen: Neben großen Klimafonds entdeckten wir auch kleinere, die bei Energieagenturen oder bei Kommunen angesiedelt waren. Wir kontaktierten einige von ihnen. Durch diese Interviews und unsere intensiven Gespräche miteinander kristallisierte sich für Christiane Herborn und mich immer mehr heraus, worauf wir Wert legten und was wir erreichen wollten.

Erste Ziele definiert

Unser erstes Anliegen war, mit den Spenden an den Klimafonds Lörrach Projekte zur C02-Reduzierung zu finanzieren. Förderung von Bildungsmaßnahmen schlossen wir aus, denn das Wissen ist vorhanden, man muss etwas tun. Uns war klar, dass der Fokus auf den CO2-Emission liegen musste, sie war für uns die Kategorie, auf die hin wir alle potenziellen Förderprojekte überprüfen würden. Das könnten technische Projekte sein wie PV-Anlagen oder LED-Lampen oder Naturschutz-Projekte, bei denen die Speicherung von Kohlenstoff und C02 im Boden beibehalten oder neu ermöglicht werden würde.

Unser zweites Anliegen war die Regionalität, die Projekte sollten in Lörrach und Umgebung durchgeführt werden. Das würde für die Lörracher Bürger einen Bezug zu dem ermöglichen, was mit ihren Spende finanzieren. Sie sollten die Projekte sehen, sich neben dem finanziellen Invest gegebenenfalls auch aktiv daran beteiligen und sich so damit identifizieren können.

Mit diesen beiden Leitideen gründeten wir im Mai 2022 den Klimafonds Lörrach e.V. als gemeinnützigen Verein mit neun Mitgliedern. Christiane Herborn und ich waren froh über diesen ersten Schritt, auch etwas stolz und bereit, uns in diesem neuen Konstrukt weiter zu engagieren. Wir übernahmen die Aufgabe des Vorstandes und suchten uns einen kompetenten Beirat, der uns in den Fragen zur Einschätzung von Qualität und Sinnhaftigkeit der kommenden Projektanträge unterstützen würde.

Nicht ohnmächtig fühlen

Heute, anderthalb Jahre später, werden wir manchmal gefragt, warum wir das machen und was uns antreibt. Meine Kollegin Christiane Herborn antwortet oft darauf, dass die Arbeit im Klimafonds Lörrach eine Möglichkeit ist, sich nicht ohnmächtig zu fühlen bei der Größe und Komplexität der Klimakrise und sich nicht von der Mammutaufgabe, die sich uns als Menschheit stellt, erdrücken zu lassen. Ich teile ihre Aussage. Die Erfahrung, dass man auch als Einzelne oder kleine Gruppe aktiv sein und etwas erreichen kann in Richtung eines großen Ziels, diese Erfahrung verändert das Lebensgefühl. Viele Menschen haben beim Klimaschutz den Eindruck, dass es nur um Verzicht geht, dass ihnen Dinge, die Spaß machen, untersagt oder sie mit einem moralisch-erhobenen Zeigefinger konfrontiert werden. Die Arbeit des Klimafonds Lörrach übersetzt Wissen in Handeln und erzeugt dadurch etwas anderes. Wir erleben, dass wir mitgestalten können zum Schutz unserer Erde und nicht, das uns etwas weggenommen wird. Aus unserer Sicht wird so der Klima-Schutz-Verzicht wird zum Umwelt-Schutz-Gewinn. Genau das macht den Unterschied aus, den Unterschied aus dem eine Energie für diese Arbeit entsteht.

Eine Menge Arbeit

Und es ist viel Arbeit, die beim Klimafonds Lörrach anfällt, mehr als wir das zu Beginn dachten. Es ging nicht nur darum, Spenden zu bekommen, sondern auch darum, Satzung, Förderrichtlinien und Antragsformulare zu entwickeln und vor allem ging es um geeignete Förder-Projekte. Wir hatten die vage Vorstellung, dass viele Menschen in Lörrach begeistert sein würden – so wie wir es waren und sind – und sowohl in den Topf einzahlen als auch auf sinnvolle Projekte aufmerksam machen würden.

Aber das war nicht so. Wir bekamen zwar positive Rückmeldungen, aber die hinterließen keine Spuren auf dem Klimafonds Konto. Wir haben in den 18 Monaten seit der Gründung viel recherchiert, unzählige Gespräche geführt und Netzwerke geknüpft und immer wieder versucht, weitere Informationen zu bekommen und Menschen für einen finanziellen Beitrag zu gewinnen. Die meisten Kontakte und Gespräche dienten der Suche nach Projekten, die nach unseren Standards förderungswürdig sein würden. Wir haben dabei viel über Moore und ihre Bedeutung für Natur und Erdatmosphäre gelernt, aber auch über Behördenstrukturen und darüber, wie sie Projekt-Initiativen den Schwung nehmen können.

Die ersten Projektanträge

Nach anderthalb Jahren hatten wir die ersten Projektanträge auf dem Tisch. Beantragt wurden Förderungen von PV-Anlagen auf Gebäuden gemeinnütziger Einrichtungen, Förderung für eine E-Bike-Station sowie Förderungen von Vernässungen bei Flächen in Moorgebieten. Bei den PV-Anlagen fördert der Klimafonds bis zu 25 Prozent, weil sich diese PV-Anlagen nach einer gewissen Laufzeit amortisieren. Bei den Naturschutz-Projekten fördert er bis zu 100 Prozent oder so viel, wie mit den eingezahlten Spenden möglich ist. Von den eingegangenen Anträgen haben wir zusammen mit dem Beirat vier Anträge ausgewählt und sie mit insgesamt 20 500 Euro bedacht, zwei Projekte zur Vernässung von Flächen in Moor-Gebieten, einen Anschub bei einer PV-Anlage und eine E-Bike Station.

Kennen Bürger den Fonds?

Und die Lörracher Bürger, was denken sie von dieser Initiative? Ich glaube, die meisten kennen den Klimafonds Lörrach nicht. Bisher haben nur Menschen an den Klimafonds Lörrach gespendet, die Christiane Herborn und ich persönlich kennen und angesprochen haben, das gilt auch für das Unternehmen und die Stiftung, die mit dabei sind. Es ist uns nicht gelungen, in der Stadt den Bekanntheitsgrad zu erreichen, an den wir zu Beginn dachten. Und wir haben auch deswegen nicht zu dem Volumen an Spenden motivieren können, das wir brauchen, um größere Projekte mit einem entsprechenden Betrag fördern zu können.

In den ersten 18 Monaten kamen zirka 29 000 Euro zusammen. Die meisten der 15 Spender, die sich 2022 und 2023 mit einem finanziellen Beitrag engagierten, waren schon mit dem Aufkommen der Idee davon überzeugt, dass die Arbeit eines solchen Klimafonds richtig und sinnvoll sein würde. Was aus ihrer Sicht für den Klimafonds Lörrach spricht, ist nicht nur die strikte Konzentration auf eine Reduzierung der C02-Emissionen, sondern vor allen seine regionale Orientierung.

Dabei fassen Christine Herborn und ich die Bezeichnung „regional“ räumlich weiter als die meisten Menschen, mit denen wir gesprochen haben, vor allem auch deswegen, weil die Moorlandschaften etwas weiter entfernt von Lörrach liegen. Interessant ist für uns, dass die meisten Spender daran interessiert sind, ihr Geld in Moor-Projekte zu investieren, die Anschub-Förderung zum Aufbau von PV-Anlagen ist vielleicht zu alltäglich, um attraktiv zu sein.

Das Zwischenfazit

Unser Fazit nach den ersten 18 Monaten? Wir meinen immer noch, dass es notwendig ist, sich auch mit kleinen Beiträgen an einem großen Ziel und einer komplexen gesellschaftlichen Transformationsaufgabe zu beteiligen. Wir halten die regionale Orientierung weiterhin für sinnvoll, auch wenn wir den Begriff „regional“ etwas ausdehnen. Wir wollen dabei bleiben, die Fördergelder sowohl für technische Maßnahmen als auch für Naturschutz-Projekte zu nutzen. Und wir möchten dazu beitragen, dass das Narrativ, dass Klimaschutz immer Verzicht bedeutet durch ein anderes ersetzen wird, das Klimaschutz positiv beschreibt, als Investition in eine sich regenerierende Natur und eine lebenswerte Umwelt.

Die Autorin

Mechtild Beucke-Galm
studierte Naturwissenschaften und Pädagogik, absolvierte danach Weiterbildungen in Familientherapie, Organisationsentwicklung und Coaching. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Lehrerfortbildung und Schulentwicklung gründete sie die Beratungsfirma io-d und arbeitet seitdem selbstständig als Beraterin und Coach mit Unternehmen und sozialen Einrichtungen. Sie gehört zum internen Team des Runden Tisch Klima Lörrach und ist zweite Vorsitzende des Klimafonds Lörrach.

Website: https://rtk-loerrach.de/klimafonds/

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