^ Lörracher Konzert: Das Energiezentrum, von dem alles ausgeht - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörracher Konzert Das Energiezentrum, von dem alles ausgeht

Dorothee Philipp
Charlie Cunningham ist mit seiner aktuellen Band im Burghof aufgetreten. Foto: Dorothee Philipp

Stehende Ovationen, glückselige Rufe und Pfiffe am Ende: Der Auftritt von Carlie Cunningham im Burghof bescherte dem Publikum einen Abend voller Gefühle, ausgedrückt in Klängen und poetischen Texten. Als Support eröffnete die bretonische Sängerin Quinquis das Konzert.

Sie hatte eine ganze Bühne voll von Soundmaschinen mitgebracht, denen sie einen riesigen Katalog von elektronischen Effekten entlockte. Damit untermalte sie ihre in schwermütigem Moll gehauchten Seufzer um ertrunkene Seefahrer und Frauen, die sich mit dem Velo am Mont Ventoux verausgaben. Das letzte Stück war eine Umdeutung des Top-Gun-Hits „Take my breath away“ als Erlebnis auf der Covid-Station in einer Klinik. Mutig, aber im Strudel der Klangeffekte aus der Maschine nicht wirklich authentisch.

Anders Charlie Cunningham. Das Rezept ist unfehlbar: Ein Mann sitzt da in T-Shirt und Jeans mit einer einfachen akustischen Gitarre. Alles was er sonst noch an Äußerlichkeiten braucht, ist ein kleiner Schemel für das rechte Bein. Er singt mit sympathischem Bariton von den wichtigen Dingen des Lebens, die oft so rätselhaft sind, dass man sie nur in Musik ausdrücken kann. Charlie Cunningham und seine Gitarre sind der Gravitationspunkt, das Energiezentrum, von dem alles ausgeht. Drumherum gruppieren sich seine Musiker Ben (Bass), Liam (Drums) und Sam (Keyboard, Trompete).

Sie gehen subtil auf die Impulse des Künstlers ein, da ein wohliger Teppich aus den Tiefen der Bassgitarre, dort ein subtil gestrichelter Kommentar auf dem Becken. Hin und wieder zart angedeutete Backing Vocals in Pianissomo. Keine solistischen Alleingänge, sparsame Interaktion, alles ist auf das Ganze ausgerichtet, in dessen Mittelpunkt der Mann mit der Gitarre sitzt. Die Trompete, die Sam zum Teil mit einer Hand spielt, hat in ihrer Behutsamkeit vokale Qualitäten, die sich mit Cunninghams Stimme zu kleinen zauberhaften Duetten vereinigt. Sein Keyboard steuert dezente Hall- und Echoeffekte bei, hat auch mal Glockentöne bereit, lotet die Stille aus, in die die Stücke münden.

Die vier Musiker präsentieren eine Auswahl aus den drei Studioalben von 2017 bis 2023. Zum Einstieg gibt es mit „Telling it wrong“ einen Titel aus dem Album mit EPs der Jahre 2014 bis 2016. Einmal im Programm und dann am Ende zum letzten Stück „You sigh“ züngelt heißes Flamenco-Feuer auf, die Gitarre zeigt sich in einer neuen, aufregenden Rolle, virtuos und kraftvoll. Den Kontakt zu dieser Musik hatte Charlie Cunningham, als er in einem Hostel in Sevilla jobbte, wie seine Vita verrät.

Mit dem Song „Water Tower“ zeigt sich Charlie Cunningham auch als versierter Pianist, der die nächtliche Stimmung dieses Liedes in ein zauberhaftes Licht taucht, zart und doch bestimmt, in einem sensiblen Dialog mit Sams Trompete. „Why don’t you stay for an hour or so?“ Gute Frage, man schließt die Augen und hört. Das Konzert kommt fast ohne Moderation aus, wir erfahren, dass Ben gestern Geburtstag hatte. Die lustige Ansage, dass es keine Zugabe gibt, bewahrheitet sich am Ende dann auch. Aber man geht beschwingt seiner Wege, ganz in der inneren Balance.

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