^ Lörracher Konzert: Von pompös bis getragen - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörracher Konzert Von pompös bis getragen

Jürgen Scharf
Einen glänzenden Auftritt legte das Brass-Ensemble „Brasseria“ beim Con-Boni-Konzert hin. Foto: Jürgen Scharf

Das Blechblasensemble „Brasseria“ glänzt beim Benefizkonzert mit breitem Repertoire, abwechslungsreichem Programm und mitreißend virtuosem Spiel. Georg Friedrich Händel hätte seine Freude gehabt an der Aufführung der Ouvertüre zur Feuerwerksmusik.

Sie nennen sich „Brasseria“, haben aber nichts gemein mit einer Brasserie (Brauerei), wohl aber mit Brass (Messing). Hinter dem Wortspiel steckt ein Brass-Ensemble: Blechbläser des vor einem Jahr aufgelösten Basler Festival Orchesters. Unter diesem klingenden Namen zeigten beim Con-Boni-Konzert in der vollbesetzten Kirche St. Bonifatius die Brasseria-Blechwerker, was in ihnen steckt.

Für dieses Projekt haben sie mit einem namhaften Trompetenprofessor aus den USA zusammengearbeitet: James Thompson, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Blechblasmusik, ein erfahrener Solotrompeter, Lehrer und Publizist, sorgte für punktgenaue Präzision. Man hörte ein buntes Programm mit Arrangements von Barock bis Tango – und alles in einer verblüffenden bläserischen Geläufigkeit und strahlendem Blechbläserglanz. Die Kirche hallte nur so unter der stählernen Klangbrillanz.

Prächtiges Klangerlebnis

Schon zu Beginn des Konzerts sorgte Händels unverwüstliche Feuerwerksmusik für ein prächtiges Klangerlebnis. Allein mit dieser Ouvertüre brannte die Brass-Band, in der profilierte Trompeter, Posaunisten und andere Blechbläser aus Südbaden, der Schweiz und Frankreich sitzen, ein kurz aufflackerndes Trompetenfeuerwerk ab, ehe sie ihre klangfarbige Leuchtkraft des Messings in den Dienst Mendelssohns stellte.

Es sollte bei einem Kirchenkonzert auch geistliche Musik dabei sein, und so war etwas Getragenes wie die Motette „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ aus dem Oratorium „Elias“ eine gute Wahl. Hier konnten die Bläser ihre homogene und kantable Seite vorführen. Was danach kam, war eine kraftvolle Selbstdarstellung der Bläserkunst, ein Ritt durch den Wilden Westen.

Mit Filmmusik

Für einmal verlassen die „Schwermetaller“ ihr klassisches Terrain und finden sich in der Filmmusik wieder, genauer im Western „Silverado“, und geben sich ganz dem Breitwandsound hin, mit Haut und Haar, packend, fesselnd. Lauter Kevin Costners in der Brasseria, die Bilder von Cowboys und Pferden vor den Augen vorbeiziehen lassen – alles in stupender Virtuosität und Klangraffinement gehalten.

Da hat also James Thompson ganze Arbeit geleistet und für den rhythmischen Elan gesorgt. Aber er hat auch in den anderen Stücken viel aus den 13 Bläsern – alles erste Vertreter ihres Fachs – herausgeholt. Etwa bei dem Ausflug in den hohen Norden zu drei Norwegischen Tänzen von Mogens Andresen, wo die Blechbläsergilde die spezielle nordische Tonsprache und den Charakter trifft. Man muss an Trolle und verzauberte Wälder denken.

Prachtvoll war auch der „Enigma“-Satz „Nimrod“ von Edward Elgar, sehr konzentriert im Klang auf das reduzierte tiefe Blech. In Schostakowitschs „Festlicher Ouvertüre“ glänzten alle Musiker mit opulentem Klang und blendender Technik.

Der Klangeindruck

Toppen konnten sie ihr Programm mit einem vibrierenden Spiel und viel Schlagwerk in einem Medley aus Astor Piazzollas Tango-Oper „Maria de Buenos Aires“. Der starke Hall ließ zwar akustisch nicht immer eine transparente Durchzeichnung des Stimmengewebes zu, aber der Klangeindruck war überwältigend. Und diese Tango-Eskapade nicht nur schmissig, sondern ein virtuoses Blechvergnügen der Extraklasse.

Humorvoll moderiert hat den Abend der einzige Lörracher in der Formation, der Trompeter Jochen Weiss. Und nach der Begeisterung in der Kirche mit stehenden Ovationen konnte er sicher sein, dass einiges an Spenden für den Pestalozzi-Kindergarten Lörrach und den Förderverein für krebskranke Kinder Freiburg zusammenkam.

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