^ Lörracher Tradition: Jörg Roßkopf ist der neue Protektor der Lörracher Fasnacht - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörracher Tradition Jörg Roßkopf ist der neue Protektor der Lörracher Fasnacht

Anita Indri-Werner
Der neue Protektor wurde vorgestellt: Oberzunftmeister Andreas Glattacker, Protektor Jörg Roßkopf und Obergildemeister Michael Lindemer. Foto: Anita Indri-Werner

Ganz nach der Fasnachtsloosig „Gliech, numme anderscht“ ist die Narrenzunft Lörrach in die Fasnachtssaison 2023/2024 gestartet. Was war an diesem 11.11. bei der Fasnachtseröffnung anders?

Erstmals fand die Veranstaltung im Hebelsaal des Dreiländermuseums statt. Und es wurden keine Schnecken verzehrt, sondern Schneckennudeln, ein Gebäck gewürzt mit viel Speck. Oberzunftmeister Andreas Glattacker lieferte die Erklärung: Im Spätsommer sei vom Brauhaus Lasser mitgeteilt worden, dass dort keine Fasnachtsveranstaltungen mehr gewünscht seien. Also haben sich die Zunftmeister auf die Suche gemacht und mit Museumsleiter Jan Merk einen neuen Gastgeber gefunden.

Neu: Schneckennudeln Foto: Anita Indri-Werner

Glattacker dankte Merk für seine „historische Entscheidung“, die Strahlkraft weit über die Stadtmauern Lörrachs habe. Auch werde die traditionelle „Rotsuppe“ am Rosenmontag im Dreiländermuseum stattfinden, verriet der Oberzunftmeister. Die Tradition der Fasnacht, verbunden mit Fröhlichkeit und Narretei, sei wichtig, dennoch gedenke man der Menschen, die in schweren Zeiten leben müssten, sagte Glattacker. Mit einem kräftigen „Friss’n wäg d’r Schnägg“ wurde die Fasnacht eröffnet.

Abschied und Neuanfang

Nicht nur den Verlust wichtiger Stützen, auch guter Freunde habe die Narrenzunft in diesem Jahr zu beklagen. Dennoch: Mit Stefan Ziegler, Hubert Bernnat und Rolf Hauser, die zu Zunftmeistern ernannt wurden, erfährt die Narrenzunft erfreulichen Zuwachs. Ziegler bringe frisches Blut in die Reihen, Bernnat, wort- und schriftgewandt, bereichere durch Erfahrung. Und Hauser ist ein langjähriger Mitstreiter als Kapellmeister der „Night Shadows“.

Oberzunftmeister Andreas Glattacker (v.l.), Gestalter der „Blaggete“, der 14 jährige Dennis Schmohl aus Weil am Rhein, und Obergildemeister Michael Lindemer Foto: Anita Indri-Werner

Dann hielten die Neulinge ihre Einstandsrede: Zuerst sei er von der Narrengilde angeworben worden, berichtete Ziegler. Das jedoch habe seine „Heeresleitung“ abgelehnt. Dann habe ihn Philipp Buser am Tanz in den Mai in Brombach für die Narrenzunft angeworben. Das habe seiner Liebsten zugesagt und so kam der gebürtige Lörracher, der zwischenzeitlich in Tannenkirch wohnt, zur Lörracher Narrenzunft.

Zum „Vereinswechsel“ hat sich Hubert Bernnat nach Abwägung aller Seiten entschieden. Da er nicht als fraktionslose „Esche“ tauge, bliebe nur der Wechsel außerhalb der bisherigen Liga. Zudem müsse er sich getränkemäßig im Vergleich zum Gemeinderat nicht umstellen. Es bleibe bei Schorle. Mit spitzer Zunge nahm Bernnat dann die Weiler Verwaltung und deren Pläne rund um das Tram aufs Korn.

Vorträge der Zunftmeister

Ralf Buser hat sich drei Jahre lang auf sein Rentnerdasein vorbereitet. Nicht vor 15 Uhr Einkaufen gehen, Tanken nach 22 Uhr, allerdings die Prüfung habe er nicht ablegen können, da er in Nachtschicht arbeiten musste. Überhaupt, in Deutschland sei es „eine verfahrene Situation“. Beispielsweise täte die Regierung so, als würde sie Probleme lösen, wobei es diese ohne sie gar nicht gebe. Buser wusste, vor hundert Jahren habe jeder ein Pferd gehabt und die reichen Leute ein Auto. Heute hätte jeder ein Auto und die reichen Leute ein Pferd. Aber es gebe auch gute Nachrichten, das Flaschenpfand werde massiv erhöht.

Oberzunftmeister Andreas Glattacker eröffnet die Fasnacht 2023/2024. Foto: Anita Indri-Werner

Philipp Buser nahm sich der Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Stadt Lörrach an. Bedauernswert seien die Anwohner der Homburgsiedlung. Zwar hätten sie vor der Haustür eine 30er-Zone, der Lärmpegel der Autobahn erinnere jedoch im Wohnzimmer an ein Rockkonzert der „Toten Hosen“. Was die Autofahrer von der Autobahnbrücke werfen, würde von einem „löchrigen Zaun“ aufgefangen. Das zeige einmal mehr, dass es keine lückenlose Abwicklung von Missständen gebe.

Weitere humorvolle Stücke

Witzig, humorvoll und gelungen war der Vortrag von Karl-Heinz Sterzel, der auf seine unvergleichliche Art aufzählte, gegen was er alles ist. Gegen Gegenwind beim Radfahren. Gegen Alkoholkontrollen im Straßenverkehr, weil diese zwangsläufig zum Führerscheinentzug führen. Dass die Wiese schiffbar gemacht wird, Sterzel ist dagegen. Jeden Tag die Ausflugsdampfer aus der Schweiz und mit Pech steigen auch noch Weiler zu, das gehe nicht.

Erstmals fand die Eröffnung im Hebelsaal statt. Foto: Anita Indri-Werner

Ganz hervorragend war der Vortrag von Thomas Wagner. Die Ampel-Regierung bekam ihr Fett weg, obwohl diese sich mit den Farben der Lörracher Narren schmückten. Die Lörracher Loosig passe auch zu Sarah Wagenknecht, die jetzt ihre eigene Partei gründen wolle. Diese Partei heiße „Sarahs eigenes Ding“, kurz SED, also „gliech, numme anderscht“. Das Klima sei ebenfalls noch gleich, nur halt anders. Wenn er sich beispielsweise ein Bad einlasse so verwende er Trinkwasser. Und wenn er aus dem Bad heraussteige, dann sei es immer noch Trinkwasser, nur eben anders.

Jörg Roßkopf ist Protektor

Der neue Protektor heißt Jörg Roßkopf. Seit 33 Jahren ist er Mitglied in der Narrenzunft Lörrach, 24 Jahre lang war Roßkopf Obergildemeister. „Straßen- und Saalfasnacht, das ist unsere Fasnacht, da bin ich gerne mit dabei“, sagte Roßkopf. Es scheine wohl manchem, er sei wie ein „Fettauge auf der Suppe“. Egal wie oft man umrühren wolle, das Fett schwimme immer oben, stellte der neue Protektor fest. Daher frage sich wohl der eine oder andere: „Wird me de Siech nie los?“.

Zudem stellte er fest, dass zwischenzeitlich ein Großteil der Narren, wie der Oberzunftmeister, der Obergildemeister und nicht zuletzt auch noch der neue Zunftmeister aus Tüllingen kommen. Das weise auf „mafiöse Strukturen“ hin – und er fordere, dass, um das Gleichgewicht herzustellen, ein Zunftmeister vom Salzert ernannt werde.

Dann lud Roßkopf in den Hebelpark ein, wo aus Anlass der einjährigen klimaneutralen Fasnacht ein Baum gepflanzt wurde (Bericht folgt).

Närrische Termine

Zunftabende
31. Januar, 1., 2., 3., 6., 7., 8., 9. und 10. Februar;
Kartenbestellung nur für Passivmitglieder unter karten@narrenzunft-loerrach-1936 bis zum 25. November
Kartenabholung für Passivmitglieder am 12. und 13. Januar, jeweils von 10 bis 14 Uhr beim Wein Speck, Schwarzwaldstraße Lörrach
Kartenvorverkauf 7. und 21. Dezember von 19 bis 20 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum der Friedenskirche, Im Bächlinweg 1
Kartenvorverkauf online ab 27. November, 11.11 Uhr unter www.narrenzunft-loerrach-1936.de

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